Wie die Deutschen in Sibirien russisches Lapta spielen

Das russische Spiel Lapta wird in die Schulprogramme für den Sportunterricht aufgenommen. Das verkündete kürzlich der Bildungsminister der RF Sergej Krawzow. Nachdem sie diese Nachricht gehört hatte, setzte sich die MDZ-Redakteurin, die noch nie Lapta gespielt hat, mit denen in Verbindung, die das Spiel gut kennen: mit den Deutschen aus dem Dorf Zwetnopolje.

Trainer Alexander Eckert aus Zwetnopolje (Foto: privat)

In Zwetnopolje, oder Blumenfeld im Deutschen Nationalen Rayon Asowo im Gebiet Omsk, spielt eine der bekanntesten Mannschaften des Landes das russische Lapta-Spiel. Sie sind dreifache Landesmeister Russlands in dieser Sportart, dreimalige Gewinner des Russland-Pokales, Sieger und Preisträger der Allrussischen Ländlichen Sportspiele und der Offenen Meisterschaft Sibiriens und Fernostens bei den Junioren. Aber das Wichtigste ist, dass hier schon lange viele Lapta spielen. Und das ohne zusätzliche Stunden im Schulprogramm. Warum?

Lapta: Das vergessene Spiel

„Das scheint euch dort in Moskau nur so, dass Lapta etwas Ausgestorbenes sei. In Wirklichkeit gibt es allein bei uns im Gebiet Omsk mehr als zwanzig Mannschaften“, erklärt der Lapta-Trainer Alexander Eckert aus Zwetnopolje. „Lapta ist ein interessantes Spiel und jeder Spieler in unterschiedlicher sportlicher Form kann es spielen. Außerdem ist es eine finanziell nicht aufwendige ländliche Sportart. Ein Tennisball, ein Schlagstock, Fußballschuhe und natürlich zwei Mannschaften – mehr braucht man nicht für das Spiel. Bei uns in Zwetnopolje war Lapta immer beliebt.“

Lapta als Teil des sportlichen Jahreszyklus

„Wir haben von Kind an Lapta gespielt. Für mich war es ein gewöhnliches Spiel, ich habe mir nicht den Kopf darüber zerbrochen, dass wir Deutschen ein altes russisches Spiel spielen“, erinnert sich Irina Skworzowa, geborene Eckert, die Nichte von Alexander Eckert. „ Das Spiel war für mich ein Teil des sportlichen Jahreszyklus unseres Dorfes. Im Sommer Lapta, Fußball, Volleyball, im Winter Schlittschuhe, Skier, Eishockey. Wenn die Saison für eine Sportart endete, begann die nächste.“

Wenn es Familienwettbewerbe im russischen Lapta-Spiel gäbe, würden die Eckerts aus Zwetnopolje sie wahrscheinlich gewinnen. In dieser großen Familie gibt es vier Meister des Sports im Lapta-Spiel und einen Meisteranwärter. Aber auch die anderen Familienmitglieder können den Ball werfen, bis zur Spiellinie laufen oder den Ball fangen und ihn abschlagen. Lapta ist auch deswegen gut, weil es Menschen aller Altersklassen spielen können, sogar die schon nicht mehr so schnell laufen können. In Zwetnopolje werden Jungen und Mädchen ab fünf Jahren in die Sektion Lapta aufgenommen. Alexander Eckart jr. leitet die Kinder- und Jugendsportschule des Landkreises Asowo.

„Beim schmalen Budget etwas schaffen“

Die Eckerts trainieren nicht nur die Dorfbewohner, ziehen Meister des Sports und Anwärter heran, sie schaffen auch Sportstätten. So hat Alexander Eckert anlässlich seines 60. Geburtstages Zwetnopolje ein Geschenk gemacht. Aus den Einnahmen seiner kleinen Privatwirtschaft und unter Beteiligung der ortsansässigen Bauern kaufte er kleinkörnige Masse und Leim und hat dann zusammen mit seinem Sohn und anderen Trainern einen modernen Belag für den Volleyballplatz angefertigt. Er organisiert regelmäßig Subbotniks im Stadion. In den vergangenen Jahren haben die Eckerts über 200 Tannen und Kiefern gepflanzt. Alexander Eckert hat sogar aus eigener Tasche eine Drehbank finanziert, um die Schlagstöcke für Lapta zu schleifen. Er ist überzeugt, „dass man auch bei schmalem Budget mit gutem Willen und richtiger Organisation etwas schaffen kann.“

Aber Enthusiasmus und die Mittel der Familie und der Kollegen reichen nicht für alles, was man für vollwertige Sportveranstaltungen im Dorf braucht. Die Unterstützung durch die Verwaltung und Haushaltsmittel sind wichtig. Für das Rasenmähen auf dem Spielfeld, für die Erneuerung des Inventars, für das Streichen der Tribünen u.v. „Sport auf dem Dorf ist manchmal die einzige Zerstreuung der Jugendlichen“, mahnt Alexander Eckert. Aber die Initiative, das russische Lapta-Spiel in das Schulprogramm aufzunehmen, findet er gut. „Jetzt werden noch mehr Kinder bei uns Lapta spielen“, meint der Trainer.

Von Olga Silantjewa

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