Corona-Hilfe aus dem Ausland

Als die Lage in Russland noch ruhig war, schickte der Kreml großzügig Corona-Hilfen ins Ausland. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Mehrere Staaten versuchen Russland zu helfen. Manch ein Angebot wirkt dabei skurril. Und andere werden nicht gern gesehen.

Hilfe
Turkmenische Lkw bei ihrer Ankunft in Astrachan (Foto: Astrakhan.su)

„Aus Russland mit Liebe“ stand auf den Kisten, die Helfer im März in Italien aus dem Bauch von Frachtmaschinen holten. Russische Experten waren gekommen, um eine der reichsten Regionen Europas im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen. Zwar kamen schnell Zweifel auf, wie nützlich das russische Material denn wirklich sei. Aber dem Kreml war zumindest ein PR-Coup gelungen. Ein zweiter folgte kurz darauf, als man Beatmungsgeräte in die USA schickte, die sich im Nachhinein als wirkungslos und zudem noch gefährlich erwiesen. 

Seitdem sind mehrere Monate vergangen, in denen Russland selbst zu einem Hotspot des Coronavirus wurde. Eher schweigend, aber doch dankbar, nimmt der ehemalige Gönner nun Hilfe aus dem Ausland an. Und das auch von Ländern, von denen man es kaum vermutet hätte.  

China schickt als erstes Land Hilfe

Nachdem Russland eher unbemerkt bereits im Februar zwei Millionen Masken nach China geschickt hatte, war das Reich der Mitte das erste Land, das die Hilfe erwiderte. 150 Millionen Masken und zwei Millionen Schutzanzüge sind mittlerweile aus dem Nachbarland eingetroffen. Auch Usbekistan schickte fünf Millionen Masken nach Russland.

Und Ende Mai revanchierten sich die USA mit Beatmungsgeräten. Man sei dankbar für die russische Hilfe zu Beginn des Ausbruchs in den USA gewesen. Jetzt, wo sich die Lage stabilisiert habe, könne man die Hilfe erwidern, zitiert die Tageszeitung „Kommersant“ Diplomatenkreise. Weniger euphorisch zeigt sich dagegen bisher die Europäische Union.

Statt direkter Hilfe verspricht sie lieber Geld, wenn auch nicht sofort. Seit dem 11. Mai können sich Russen um Fördergelder aus der Initiative zur Solidarität mit der russischen Zivilgesellschaft bewerben. Sechs Millionen Euro hat Brüssel dafür bereitgestellt. Auf das Geld müssen die Antragsteller jedoch noch länger warten. Denn die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende Juni.

Turkmenischer Beitrag eher ungewöhnlich

Eingetroffen ist hingegen bereits die recht ungewöhnliche Hilfe aus der Wüsten-Diktatur Turkmenistan. Mitte Mai schickte Staatschef Gurbanguly Berdymuchamedow 49 LKW mit 1000 Tonnen Hilfsgütern über das Kaspische Meer ins südrussische Astrachan. Beladen waren die Lkw mit Tomaten, Kohl, Möhren und Wasser. Aber auch mit „hochwertigen“ Textilien und Baumaterialien wie Betonplatten, Ziegelsteine und Spachtelmasse. Man wolle die in Not geratenen kleinen und mittleren Unternehmer unterstützen, hieß es aus Aschgabat.

Während Astrachan die transkaspische Freundschaft zelebriert, knirscht es hingegen an der Ostsee. Als Hamburger Exilrussen erfuhren, dass das St. Petersburger Krankenhaus Nr. 20 dringend Betten und Schutzausrüstung benötigt, beschlossen sie, Hilfe für die Partnerschaft zu organisieren. Selbst der Senat signalisierte seine Zustimmung, verlangte aber ein offizielles Schreiben aus St. Petersburg. Das aber kam nicht. Stattdessen warfen Beamte den Organisatoren Habsucht vor.

„Einige Personen“ würden den Trubel rund um das Coronavirus ausnutzen wollen, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Städten zu sabotieren, hieß es aus St. Petersburg. Nur kurz darauf überbrachte der Leiter der Abteilung für Außenhandelsbeziehungen dem Krankenhaus Nr. 20 medizinische Masken. Sie waren ein Geschenk des chinesischen Konsuls.

Doch es gibt noch Hoffnung auf medizinische Hilfe aus Deutschland. Ende Mai sprach sich der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer für die Aufnahme russischer Covid-19-Patienten aus. „Es wäre ein starkes Zeichen der Europäischen Union, wenn wir auch Patienten aus Russland bei uns behandeln würden“, sagte er dem „Spiegel“. „Wir versuchen insgesamt in Europa zu helfen. Und ich finde, wir sollten auch solidarisch sein mit Russland“.

Daniel Säwert

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