Trend zum Leitungswechsel

Personalwechsel in der Leitung der Moskauer Theater sind fast immer ein Thema für rege Diskussionen. Die neuesten Entscheidungen des Moskauer Kulturministeriums werfen eine Menge Fragen auf.

Trend zum Leitungswechsel
Oft zeigt die Truppe der neuen Leitung erst einmal die Stacheln. Szene aus einer Aufführung im „Sovremennik“ (Foto: Jaroslaw Tschingajew/AGN Moskwa)

Der Trend zum Leitungswechsel in Moskauer Theatern konnte aus zwei Gründen nicht unbemerkt bleiben. Erstens handelt es sich bei den vom Moskauer Kulturministerium ernannten neuen Direktoren um bekannte Persönlichkeiten in der russischen Theaterwelt. Und zweitens ist das Ausmaß der Veränderungen nur mit der Ernennung neuer Museumsdirektoren zu Beginn des letzten Jahres vergleichbar. Damals wechselte die Leitung des Staatlichen Russischen Museums in St. Petersburg, des Puschkin-Kunstmuseums in Moskau und der Tretjakow-Galerie ebenso in Moskau.

Die einen auswandern, die anderen sterben

Die Theater, die mit neuer Leitung in die neue Spielzeit gehen, sind in ihrer Bedeutung durchaus mit den oben genannten Museen vergleichbar. So gab es eine Zeit, in der man kaum Theaterkarten für den „Sovremennik“ ergattern konnte. Das Roman-Wiktjuk-Theater war zu Lebzeiten des nach ihm benannten Regisseurs einer der Anziehungspunkte für die Moskauer Theaterbesucher. Das Satire-Theater ist vom Moskauer Spielplan ebenfalls nicht wegzudenken. Doch heute geht es diesen Theatern nicht mehr so gut wie früher. Viktor Ryschakow, der Direktor des „Sowremennik“, der sich gegen die Kriegshandlungen in der Ukraine aussprach, wurde im Juni 2022 entlassen. Im Frühjahr desselben Jahres verließ der Regisseur Denis Asarow das Roman-Wiktjuk-Theater. Und der bisherige Leiter des Satire-Theaters Alexander Schirwindt starb im März dieses Jahres. Die Moskauer Behörden haben das Problem gelöst, indem sie die Leitung dieser Theaterensembles bewährten Leuten überlassen haben.

Überall gefragt

Immerhin wird der neue Direktor des „Sovremennik“ Wladimir Maschkow das Tabakerka-Theater, die Tabakow-Theaterschule sowie den Platz des Vorsitzenden der Union der Theaterschaffenden Russlands und den des Präsidenten des Nationalpreises „Goldene Maske“ nicht aus eigenem Antrieb verlassen. Der neue Leiter des Satire-Theaters Jewgeni Gerassimow wird weiterhin im Theater Malaja Ordynka arbeiten und die Aufgaben eines Abgeordneten der Moskauer Stadtduma wahrnehmen. Und Konstantin Bogomolow, der die Leitung des Roman-Wiktjuk-Theaters übernimmt, wird seine Position als künstlerischer Leiter des Theaters an der Malaja Bronnaja und seine Meisterklasse für Regie an der Russischen Akademie für Theaterkunst (GITIS) beibehalten. Aber es geht gar nicht so sehr um die Arbeitsbelastung des einen oder anderen Regisseurs.

Keine Fabrik

Theaterkritiker fragen sich, wie so etwas überhaupt funktionieren kann. Es ist natürlich möglich, den Trend zur Fusion von Theatern und zum Leitungswehsel in diesen Kulturinstitutionen fortzusetzen. Dies war der Fall beim Moskauer Puppentheater, das zunächst mit dem Kammerpuppentheater und dann mit dem regionalen Puppentheater zusammengelegt wurde. Im Gegensatz zu Fabriken, die ähnliche Produkte herstellen und fusionieren, muss das Theater jedoch einfach seinen eigenen Stil haben. Im Zentrum eines Theater-Projektes muss ein Regisseur stehen, der sich diesem Projekt und dieser Truppe widmet. Aber es sieht so aus, als ob es in Russland einen Mangel an Regisseuren gibt.

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