Nachhaltiges Shoppen

Fancy Klamotten zu günstigen Preisen gibt es derzeit wochenends im Einkaufszentrum AfiMall. Wer Platz in seinem Kleiderschrank braucht, kann auf einem Modeflohmarkt nach neuen Besitzern für seine ausrangierten Kleider suchen.

Modeflohmarkt in der AfiMall: Lejla und ihr Stand
Will Platz in ihrem Kleiderschank schaffen: Lejla an ihrem Flohmarktstand (Foto: Jiří Hönes)

Am frühen Samstagabend im obersten Stockwerk der AfiMall, dem riesigen Einkaufszentrum im Business-Viertel Moskau City. Tim baut gerade seinen kleinen Stand auf: Einige Jacketts und Jacken, Schuhe, Hemden hat er im Angebot. „Ich glaube die meisten Leute kommen erst später“, sagt er. Das Konzept finde er super. Kleiderflohmärkte seien in Moskau noch eher selten. „Ich weiß auch nicht, ob ich jetzt wirklich etwas verkaufen werde, aber ich wollte einfach dabei sein“, so Tim.

In der Tat ist die Secondhand-Kultur in der russischen Hauptstadt nicht so weit verbreitet wie in westeuropäischen Metropolen. Die entsprechenden Boutiquen stehen im Ruf, oft genauso teuer zu sein, wie wenn man sich neue Sachen kauft. Wer die von Armut geprägten 1990er-Jahre erlebt hat, kann dem Konzept von Secondhand-Mode zudem oft wenig abgewinnen. Doch die junge Generation, die in eine Konsumwelt hineingeboren wurde, ist zunehmend aufgeschlossen für einen nachhaltigen Lebensstil. Kleidertausch auf privaten Partys ist langsam im Kommen, mit dem „Weekend Smart Market“ soll nun auch das Konzept des Flohmarkts Einzug halten.

Second-hand-Kultur in Europa schätzen gelernt

Wer mitmachen will, bezahlt 1000 Rubel (ca. 12 Euro) und erhält dafür alles, was zur Ausgestaltung des Stands nötig ist: Kleiderständer, Stuhl und Strohballen als Tische. Obendrauf gibt es noch einen Einkaufsgutschein. DJs und Street-Food-Stände sorgen ist für das Ambiente. Dass sich die Kinder nicht langweilen, gibt es einen Bastel-Workshop für Postkarten.

Modeflohmarkt in der AfiMall: Tim und sein Stand
Unnötiges kann weg: Tim pflegt einen minimalistischen Lebensstil. (Foto: Jiří Hönes)

Tim erzählt, dass er die Second-hand-Kultur in Europa schätzen gelernt hat. Er hat unter anderem eine Weile in Hannover gelebt. Er pflegt einen minimalistischen Lebensstil, will Überflüssiges möglichst schnell wieder loswerden, am besten in gute Hände. „Es gibt ja die goldene Regel: Was man ein Jahr lang nicht getragen hat, das kann weg“, so Tim. „Hier habe ich ein Jackett, das habe ich mir mal gekauft, um ins Bolschoi-Theater zu gehen. Jetzt liegt es seit zwei Jahren rum.“ Er könne die Sachen auch im Internet verkaufen, aber das sei so aufwändig. „Du musst etliche Fotos machen von jeder Seite. Hier macht es einfach mehr Spaß“, sagt Tim.

Platz für Neues im Schrank

Während er gerade erst anfängt, ist Lejla schon am Packen. Sie ist zufrieden und konnte einige Stücke verkaufen. „Die Sachen sind noch gut, aber ich will Platz für Neues“, sagt sie. Pullis, Kleider und T-Shirts sind an ihrem Stand zu finden, recht ausgefallene Sachen sind darunter. Auch sie schätzt das Flohmarkt-Konzept sowohl wegen der Nachhaltigkeit als auch einfach als Treffpunkt. „Es ist nur etwas schade, dass wir hier im obersten Stockwerk sind, da kommt kaum jemand einfach zufällig vorbei“, sagt sie.

Im Gegensatz zu deutschen Flohmärkten fällt auf, dass hier wirklich Leute ihre eigenen Sachen verkaufen, es gibt keine professionellen Flohmarkthändler. Als Kunde sieht man, aus wessen Händen man die Sachen übernimmt.

Jelena, die vor allem Kinderkleider verkauft, glaubt, dass wegen des schönen Wetters an diesem Samstag nicht so viel los sei. Doch es gebe ja noch weitere Wochenenden. Der nächste Flohmarkt wird am 22. und 23. August stattfinden. An Tims Stand hat sich mittlerweile auch der erste interessierte Kunde eingefunden. Hier geht bestimmt noch etwas über den Ladentisch aus Stroh.

Jiří Hönes

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