Reisen nach Russland: Das müssen Sie jetzt beachten

Tschechien, Polen und andere: Immer mehr Länder machen ihre Grenzen für Ausländer dicht, um das Coronavirus zu zähmen. Welchen Einschränkungen unterliegen aktuell Reisen nach Russland? Auch wenn sich die Situation ständig ändern kann, wollen wir an dieser Stelle zumindest einen Überblick über die Lage zur Stunde geben.

* Russland hat mit Wirkung vom 15. März seine Landgrenzen zu Polen (Exklave Kaliningrad) und Norwegen (im äußersten Norden bei Murmansk) bis auf weiteres für Ausländer geschlossen.
* Italienische und chinesische Staatsbürger dürfen nicht mehr nach Russland einreisen.

Familienfoto im Stile der Zeit auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo (Foto: RIA Novosti/Wladimir Astapkowitsch)

* Der Flugverkehr von und nach Russland ist bereits stark zurückgefahren und wird noch weiter reduziert. Seit 13. März verbindet nur noch Aeroflot Moskau mit Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. In Deutschland war die Auswahl der Ziele auf die drei großen Drehkreuze Berlin, München und Frankfurt/Main beschränkt. Jetzt bleibt davon nur Berlin übrig, weil ab 16. März im Flugverkehr mit der EU lediglich die jeweiligen Hauptstädte bedient werden. Aeroflot fliegt von Scheremetjewo nach Schönefeld und zurück. Es wurde gemeldet, dass alle Flüge im alten, zu den Olympischen Spielen 1980 erbauten Terminal F des Flughafens Scheremetjewo abgefertigt werden, wo sich Reisende entsprechenden Kontrollen unterziehen müssen. Allerdings sind im Flugplan von Aeroflot sowohl für abgehende als auch ankommende Flüge nach bzw. von Berlin die Terminals D und C ausgewiesen.
* Ural Airlines fliegt von Moskau nach London und könnte für eine Reihe von relativ preisgünstigen Umsteigeverbindungen interessant sein. Dasselbe gilt für die ungarische Wizz Air.
* Die Flüge der Lufthansa nach Russland sind ausgesetzt.
* Fernzüge von Moskau nach Berlin und Nizza verkehren vorerst nicht mehr.
* Wer aus „Risikoländern“ (dazu wird auch Deutschland gezählt) nach Russland einreist, ist unabhängig von der Staatsangehörigkeit – ob nun Ausländer oder Einheimischer – verpflichtet, sich selbst eine 14-tägige Quarantäne in einer Wohnung oder im Hotel aufzuerlegen. Der jeweilige Aufenthaltsort soll in dieser Zeit nach Möglichkeit nicht verlassen werden. Arbeit, Studium oder Schule sind tabu. Inzwischen gilt die Quarantäne auch für Personen, die mit Eingereisten zusammenleben. In Moskau hat das Gesundheitsamt eine Hotline unter der Nummer +7 (495) 870 45 09 geschaltet, bei der man sich melden muss und die Verhaltenstipps gibt. Anfang der Woche war das Call Center problemlos zu erreichen, schon nach wenigen Sekunden wurde der Hörer abgenommen. Die Mitarbeiter wirkten aber nicht immer sattelfest, sobald die Fragen etwas diffiziler wurden. Es steht angeblich auch englischsprachiges Personal zur Verfügung. Eine telefonische Sprachauswahl gibt es aber nicht, man soll stattdessen weiterverbunden werden, sobald man sich auf Englisch bemerkbar macht.
* Die Verordnung zur „Selbstisolation“ gilt in Moskau seit 5. März. Damit wurde ein „erhöhter Bereitschaftszustand“ erklärt. In den letzten Tagen haben die Moskauer Region, die Stadt St. Petersburg und die umliegende Leningrader Region, die Region Kaliningrad und Jekaterinburg nachgezogen und ähnliche Bestimmungen erlassen.
* Touristische Reisen nach Russland sind damit praktisch unmöglich geworden, es sei denn, man ignoriert die Verhaltensmaßregeln, was man sich zweimal überlegen sollte. Ob deren Einhaltung effektiv zu kontrollieren ist, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Falle sollen dafür auch Überwachungskameras genutzt werden. Über erste Fälle von Strafen bei Verstößen wurde bereits berichtet. Neben Geldstrafen drohen im Extremfall bis zu fünf Jahre Haft, wenn durch Ansteckung eine andere Person zu Tode kommt. Für Ausländer dürften in erster Linie Ausweisungen und Einreisesperren relevant sein.
* In Russland wurden bisher 63 Infektionen mit dem Coronavirus offiziell gemeldet. Tote hat es demnach bisher nicht gegeben. Acht Menschen wurden als geheilt entlassen.
* Das öffentliche Leben ist noch relativ wenig reglementiert, vor allem im Vergleich zu Westeuropa. An diesem Wochenende findet sogar ein Spieltag der russischen Fußballmeisterschaft regulär statt, auch Zuschauer sind dabei zugelassen. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass die Vorsichtsmaßnahmen mit der Zeit immer restriktiver werden. Derzeit sind in Moskau Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern untersagt. Die Arbeitgeber wurden angewiesen, eine entsprechende Hygiene und Fiebermessungen in ihren Betrieben sicherzustellen. Krankenhäuser wurden für Besucher geschlossen. Der Schulbesuch in Moskau ist ab morgen freiwillig. Die Deutsche Schule Moskau stellt ihren Präsenzunterricht ab 16. März ein und auf Fernunterricht um.
* Das Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg, das Anfang Juni stattfinden sollte, wurde abgesagt. Auch immer mehr Einrichtungen schließen ihre Tore, in Moskau etwa das Museum Garage und in Jekaterinburg das Jelzin-Zentrum.
* Der russische Großindustrielle Oleg Deripaska hat sich am Wochenende auf seinem Telegram-Kanal in einer für Russlands Superreiche seltenen öffentlichen Stellungnahme für eine totale Quarantäne im Land ausgesprochen. Die Grenzen müssten sofort geschlossen werden und die Menschen 60 Tage zu Hause bleiben, ansonsten sei es „schon morgen“ zu spät, ein Wachstum der Neuinfektionen zu verhindern. Sollte sich das Virus unkontrolliert ausbreiten, so Deripaska, wären die Folgen verheerender als seinerzeit beim Zusammenbruch der Sowjetunion. Der Unternehmer meint, dass Russland auf eine Epidemie schlecht vorbereitet sei und bisher selbst die „elementarsten Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken“ nicht berücksichtigt würden.

Tino Künzel

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: