Spuk in Moskau: Fünf dunkle Ecken mit Gänsehaut-Effekt

Wie jede Großstadt hat auch Moskau seine eigenen Gruselgeschichten. Ob wahr oder nicht, zeigen sie doch eine weniger bekannte Seite der Stadtgeschichte. Die MDZ zeigt Ihnen die fünf schaurigsten Beispiele.

Geben Sie Acht vor den dunklen Gestalten der Nacht. Auch in Moskau. / Peggy Lohse

Geben Sie Acht vor den dunklen Gestalten der Nacht. Auch in Moskau. / Peggy Lohse

1 „Graue Kutsche“ ins Nirgendwo

In der Gegend um die Kusnezkij-Brücke herum befanden sich bereits im 19. Jahrhundert nicht nur viele Modegeschäfte, sondern auch eine Spielhölle an der nächsten. Adelige Verlierer streiften nicht selten völlig „abgebrannt“ durch die Gassen, Konflikte um Geld und Liebe mussten ausgetragen und geklärt werden. Ungefähr zu dieser Zeit entstand auch die Legende von der „Grauen Kutsche“ mit unerkennbarem Kutscher in langem schwarzen Mantel.

Dieser soll die Enttäuschten dann eingeladen haben, sie kostenfrei an einen Ort ihrer Wahl zu bringen, woraufhin diejenigen nie mehr gesehen worden seien. Und obwohl die Sowjetmacht sowohl die Modeläden als auch die Casinos schloss, soll sich die „Graue Kutsche“ als Legende gehalten haben, in leicht modernisierter Fassung: Statt eines Pferdewagens entführt heute ein grauer Lada „Sechser“ (2106, seit 1976 hergestellte Luxus-Version) erfolglose Streuner.

Kusnezkij-Brücke

M Kusnezkij Most

2 Stalin-Terror im Ufer-Haus

Als Russlands Hauptstadt nach der Oktoberrevolution 1917 aus St. Petersburg nach Moskau umzog, fehlte es plötzlich an Wohn- und Arbeitsraum für die Staatsdiener. Schnell wurde ein Luxuswohnhaus hochgezogen, genau an der Stelle des mittelalterlichen Moskauer Galgens. Hier wohnten unter anderem Josef Stalin, bevor er Staatschef der Sowje- tunion wurde, und seine Tochter Swetlana Allilujewa, die Rotarmee-Marschälle Georgij Schukow und Michail Tuchatschjowskij sowie Regierungschef Nikita Chruschtschow.

In den 30er Jahren soll mehr als ein Drittel der zumeist durchaus hochrangigen Anwohner der Verfolgungen zum Opfer gefallen sein. Nachts seien ganze Familien abgeholt worden, morgens fanden sich wieder Türen verrammelt. Viele begingen Selbstmord. Die Geister der Opfer sollen noch heute auf der Suche nach ihren Wohnungen durch die Flure streifen.

Ul. Serafimowitscha 2/20

M Poljanka

3 Fluch des Puschkin-Theaters

Das Kammertheater von 1914 wurde in den 50er Jahren um- und ausgebaut. Der neue Anbau entstand am Ende auf dem Gelände eines alten Kirchfriedhofs. Als die Primadonna und Witwe des Theatergründers und Regisseurs Alexander Tairow, Alisa Koonen, von der Vorgeschichte erfuhr, verfluchte sie das Haus. Kurz darauf, 1974, starb sie.

In der Folgezeit verschmähte das Publikum aus unerfindlichem Gründen die Stücke des Theaters. Egal ob Neuinszenierung oder traditionelles Stück – es gab Pfiffe, „Buh!“-Rufe und handfeste Skandale. Arbeiter erzählten sich Legenden von Koonens Visionen und dem Fluch. 1991 wurde das Gebäude neu geweiht. Am Vorabend des folgenden Stückes soll dann ein farbenfroher tropischer Schmetterling durch den Zuschauerraum auf die Bühne geflogen sein, angeblich ein Zeichen dafür, dass Koonens Geist seinen Fluch von dem Theater genommen habe.

Twerskoj Bulwar 23

M Twerskaja, Puschkinskaja, Tschechowskaja

Moskauer Hinterhof an der Tschechow-Bibliothek / Peggy Lohse

Moskauer Hinterhof an der Tschechow-Bibliothek / Peggy Lohse

4 Die blutende Uhr

„Diese Uhr wird immer nur schlimme Stunden zeigen“, drohte einst der Beamte, Ingenieur und Günstling Peters des Großen, Jakob Brjus. Dieser hatte die Sonnenuhr an der Spartakow-Straße 2 entworfen. Die adeligen Hausherren aber sollen ihn und sein Werk ausgelacht haben. Daraufhin verwünschte er die Bewohner und die Uhr selbst.

Später sollen Augenzeugen bestätigt haben, dass sich das Gestein der Uhr vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg blutrot färbte und auf dem Zifferblatt ein weißes Kreuz auf einer Grabplatte auftauchte. Das mysteriöse Kreuz soll dann in Richtung eines geheimnisvollen Schatzes gezeigt haben, erzählte man sich. Und die Menschen fingen an zu suchen. Aber niemand hat diesen Schatz je finden können. Nein, jede Suche endete vergeblich, immer nur mit dem Tod des Suchenden und großem Leid für dessen Familie.

Ul. Spartakowaskaja 2

M Krasnyje Worota, Baumanskaja

5 Der Teufel steckt im Teich

Wo sich heute die Patriarchen-Teiche befinden, war vor langer, langer Zeit einmal ein Moor. Später richteten sich die Einheimischen der Gegend einen heidnischer Riten-Platz dort ein, wo den Opfern nicht selten die Köpfe abgeschlagen wurden, heißt es in einer Legende. Angeblich verstecken sich darum möglicherweise noch heute gerade dort die Seelen derer, denen zu Lebzeiten keine Gerechtigkeit widerfuhr.

Dass in Michail Bulgakows „Meister und Margarita“ Berlios und der Teufel genau an diesen Patriarchen-Teichen auftauchten, dürfte diese Gerüchte nur noch weiter befeuert haben. Es heißt, man solle beim nächtlichen Spaziergang dort bloß nicht den Kopf verlieren…

Ul. Malaja Bronnaja

M Twerskaja, Puschkinskaja, Tschechowskaja

Zusammengetragen von Peggy Lohse

 

Grusel-Ausflugstipp

Wen diese Legenden knicht verschrecken, sondern neugierig machen, der kann eine Stadttour „Moskau – Territorium der Wunder“ mit „Ogni Stolizy“ (Lichter der Hauptstadt) mitmachen. Die Grusel-Führung wird im Winter mit dem Bus, ab April dann wieder zu Fuß durchgeführt. In jedem Falle aber findet sie nachts statt. Treffpunkt ist am Außenministerium, die Rundfahrt bzw. der Rundgang dauert etwa drei Stunden.

Außerdem gibt es Führungen durch Alt-Moskauer Kneipen, romantische Nachttouren durch die vielen Lichter der Großstadt sowie Thementouren zu Geheimgesellschaften und den skandalösesten Liebesgeschichten Moskaus.

Ab 1050 Rubel
je von Samstag auf Sonntag, zwischen 1 und 6 Uhr, oder speziell per Voranmeldung

Exkursions-Theater-Büro „Ogni Stolizy“
Ul. Arbat 54/1

M Smolenskaja
(495) 790 90 89

www.moscowturizm.ru

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