Die Moskwa hat es auf ihrem Weg durch Moskau nicht eilig. Statt schnurstracks die Innenstadt zu durchqueren wie die Donau in Wien oder die Isar in München, schlängelt sie sich von Nordwesten nach Südosten und ähnelt dabei einem neugierigen Besucher, der nicht einfach geradeaus laufen kann, wenn es doch links und rechts so viel zu entdecken gibt. Der kurvenreiche Flussverlauf sorgt dafür, dass etwa zwischen dem Wolkenkratzerviertel Moskau-City und dem Haus der Musik beim Pawelezer Bahnhof nur 6,5 Kilometer Luftlinie liegen, sich die Strecke aber mehr als verdreifacht, wenn sie am Ufer der Moskwa zurückgelegt wird.
Für Spaziergänger oder Radfahrer ist das inzwischen nur noch eine Frage der Kondition. Die Uferstraßen wurden so ausgebaut, dass sie beidseitig und auch am sogenannten Wasserumleitungskanal im Stadtzentrum einen zusammenhängenden Fuß- oder Radweg von 20 Kilometern Länge ergeben. Nur an wenigen Stellen muss dabei eine Ampel beachtet werden. Der weitaus größte Teil ist entweder völlig abgekoppelt vom Straßenverkehr oder wird zumindest nicht davon unterbrochen.
Das Highlight am rechten Moskwa-Ufer ist zweifellos der durchgehende grüne Gürtel aus Sperlingsbergen, Neskutschny Sad, Gorki-Park und Museon. Hier finden Radfahrer auch gesonderte Fahrspuren vor, was sonst eher selten der Fall ist. Auf der linken Moskwa-Seite führt der Weg an der Christ-Erlöser-Kathedrale, dem Kreml und dem Park Sarjadje vorbei. Für Aktiverholung bietet sich besonders das Luschniki-Gelände mit seinen zahlreichen Sport- und Freizeitanlagen an.
Selten verlangsamen Bauarbeiten kurz den Schritt, etwa im Gorki-Park. Aber man sollte es ja ohnehin halten wie die Moskwa und sich Zeit nehmen beim Aufbruch zu so alten wie neuen Ufern.
Tino Künzel