Bußgeld-Rekord 2016: Sobjanin gegen Pkws und „Platzmangel“

Teure Strafzettel und weniger Parkplätze: Um den Verkehr zu entlasten, übt die Stadtverwaltung Druck auf Pkw-Fahrer aus. Sie sollen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bewegt werden. Dabei schneidet Moskau in einer Statistik im europäischen Vergleich vergleichsweise sehr gut ab.

Als Autofahrer hat man es nicht leicht in Moskau: Aufgrund des „Platzmangels“, wie Sobjanin es nennt, verringert die Stadtverwaltung konstant die Anzahl der Parkplätze – und zieht gleichzeitig die Preise an. Hier nahe der Metro Frunsenskaja / Foto: Christopher Braemer

Groß war der Aufschrei, als die Stadt Moskau die Parkgebühren drastisch anhob. Verständlich, denn in manch einem Randbezirk stiegen die Parkgebühren bis auf das Fünffache. Dabei wollte die Stadt doch nur Gutes. Als Sergej Sobjanin vor sieben Jahren Bürgermeister wurde, verkündete er: Kampf den Staus. Pkw-Fahrer sollen doch auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Seitdem drängt die Stadtverwaltung mit diversen Mitteln, Pkw-Fahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr umzusteigen. Gegen den „Platzmangel“, wie es Sobjanin nennt, werden Parkplätze reduziert und gleichzeitig die Preise angezogen. Seit Dezember 2016 werden bis zu 200 Rubel (rund 3,18 Euro) fällig. Die ersten Bezahl-Parkplätze gibt es seit 2013, bis heute wurden sie praktisch vom Zentrum bis zur Ringautobahn erweitert. Die Kontrollen sind streng: Für „Schwarz“- oder Falschparken müssen rund 40 Euro gezahlt werden, für den Abschleppdienst mindestens 80 Euro. Auch die Blitzer vermehren sich rasend. Daneben wurden Extraspuren für Busse und Marschrutkas eingeführt, um den Verkehr zu entlasten.

Die Reformen tragen Früchte: So freut sich der städtische Haushalt 2016 nach aktuellen Zahlen über 4,37 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 69 Millionen Euro) mehr Parkgebühren, ein Plus von etwa 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rund 206 Millionen Euro brachten Strafzettel – etwa zwölf Prozent mehr als 2015. Diese Summe ist vergleichbar mit dem Gesamtbudget russischer Großstädte wie etwa Kasan, das 2016 insgesamt etwa 302 Millionen Euro zur Verfügung hatte. Moskau nahm so im letzten Jahr insgesamt 29 Milliarden Euro ein, etwa elf Prozent mehr als 2015. Die Ausgaben betrugen 27,6 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein leichtes Budgetplus.

Der europäische Vergleich allerdings dürfte Moskau Mut machen: Hier nutzen knapp 75 Prozent der Bürger öffentliche Verkehrsmittel. Damit liegt die russische Hauptstadt  überm europäischen Städtedurchschnitt von 60 Prozent. Auch im Vergleich zu Berlin punktet Moskau: Auf 1000 Bewohner in Berlinkommen 342 Pkws , in Moskau sind es nur 324. Und damit nicht genug – Autofahrer haben bei weitem mehr Platz in Moskau: Mit 115 Quadratmetern Straßenfläche pro Pkw übertrifft Moskau Berlin gleich um das Vierfache.

Christopher Braemer

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