Zurück in die Sowjet-Zukunft

Ein Museum versetzt Besucher in die Vergangenheit: beim Spielen sowjetischer Spielautomaten aus den 70er und 80er Jahren. Die Spielhalle mit Nostalgieeffekt befindet sich seit drei Jahren an einem neuen Ort. Auch ein Star daddelte einst an Automaten.

Anfassen erwünscht: Im Spielautomaten-Museum wird gezockt. /Foto: Emely Schalles.

Im „Museum für sowjetische Spielautomaten“ fühlt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Über 50 bunte blinkende und klingelnde Maschinen sind in der Kusnetskij-Most-Straße zu finden. Anders als in vielen Museen werden hier Besucher ausdrücklich gebeten, an den Automaten aus den 70er und 80er Jahren um die Wette zu zocken. Alleine, mit- oder gegeneinander. Für 450 Rubel (rund 6 Euro) erhalten sie Kopekenstücke, für 15 frei wählbare Spiele.

Julia Gorbach arbeitet seit einem Jahr in diesem Museum. Trotz ihres jungen Alters hat sie eine Verbindung zu den Maschinen: „Wir Jüngeren haben die Sowjetzeit zwar alle nicht miterlebt, aber wir tragen noch ein Stück sowjetische Kultur in uns.“ Ihre Eltern fühlten sich beim ersten Besuch des Museums in ihre Jugend zurückversetzt. „Manche Leute sagen, die Maschinen sind wie Zeitreisemaschinen‘‘, lacht die junge Frau.
Die Spiele tragen Namen wie „Battle-Planes“, „Torpedo-Attack“ oder „TV-Sports“. Sport, vor allem Fußball und Eishockey, Schiffe, Flugzeuge und Militär – die meisten Automaten sind diesen Themen gewidmet. Hergestellt wurden sie in Rüstungsbetrieben. Neben dem Spaß sollten die Spiele auch Kenntnisse vermitteln und Kindern bei ihrer späteren Berufswahl helfen, erklärt Gorbach. Da ist vom Feuerwehr-Simulator bis zum Verkehrszeichenquiz alles dabei. Kinder und Jugendliche hätten diese Automaten früher geliebt. „Es war das Modernste, was es gab‘‘, betont die Mitarbeiterin.

Gast aus der Zukunft

Heute finden diese Spiele wieder großen Anklang. Der Retro-Stil sei modern, man könne das Museum für Geburtstage oder Feiern mieten. Bis zu 200 Menschen kämen pro Tag. „Manche Familien kommen regelmäßig, weil ihnen die Spiele so gut gefallen“, sagt Gorbach. Sogar Gamer aus den USA, China und Japan lassen es sich nicht nehmen und daddeln an den Automaten. „Als ich hier angefangen habe, war sogar Christopher Lloyd alias Doc aus ‚Zurück in die Zukunft‘ zu Besuch, das war ein cooles Erlebnis‘‘, schwärmt Gorbach und zeigt stolz ein Foto auf ihrem Smartphone.

Die alten Spielautomaten gehen regelmäßig kaputt, zum Glück gibt es einen Techniker im Haus. /Foto: Emely Schalles.

Die Funktionsweise der Maschinen ist simpel, viele lassen sich mit nur einem mechanischen Hebel oder Knopf bedienen. Doch so einfach die Maschinen von Außen aussehen, so kompliziert sind sie von Innen. Bei dem beliebtesten der Automaten, dem „Seekampf“, steht die Platte mit den Schiffen im inneren senkrecht und wird dem Spieler erst durch einen Spiegel sichtbar gemacht.

Viele Automaten gehen regelmäßig kaputt, bis zu fünf Mal am Tag. Ein eigener Techniker im Haus schraubt an ihnen. Die Instandhaltung der Maschinen sei allerdings aufwendig und teuer, da Ersatzteile aus gleichen Modellen benötigt würden. „Für die nächsten Jahrzehnte reichen die Maschinen aus“, sagt Gorbach. Die Spielhalle könnte sich aber irgendwann, wenn die Ersatzteile knapp werden, in ein Museum verwandeln, in dem es heißt: Spielen verboten.

2015 musste das Museum wegen einer Mieterhöhung aus der Malaja-Ordinka-Straße umziehen. Nun teilt es sich mit einem Burger-Restaurant und dem Geschäft „Dwa Mjatscha“, das Turnschuhe aus der Sowjet­zeit verkauft, die Gebäudefläche. Wem die Nostalgie noch nicht reicht, der kann sich hinterher aus dem sowjetischen Milchshake-Mixer oder dem ältesten Limonade-Automaten Getränke holen, natürlich frische.

Täglich von 11 bis 21 Uhr
Museum der sowjetischen Spielautomaten
Ul. Kusnezkij Most 12
Kusnezkij Most
(495) 628 45 15
www.www.15kop.ru/de/

Blind für eine Stunde

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