Ein Schmuckstück aus dem Reich der Mitte

Viele Metropolen der Welt haben es: ein chinesisches Viertel. Moskau fehlt es. Umso ungewöhnlicher ist das Gebäude im fernöstlichen Stil mitten im Zentrum: das Teehaus auf der Mjasnizkaja.

Im Teehaus auf der Mjasnizkaja werden auch Degustationen durchgeführt. Foto: Anastassija Buschujewa 

Biegt man auf die Mjasnizkaja-Straße von der Metro-Station Tschistyje Prudy ab, trifft man auf einen Herrensitz im chinesischen Pagodenstil. Moskau ist natürlich eine Stadt der Kontraste. Aber dass man solch ein architektonisches Juwel ausgerechnet hier vorfindet, ist ungewöhnlich.

Das Teehaus auf der Mjasnizkaja wurde zwischen 1890-1893 von dem russischen Architekten mit deutschen Wurzeln Roman Klein für den Teehändler Sergej Perlow errichtet. Im Erdgeschoss befand sich das Tee-Geschäft, auf der zweiten und dritten Etage residierte die Kaufmannsdynastie.

Am Anfang stach das Haus im Neorenaissance-Stil auf der beliebten Flaniermeile nicht aus der Reihe. Die chinesische Fassade entstand erst 1896 als ausgeklügelter Marketing-Trick. Der Geschäftsmann witterte beim Besuch des chinesischen Regenten zur Krönung des letzten Zaren Nikolai II. ein großes Geschäft und erteilte dem Handwerkskünstler Karl Hippius den Auftrag, sein Haus umzugestalten.

Während der Sowjetunion wurden die ehemaligen Wohnungen der Kaufmannsfamilien in Kommunalkas umgewandelt. Der Teeladen aber blieb. Hier ging vornehmlich die Politbüro-Elite einkaufen. Auch heute noch begeistert das Interieur, das aus dem Reich der Mitte stammte. Drachen, Fische und Vögel aus Übersee zieren die Decke des exotischen Hauses, in dem man fernöstlichen Tee und allerlei Köstlichkeiten kaufen kann. Touristen verirren sich hierher übrigens nur selten, wie die Verkäuferinnen berichten.

Teehaus auf der Mjasnizkaja
Ul. Mjasnizkaja 19
Metrostation Tschistyje Prudy

Anstassija Buschujewa

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