Europa mit russischen Augen: Eindrücke junger Russinnen

Aus einer Reise Kunst zu machen war das Ziel von Wera Barkalowa und Jekaterina Kowalenko. Das Ergebnis ist jetzt unter dem Titel „Jung, aber nicht gebrochen“ auf dem Ausstellungsgelände WDNCh zu sehen.

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Wera Barkalowa in Amsterdam /Foto: Jekaterina Kowalenko

Reisen bildet, heißt es. Zumindest hilft Reisen aber, Neues zu entdecken und sich mit fremden Kulturen vertraut zu machen. Um dies zu fördern, gibt die Europäische Union seit diesem Jahr 15 000 Interrail-Tickets an junge Menschen aus.

Für junge Russen sei es schwieriger, solche Erfahrungen zu machen, sagt Igor Muchin. Denn in Russland lebe man zuweilen wie auf einer isolierten Insel. Ihr zu entkommen, sei sehr teuer. Muchin ist Kurator der Ausstellung „Jung, aber nicht gebrochen“, die aktuell im Kosmos-Pavillon auf dem Ausstellungsgelände WDNCh zu sehen ist.

Aus einer Reise wird Kunst

„Jung, aber nicht gebrochen“ ist der Preisträger des dritten „Wlsjot“-Wettbewerbs für junge Kunst im Bereich Fotografie. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Europareise der Fotografin Wera Barkalowa und der Bildhauerin Jekaterina Kowalenko. Einen Monat bereisten die beiden Künstlerinnen den Kontinent – von Italien über Frankreich nach Deutschland – und das fast ohne Geld. Ihr Ziel war es, die europäische Kunst mit eigenen Augen zu sehen und die russischen Stereotype über Europa zu überprüfen.

Nach ihrer Rückkehr standen Barkalowa und Kowalenko vor der Aufgabe, die Reise in Kunst zu verwandeln. Entstanden ist eine totale Installation. Der Besucher kann die Europatour der jungen Künstlerinnen über Lautsprecher sowie auf Videos verfolgen.

Hauptelement von „Jung, aber nicht gebrochen“ sind jedoch Fotografien. Diese sind nicht, wie üblich, an den Wänden angebracht, sondern in Postkartenform auf Matratzen im Ausstellungsraum verteilt. Man habe diese Art der Präsentation gewählt, um sich deutlich vom klassischen Ausstellungskonzept zu distanzieren, erklärt Kowalenko.

Die Künstlerinnen überprüfen Stereotype

Die Matratzen sollen dem Besucher die Möglichkeit geben, sich hinzusetzen und mit den Fotografien in Berührung zu kommen. Sie sind ebenso ein Symbol für die Europareise Barkalowas und Kowalenkos. Denn fast mittellos organisierten die beiden Künstlerinnen Schlafplätze in oft halblegalen Häusern. Und diese bestanden oft aus nicht mehr als einer Matratze.

Strukturiert wird der Ausstellungsraum im Kosmos-Pavillon mit Installationen, die die besuchten Länder symbolisieren. Italien kommt in „Jung, aber nicht gebrochen“ klassisch in Säulenform daher. Beklebt mit Fotografien der Reise und einigen Graffitis.

Für Frankreich steht ein Zaun, der tief in den Raum hineinragt. Der Zaun sei für die Künstlerinnen ein Übergang gewesen, sagt Kowalenko. Ein Übergang in die geornete und ruhige Welt Deutschlands. Diese tut sich hinter dem Zaun in Form eines Stapels steriler Handtücher und einer weißen Wand auf. „Jung, aber nicht gebrochen“ ist ein subjektiver Blick auf Europa. Ob der Betrachter damit übereinstimmen will und kann, bleibt ihm letztendlich selbst überlassen.

Daniel Säwert

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