Gelobt sei das Buch

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde das „Haus des Buches“ in St. Petersburg nach einem Streit um die Besitzverhältnisse und einer Verschönerungskur wiedereröffnet. Es gehört zu den bekanntesten Adressen am Newski-Prospekt.

Ruhmeshalle für das Buch: So sieht Russlands schönste Buchhandlung von innen aus. (Foto: Tino Künzel)

Man muss ja gar nichts kaufen. Aber das ist vielleicht die einzige Schwierigkeit überhaupt, die das „Haus des Buches“ (Dom knigi) in St. Petersburg für den Besucher bereithält. Auch wenn der nur durch die Panoramafenster auf den News­ki-Prospekt, den Gribojedow-Kanal oder die Kasaner Kathedrale direkt gegenüber schauen, zwischen den Regalen herumwandeln oder es sich im Café „René“ gemütlich machen will, zumindest ein kleines Souvenir oder einen Stoffbeutel mit Tolstoi-Konterfei möchte man dann schon mitnehmen. Und selbst dabei hat man irgendwie ein schlechtes Gewissen. Denn wer sich umschaut, hat nicht den Eindruck, dass inmitten des ganzen Betriebs, der in dem legendären Laden zu jeder Tageszeit herrscht, allzu viele nur zum Gucken kommen.

Das Singer-Haus am Newski-Prospekt, in dem sich das „Haus des Buches“ befindet (Foto: Tino Künzel)

Dabei ist das „Haus des Buches“ selbstredend eine Sehenswürdigkeit. „Kein Haus, sondern ein Märchen“, „Ein ästhetischer Genuss“ oder auch „Ein Paradies für Buchliebhaber“ schwärmen User auf Google. Nicht minder berühmt ist das Gebäude, in dem Russlands schönste Buchhandlung die untersten beiden Etagen belegt. Der Jugendstilbau von 1904 mit dem Türmchen auf dem Dach wurde einst für den US-Nähmaschinenhersteller Singer gebaut. Der hatte daran allerdings nicht lange Freude. Bald nach der Oktoberrevolution musste er raus.

1938 zog hier, am Newski-Prospekt 28, das „Haus des Buches“ ein. In jüngerer Zeit war es 20 Jahre in Privathand. Nach einem Rechtsstreit gehört es seit 2022 wieder der Stadt. Und wurde gleich auch aufwendig restauriert. Perfekt zum Gucken. Und Kaufen. 

Tino Künzel

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: