Zuckersüßes Business

Im zweiten Teil unserer Serie über russlanddeutsche Unternehmer erfahren Sie, warum die junge Unternehmerin Nelly Putilina die Region Altai statt Deutschland wählte. Und wie ihre Pralinen dort den Status einer regionalen Rarität erlangten.

Hoch die Schokoladenhände! Putilina mit Tochter Irina / Foto: Privat.

Ob zart belgisch, pikant französisch oder in der feinherben kolumbianischen Version: Bei den handgemachten Pralinen- und Schokoladenkreationen von Nelly Putilina gerät man förmlich in Versuchung. Schließlich gibt es das Naschwerk mit natürlicher Füllung wohl für fast jeden Geschmack.

Vor drei Jahren versuchte Putilina, gebürtig Weidenkeller, ihr Geschäftsglück zunächst in Deutschland. Doch bereits kurze Zeit später kehrte die Russlanddeutsche wieder zurück in ihre Heimat Barnaul, um ihre La Wischnja Chocolaterie zu gründen. „In Deutschland haben wir schnell verstanden, dass wir zurück nach Russland wollten. Der Markt schien gesättigt, ein florierender Familienbetrieb in Europa braucht mehrere Generationen“, so die 33-jährige Geschäftsgründerin. Im Gegensatz zu Europa habe der Markt für Edelkonfekt hierzulande eine noch junge Tradition. Er sei noch sehr klein, dementsprechend gering die Nachfrage. Zu den wichtigsten Abnehmern gehören Spezialgeschäfte für Edelspirituosen. Weitere Kunden sind Betriebe und Feinschmecker, welche die Leckereien persönlich bestellen. In die Regale der großen Einzelhandelsketten schaffte es die süße Ware nicht, zu unterschiedlich die Preisvorstellungen.

Der Großteil des Startkapitals ging in die Erfüllung der Auflagen von Rospotrebnadsor, dem russischen Verbraucherschutz. Daneben investierte die Unternehmerin in Pralinenfüllungen sowie spezielle Formen, die hierzulande nicht erhältlich seien. „Im Prinzip reichen die Einnahmen vieler Kleinunternehmer hierzulande gerade mal für Miete und Steuern“, so Putilina. Die Regierung müsse weitere Anreize für kleine Betriebe setzen, sodass sich das Handwerk lohne. Vor allem die Preisänderungen der staatlichen Lieferdienste im Quartalstakt erschweren das Geschäft. Um zu sparen, verfolgt Putilina neben den Preisen für die Spezialzutaten aktuelle Wechselkursänderungen.

Über 20 000 Pralinen und 2000 Schokoladentafeln fertigte die Frau mit den goldenen Händchen im ersten Geschäftsjahr. Ihre aus regionalen Beeren und Nüssen gefertigten Naschereien werden nun sogar von der Region Altai als offizielles Souvenir vertrieben. 

Olga Silantjewa

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