Isolationsauflagen: Moskaus Behörden zeigen kein Erbarmen

Seit Montag gelten in der russischen Hauptstadt verschärfte Isolationsmaßnahmen. Die Moskauer Behörden agieren mit zunehmender Kompromisslosigkeit, um die Einhaltung zu gewährleisten. Das radikale Vorgehen treibt mitunter kuriose Blüten.

Seit Montag herrscht in der russischen Hauptstadt ein anderer, schärferer Ton. Seit Beginn der von Präsident Wladimir Putin verhängten Selbstisolation am 30. März darf niemand seine Wohnung in Moskau ohne triftigen Grund verlassen. Darunter fällt fast ausschließlich die Erledigung der Einkäufe sowie das Ausführen des eigenen Hunds. Nun kamen jüngst neue Auflagen hinzu. Unter anderem soll das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel nur noch mit einer digital ausgestellten Erlaubnis der Behörden möglich sein.

Wer zu nahe kommt, muss bezahlen

Doch das ist nicht alles. Wo die Moskauer Polizei anfangs noch Kulanz walten ließ und lediglich ermahnte, wird nun mit harter Hand durchgegriffen. Allein seit dem 12. April wurden nahezu 1.400 Einwohner der russischen Hauptstadt mit Strafzahlungen abgemahnt, weil sie sich nicht an den vorgegeben Abstand von 1,50 Metern hielten.

Auch Unternehmen sind dazu verpflichtet, diese Vorgabe in ihren Filialen umzusetzen. So wurden innerhalb der letzten drei Tage 92 Betriebe mit Strafzahlungen belegt. Sie sollen gegen die besonderen Handelsauflagen in der derzeit herrschenden Ausnahmesituation verstoßen haben. Oftmals ging es dabei um die Abstände zwischen den obligatorischen Klebemarkierungen, mit denen Läden ihre Warteschlangen koordinieren sollen. Die Gesamtzahl der Strafzahlungen beläuft sich wohl auf mehr als 12,5 Millionen Rubel.

Mit Beton für Recht und Ordnung

Bei Fahrlässigkeit und Verstößen kann Unternehmen jedoch nicht nur eine Ermahnung, sondern gar eine vollständige Schließung drohen. Dies hat nun das Moskauer Café „Samsa halal“ auf ganz besondere Weise zu spüren bekommen. „Baza“, ein populärer Kanal auf dem Messenger-Dienst Telegram, veröffentlichte heute vormittag kuriose Bilder, die zeigen, wie der Zugang zur Einrichtung mit Betonklötzen blockiert wurde.

Ein orangener Kipplaster parkt vor dem Eingang zum „Samsa halal“. (Foto: Telegram-Kanal „Baza“)

Laut des Kanals hatten die Behörden den Betrieb des Cafés in der Nähe der Metrostation „Ploschad Iliza“ bereits zu Beginn des Jahres eingeschränkt, wogegen sich die Einrichtung jedoch zur Wehr setzte. Nun soll „Samsa halal“ mit zu geringen Abständen zwischen seinen Stehtischen gegen die Isolationsauflagen verstoßen haben. Auf „Baza“ heißt es, dass die Einrichtung trotz eines Öffnungsverbots immer wieder die Tore für Kundschaft öffnete. Dem haben die Moskauer Behörden nun wortwörtlich einen Riegel vorgeschoben.

Massive Betonklötze lassen kein Durchkommen mehr zu. (Foto: Telegram-Kanal „Baza“)

Durch die Maßnahmen des Selbstisolation stehen viele kleinere Betriebe in Russland vor dem Aus. Restaurants können ihr Geschäft alleine durch die Hilfe von Lieferdiensten aufrecht erhalten. Schätzungen des Verbands für Gastronomen und Hoteliers zufolge stehen zwischen 30 und 50 Prozent entsprechender Betriebe vor der Schließung.

Patrick Volknant

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