Die „deutsche“ Brücke von Moskau

Es gibt Orte in Moskau, die sehen Moskau so gar nicht ähnlich. Hier stellen wir einige davon vor. Heute: das Rostokino-Aquädukt im Nordosten der Stadt.

Aquädukt

Ein Aquädukt in Moskau? Ja, es existiert tatsächlich und ist heute sogar gut in Schuss. / Tino Künzel

Von der vielleicht schönsten Brücke Moskaus haben auch viele Alteingesessene noch nie etwas gehört. Das mag einerseits daran liegen, dass sie nie im Straßennetz auftauchte und zudem nicht die Moskwa, sondern die Jausa überspannt. Andererseits gab das nach römischem Vorbild errichtete Bauwerk über viele Jahrzehnte ein so trauriges Bild des Verfalls ab, dass es nicht gerade zu Besichtigungen einlud. In den Jahren 2007 und 2008 restauriert und seitdem Herzstück eines Parks am Prospekt Mira unweit des WDNCh, ist es heute eine Augenweide und sogar begehbar.

Aquädukt

Bei der Restaurierung der Brücke wurde ihr auch ein überdachter Fußweg spendiert. / Tino Künzel

Das Rostokino-Aquädukt – Rostok ist slawisch für „Wasserscheide“ und hat nicht nur einer deutschen Stadt zu ihrem Namen verholfen, sondern auch einer längst von Moskau eingemeindeten Siedlung – wurde von 1783 bis 1784 errichtet. Es war Teil des ersten russischen Wasserleitungssystems, das vom Vorort Mytischtschi nach Moskau führte und dessen Notwendigkeit sich daraus ergeben hatte, dass die Moskwa durch die zunehmende Industrialisierung für die Trinkwasserversorgung unbrauchbar wurde. Mit den Bauarbeiten beauftragte Zarin Katharina die Große den Deutschen Friedrich Wilhelm Bauer, einen Offizier und Gelehrten aus Hessen, den sie einige Jahre zuvor nach Russland geholt hatte. Als Bauer 1783 starb, übernahm ein anderer Deutscher: der Ingenieur Johann Conrad Gerhard, ursprünglich aus dem Schwäbischen stammend.

Ihrer Bestimmung diente die Wasserleitung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Erhalten geblieben davon ist nur das Rostokino-Aquädukt, über das zu Sowjetzeiten eine Fernwärmeleitung verlegt wurde. Heute steht es unter Denkmalschutz. Die steinerne Konstruktion mit ihren 21 Bögen ist 356 Meter lang. Glaubt man russischen Medien, wurde sie nach Fertigstellung von Katharina der Großen als bestes Bauwerk von Moskau gelobt, „in der Ansicht leicht wie eine Feder“ und dabei „höchst stabil“.

Aquädukt

In einen kleinen Park eingebettet, ist das Aquädukt heute ein beliebter Anlaufpunkt von Spaziergängern. / Tino Künzel

Rostokino-Aquädukt
Ul. Prospekt Mira 186-188
Metrostationen Rostokino, WDNCh

Tino Künzel 

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