Das WDNCh in den Winterferien: Gorbatschows Limousine und mehr

Winter und WDNCh, da denkt man zunächst an die riesige Eislaufbahn. Doch auch sonst gibt es auf dem Gelände immer wieder etwas zu entdecken. Wir haben uns ein paar spannende Ausstellungen für Sie angeschaut. Danach können Sie ja immer noch eine Runde auf dem Eis drehen.

Der Kreml-Fuhrpark

Mit einem Mercedes 45 des Zaren Nikolaus II. beginnt der Hauptteil der WDNCh-Ausstellung zum hundertsten Geburtstag der Kreml-Garage, die derzeit in den Pavillons 53 und 54 zu sehen ist. Chronologisch schreitet man hier durch die Geschichte der Limousinen und Begleitmotorräder der russischen Offiziellen. Zu einem Großteil der Fahrzeuge gibt es eine ganze Fülle an technischen und historischen Informationen. Von den 7,4 Litern Hubraum von Lenins persönlichem Rolls Royce bis hin zu den 250 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit des Aurus Senat Cabriolet des amtierenden russischen Verteidigungsministers Schoigu, lassen sich auf Tafeln und Touchscreens Details der Vehikel ablesen. Auch Privatautos wie ein geländetauglicher knallgrüner GAZ 24-05 sind zu sehen. Dieser diente Generalsekretär Breschnew als Transportmittel auf seinen Jagdausflügen.

WDNCh: ZIL-114
Mit einem solchen ZIL-114 war einst Michail Gorbatschow unterwegs. (Foto: Jiří Hönes)

In der Ausstellung kann man verfolgen, wie zum Anfang der Sowjetunion noch auf Hersteller aus dem Ausland zurückgegriffen wurde. Stalin war noch bis 1950 mit einem Packard Twelve 1408 unterwegs. Chruschtschow diente dann mit dem ZIL-111A ein sowjetischer Eigenbau als Fortbewegungsmittel. In der komfortablen 1980er-Jahre-Limousine ZIL-114, wie Gorbatschow eine fuhr, kann man für einen kleinen Aufpreis Platz nehmen. Der postsowjetische Bereich der Ausstellung zeigt die Rückkehr zu den Importen. Der erste Präsident der Russischen Föderation, Boris Jelzin, fuhr ab 1994 eine Mercedes S600 Pullmann-Limousine . Auch die von Wladimir Putin bis 2013 genutzte modernere Pullmann-Abwandlung der Mercedes S-Klasse kann in der Ausstellung betrachtet werden. Neben den ausländischen Fabrikaten sind auch aktuelle Modelle der russischen Marke Aurus zu sehen. Tickets kosten 450 Rubel (etwa 5 Euro).

Kleine schrullige Museen zu Gast

Etwas abseits und im Schatten der großen WDNCh-Attraktionen liegt das Haus der Museen. Dessen Konzept ist es, kleineren Museen und privaten Sammlern aus dem ganzen Land die Möglichkeit zu geben, ihre Exponate dem Moskauer Publikum zu präsentieren. Hier läuft gerade die Ausstellung „Zwölf Monate“, die sich grob um das Neujahrsfest dreht. Zehn Museen und Privatpersonen haben ihre Schatzkammern für das Projekt geöffnet.

Mit etwas Glück bekommt man hier gleich eine private Führung. Besonders beeindruckend sind die Leihgaben aus dem Museum für Goldstickereien in Torschok. Die Stadt in der Oblast Twer hat eine lange Tradition in der Handwerkstechnik, mittels derer Wandbilder entstehen, aber auch Textilien und Bucheinbände verziert werden. „Ein geradezu staatstragendes Kunsthandwerk“, sagt Museumsmitarbeiterin Olga Panfilowa mit Verweis auf ein Foto, das Außenminister Sergej Lawrow mit goldbesticktem Kragen und Ärmelaufschlag zeigt. Identische Stücke sind in der Vitrine zu sehen. Mindestens genau so sehr beeindrucken die gestickten Bilder, deren eines etwa eine Reise Puschkins von Moskau nach St. Petersburg illustriert.

WDNCh: Ded Moros
Ded Moros in allerlei Varianten gibt es im Haus der Museen. (Foto: Jiří Hönes)

Einen Raum weiter findet man Ded Moros und Snegurotschka aus allen nur erdenklichen Materialien, die die Sammlerin Jana Koslowa aus St. Petersburg zusammengetragen hat. Reproduktionen historischer Musikinstrumente stellte das Museum für vergessene Musik in Wo­ronesch zur Verfügung, darunter eine Drehleier, wie sie im 17. Jahrhundert in Russland aufkam. Museumsgründer Sergej Plotnikow hat die Instrumente alle selbst nach alten Mustern gebaut und spielt sie auch, wie Olga Panfilowa auf einem Video zeigt.

Und noch so manch andere liebevolle bis schrullige Sammlung lässt sich entdecken: sowjetische Blechdosen, Tannenbaumschmuck, Enten auf Rädern oder Schaukelpferde.

Die Ausstellung läuft bis zum 13. Februar, Tickets kosten 500 Rubel (etwa sechs Euro).

Ein Wald mitten in der Stadt

In der interaktiven Galerie „Les“ („Wald“) können Gäste des WDNCh das Naturphänomen Wald ein Stückchen besser kennenlernen. In atmosphärischen Räumen voller aus Holz geschnitzter Pilze und auf Leinwänden projizierter Landschaftskulissen geht man durch verschiedene Waldbereiche. Doch es gibt nicht nur was fürs Auge. Man kann durch 18 smarte Installationen mit dem Wald kommunizieren und in Quizformaten etwas über seine Einwohner und Pflanzen lernen. Bewegt man sich etwas hastig im Wald, schauen sich die Rehe auf der Leinwand gespannt an. Erkundigt man sich beim Waschbären über seine Nahrung, erfährt man, dass dieser im Winter auf Diät ist. Man kann sogar Waldbrände löschen oder Kraft der eigenen Hände einen Blitz im Wald einschlagen lassen.

WDNCh: Les
Interaktive Waldwelt in der Ausstellung „Les“ (Foto: Jiří Hönes)

Die kleine aber feine Ausstellung ist liebevoll und modern gestaltet. Sie bietet Spaß und Bildung zugleich. Gerade für Kinder ist sie sehr empfehlenswert. Finden kann man den virtuellen Wald im Pavillon 17. Tickets für Erwachsene gibt es für 700 Rubel (etwa 8 Euro). Der Eintritt für Kinder ab drei Jahren beträgt 500 Rubel (etwa 6 Euro).

Emil Herrmann und Jiří Hönes

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