Moskaus beste vegane Cafés und Restaurants

Die russische Küche ist nicht gerade bekannt dafür, Anhänger fleischfreier Ernährung glücklich zu machen. Das Angebot in Moskau muss sich aber vor anderen Metropolen nicht verstecken. In der Stadt hat sich eine vielfältige vegane Szene entwickelt. Pelmeni mit Curry, Napoleon-Torte aus Kokosöl und Fisch aus Algen – die MDZ hat getestet, wo es sich gut vegan essen lässt.

Kaffee gibt es im Skatert Samobranka nicht, dafür eine richtig gute vegane Napoleon-Torte. (Foto: Anna Finkenzeller)

Die Alteingesessenen – Jagannath

Sie sind die Pioniere des veganen Essens in Russland: Seit über zwanzig Jahren gibt es das Jagannath nun schon. Heute ist die Kette in mehreren Städten des Landes vertreten, davon mit fünf Filialen in Moskau. Benannt nach einer indischen Gottheit zieht sich ein orientalischer Anstrich durch Ambiente und Speisekarte. Aber es gibt auch europäische und asiatische Gerichte – und ein paar Klassiker der russischen Küche. Der populäre Salat Hering im Pelzmantel (Seljodka pod schuboj) wird hier natürlich ohne Hering zubereitet, stattdessen sorgen Algenblätter für den typisch fischigen Geschmack. Weniger am Original orientieren sich die Pelmeni. Bereits fertig gekocht werden sie mit einer Füllung aus Soja-Hack und dominantem Currygewürz kurz aufgewärmt, das muss man mögen.

Zu trinken gibt es ausgefallene Tees, Säfte und Softdrinks der deutschen Firma Fritz-Kola. Abgesehen von dem Bildschirm, über den wechselnde Lebensweisheiten laufen, herrscht im Jagannath eine typische Kantinenatmosphäre mit etwas angestaubtem Indien-Flair. Für ein schnelles Mittagessen ist das völlig ausreichend, entsprechend gestalten sich die Preise: Das Mittagsmenü gibt es ab 280 Rubel (3,40 Euro). Die Speisen, die in bunten Schälchen aus Bambus serviert werden, kann man sich aber auch einfach selbst zusammenstellen.

Das grüne Refugium – Seljonyj Lis

Eine schlichte Eingangstür unweit der Metrostation Sucharewskaja und ein paar Treppen trennen die geschäftigen Moskauer Straßen von einem Ort, der mehr ist als ein nettes Restaurant. Man kann gar nicht anders, als beim Betreten des Seljony Lis umgehend zur Ruhe zu kommen. Die zwei kleinen Gasträume sind in Grün- und Blautönen gehalten, an manchen Tischen dienen an der Decke befestigte Schaukeln als Sitzgelegenheit. Dazu läuft dezenter Jazz. In dem Konzept steckt Gewissenhaftigkeit und ehrliche Überzeugung, ohne gezwungen zu wirken. Das zeigt sich nicht zuletzt bei den Speisen. Auch hier steht ein russischer Klassiker auf der Karte: Der Olivier-Salat wird mit Räuchertofu und Kaviar-Imitat aus Seetang serviert und ist so simpel wie schön angerichtet, dass es eine Freude ist.

Das Essen wird nicht an der Theke ausgegeben, sondern kommt frisch und dennoch schnell aus der Küche. Ab zwölf Uhr gibt es ein Mittagsmenü, los gehen die Preise bei einem Gericht mit Getränk ab 340 Rubel (vier Euro). Im Gespräch erzählt die Köchin, das gesamte junge Personal lebe selbst vegan. Auch wenn das Publikum an diesem Tag ebenfalls vorwiegend jung ist, ist das Seljonyj Lis ein Rückzugsort für alle, die ein wenig abschalten und nebenbei hervorragend pflanzlich essen wollen.

Hering im Pelzmantel und Wareniki. Bei Jagannath wird man günstig fleischlos satt. (Anna Finkenzeller)

Torte ohne Teig – Skatert Samobranka

Das unscheinbar in einem Wohn- und Büroviertel südlich des Stadtzentrums gelegene Café ist nach der russischen Version des Grimm’schen Märchens „Tischlein, deck dich“ benannt. Was hier auf den Tisch kommt, wird hauptsächlich aus rohen Zutaten hergestellt. Es gibt kleine vegane Gerichte, besonders ins Auge springt aber die Auswahl an Kuchen und Süßspeisen in der Vitrine. Auf seiner Homepage wirbt das Café mit „der leckersten Napoleon-Torte“. Die roh-vegane Variante für 290 Rubel (3,50 Euro) besteht unter anderem aus Bananen, Kokosfett und dem außerhalb Russlands eher unbekannten Mesquite-Pulver. Im Vergleich zum Original aus Buttercreme ist die pflanzliche Torte etwas zäh, dafür nicht so süß und schwer.

Wer Kaffee zum Kuchen möchte, wird hier nicht fündig, dafür gibt es eine Auswahl an Smoothies und raffinierten Tees. Mit dem Mandala im Logo und meditativer Klimpermusik kommt auch das Saktert Samobranka nicht ganz ohne einen Hauch Esoterik aus. Im Publikum spiegelt sich das nur zum Teil wider. Am Nebentisch sitzen gestylte Städterinnen, die sich und ihre bunten Kuchen ausgiebig fotografieren, während eine andere Kundin einen ganzen Haufen leerer Schraubgläser zurückbringt, bevor sie sich mit einem Tee an einen der kleinen Holztische setzt.

Der hippe Schuppen – Fruits and Veges

An eine Seite im Innenhof des ehemaligen Fabrikgebäudes am Kursker Bahnhof, in dem heute das Designzentrum Artplay untergebracht ist, drückt sich zwischen lauter Interior-Geschäften ein bunt bemalter, schmaler Schuppen. Dass es hier veganes Essen oder überhaupt etwas zu essen gibt, muss man wissen, von außen deutet wenig darauf hin. Die Bestellung wird mit einer Nonchalance aufgenommen, die erst einmal nichts Besonderes ist, aber gut ins Bild passt. Gegessen wird an kleinen Tischen auf mehreren Ebenen, es läuft anregende Musik von sphärischen Klängen bis zum klassischen Klavier.

Während die Gäste mindestens genauso hip sind wie das Personal, fällt die Speisekarte weniger originell aus. Das Sandwich mit Avocado und Hummus ist so bestimmt tausendmal in Moskau zu haben, aber mit reichlich frischen Zutaten belegt und auch das dunkle Brot ist sehr gut. Ein Mittagsmenü gibt es hier nicht, die Kombi aus Suppe, Hauptgericht und Getränk ist im Fruits and Veges mit 660 Rubel (acht Euro) vergleichsweise etwas teurer. Hier kommt man am besten nicht nur für das Essen hin, sondern um die Atmosphäre der ganzen Anlage auf sich wirken zu lassen.

Anna Finkenzeller

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