Deutscher Schaschlyk in Udmurtien

Wegen geschlossener Grenzen fällt der Deutschlandurlaub für russische Touristen in diesem Sommer flach. Doch deutsche Reiseziele lassen sich auch innerhalb Russlands entdecken. Die MDZ stellt zwei Orte mit deutschem Kolorit vor.

Auf russlanddeutschen Spuren: Zwetnopolje in Sibirien (Foto: privat)

Zwetnopolje, Omsker Gebiet

Im sibirischen Zwetnopolje sind deutsche Urlaubergruppen zwischen zehn und zwölf Menschen jederzeit herzlich willkommen. Eine Tagestour in die deutschsprachige Siedlung unweit der Großstadt Omsk gehört mittlerweile zum Programm vieler Sibirientouristen, die mit der Transsibirischen Eisenbahn auf dem Weg in Richtung Baikalsee sind. Auch ein Dresdner Reiseanbieter hat die Touren regelmäßig im Programm.

Die Entdeckungslustigen aus Deutschland werden in Omsk von der Bahn abgeholt und mit dem Auto in das 41 Kilometer entfernte Zwetnopolje kutschiert. Dort kommen die Urlauber bei deutschsprachigen Familien unter und werden viermal am Tag verpflegt. Außerdem werden Führungen durch drei nahe gelegene deutschsprachige Dörfer angeboten. Die Besucher können ein örtliches Museum besuchen sowie an einer Führung durch eine Brauerei teilnehmen. Außerdem kann in deutschsprachigen Dorfläden eingekauft werden.

Nach den Entdeckungen locken die sibirische Banja und philosophische Gespräche bei Tisch. Dazu werden traditionelle russlanddeutsche Gerichte aufgetragen und hochprozentige russische Getränke gereicht. Die Lebensmittel kommen aus der Region und sind naturbelassen. Am nächsten Tag geht es dann wieder nach Omsk zurück.

Auch im Winter lohnt ein Abstecher nach Zwetnopolje, das schon seit rund 15 Jahren von den deutschen Touristen lebt. So besuchen beispielsweise viele Teilnehmer des bekannten Winterhalbmarathons von Omsk die Siedlung nach dem bestandenen Wettkampf für wenige Tage. Inklusive An- und Abtransport und Besichtigungsprogramm müssen Einzelreisende zwischen 30 und 45 Euro pro Tag berappen.

Moschga, Udmurtien

Im Jahr 2014 kauften Igor und Olga Frese am Stadtrand von Moschga ein großes Stück Land mit etwas Wald und errichteten mit regionalen Fördermitteln ihre Herberge „Prostokwaschino“. Touristen besuchen die Ferienanlage vor allem, um die traditionelle dörfliche Lebensweise kennenzulernen, in der Banja zu schwitzen oder sich einmal richtig an leckeren Schaschlyk-Spießen satt zu essen.

Bei den Freses muss sich niemand langweilen, für die Gäste findet sich immer eine Beschäftigung. So können die Besucher beispielsweise durch die malerischen Weinberge der Familie spazieren und sich anschließend in einem Kurs von Igor Frese in die Geheimnisse der Weinkelterei einweihen lassen. Danach kann der gehaltvolle Rebensaft auch selbst probiert werden.

Wer es etwas wilder mag, kann bei einem Spaziergang mit dem Familienhund Naika den nahe gelegenen Wald erkunden, süße Wilderdbeeren suchen und allerlei Kräuter für einen frischen und aromatischen Wildtee sammeln. Naika kennt die verschlungenen Pfade wie kein zweiter und bringt die Touristen immer wieder sicher zurück. Wer lieber große Tiere mag, kann für die Eselin Fatima und den Ziegenbock Tobik Heu ernten.

Nach getaner Arbeit entspannt man sich am besten in der Banja. Anschließend kann man udmurtische Spezialitäten wie Tabani – eine Art Brot aus saurem Teig – oder die einem süßen Käsekuchen ähnelnden Perepetschi probieren. Auf Nachfrage bereitet Igor Frese auch Schweinshaxe nach Familienrezept zu. Übernachten kann man im Wirtschaftshaus oder auf dem traditionellen Hängeboden einer klassischen russischen Bauernhütte. Ein Urlaub bei den Freses ist genau das Richtige für lärmgeplagte Großstädter, die sich nach Natur sehnen.

Olga Silantjewa und Ljubawa Winokurowa

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