Urzeitgiganten und ein Leninkopf in XL

Lenin und noch viel mehr: Auf Reisen durch Russland begegnen einem mitunter ausgefallene und rekordverdächtige Denkmäler. In Jekaterinburg wird der Computertastatur gehuldigt, in Chanty-Mansijsk ist eine ganze Mammutherde zu bewundern.

Das Lenin-Denkmal in Ulan-Ude ist die größte Portraitbüste der Welt. (Foto: Jiří Hönes)

Er trägt leicht asiatische Gesichtszüge, der große Revolutionär auf dem Platz in der Stadtmitte von Ulan-Ude. Geradezu freundlich blickt er von seinem mit Blumenbeeten umsäumten Sockel herab. Mit über sieben Metern ist es die größte Kopfbüste der Welt, vor dem etwas kleineren Karl Marx in Chemnitz. Ganze 42 Tonnen wiegt die gigantische Skulptur, die der Bildhauer Georgij Neroda gemeinsam mit seinem Sohn zum 100. Geburtstag Lenins geschaffen hat. Entstanden ist der Koloss in einem Steinmetzbetrieb in Mytischtschi bei Moskau. Den weiten Weg nach Sibirien trat er per Eisenbahn an – zertrennt in zwei Hälften, die vor Ort vereint wurden.

Dass ein solcher Weltrekord hier in Burjatien, über 5000 Kilometer östlich von Moskau, aufgestellt wird, ist ein Zufall der Geschichte. Rekorde verbucht sonst eher die russische Hauptstadt für sich. Dort findet sich mit dem Siegesdenkmal im Park Pobedy zum Beispiel das höchste Denkmal Russlands. Mit Peter I. und seinem Segelschiff hat Moskau zudem die wohl unbeliebteste Skulptur des Landes. Geht es jedoch um Originalität, dann können Russlands Regionen durchaus mithalten.

Jekaterinburgs Tastatur

Ein Denkmal für Computer-Nerds in Jekaterinburg (Foto: Wikimedia Commons)

In Jekaterinburg am Ural gibt es zum Beispiel das Denkmal für die Computertastatur. Dabei handelt es sich um ein 30-fach vergrößertes Abbild einer QUERTY-Tastatur mit englisch-russischem Layout. Die Tasten des 16 mal 4 Meter großen Objekts sind aus Beton und wiegen zusammen über zehn Tonnen. Die Leertaste allein soll etwa eine halbe Tonne wiegen.

Entstanden ist das eigenartige Monument im Jahr 2005 im Rahmen des Kunstfestivals „Lange Geschichten Jekaterinburgs“, sein Schöpfer war der Künstler Anatolij Wjatkin. Es hat zwar keinen offiziellen Status als Kulturdenkmal, doch erfreut es sich in der Stadt großer Beliebtheit. Einmal im Jahr treffen sich hier Jekaterinburgs Systemadministratoren und führen Wettbewerbe im Maus-Weitwurf und Festplattenheben durch. Im Zuge der Fußballweltmeisterschaft 2018 schaffte es die Tastatur aus Beton gar in die „New York Times“.

Herde im „Archeopark“

Lebensgroße Mammuts begrüßen Gäste im Nordwesten Sibiriens. (Foto: Wikimedia Commons)

Gut Tausend Kilometer nordöstlich wartet eine ganze Mammutherde auf die Besucher. Die lebensgroßen Skulpturen aus Bronze wurden im Jahr 2007 errichtet. Sie sind Teil des „Archeoparks“ in Chanty-Mansijsk, der Einblicke in die Erdgeschichte gibt. Neben den Mammuts gibt es weitere Tiere und eine Gruppe Steinzeitmenschen. In der Nacht erstrahlen die Skulpturen in buntem Licht, was als besonderes Schauspiel gilt.

Wasserrohre in Mytischtschi

Postmoderne Skulptur in Mytischtschi bei Moskau (Foto: Jiří Hönes)

Und auch die Stadt Mytischtschi, in der einst der Leninkopf von Ulan-Ude entstanden ist, braucht sich nicht zu verstecken. An einem Kreisverkehr am Ortseingang ragen drei blaue Wasserrohre empor. An ihren Spitzen prangen Ventile in rot, gelb und grün. Die farbenfrohe Skulptur wurde im Jahr 2004 errichtet und erinnert an den 200. Geburtstag der ersten Wasserleitung Russlands. Die brachte damals sauberes Trinkwasser von Mytischtschi nach Moskau, wo auch noch der Aquädukt aus dieser Zeit zu sehen ist. Und es ist nicht das einzige ungewöhnliche Denkmal in Mytischtschi. Inmitten eines anderen Kreisverkehrs in der Stadt steht ein riesiger Samowar.

Jiří Hönes

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