Jazz im Menü

Von Ragtime bis Swing: Wer Live-Musik schätzt, dem empfiehlt MDZ-Autor und Restaurantexperte Frank Ebbecke das "Esse".

Im Jazz-Club „Esse“ treten internationale Künstler auf. /Foto: Pixabay. 

Ist das ein Sommer dieses Jahr. Über Wochen schon stahlblauer Himmel, dann und wann ein paar hübsche Haufenwölkchen. Regen höchstselten, kurz und heftig als willkommene Gewitterentladung. Ist da ein bisschen kühlendes Nass auf Straßen und Gehwegen zu sehen, dann waren das eher die Tag und Nacht unermüdlich zirkulierenden Wassersprenger von Traktor oder Lastwagen. Wenn es heiß ist, ist öfters mal im Asphaltdschungel dieser Megastadt ein erfrischendes Päuschen angesagt. Schnell zu einem Drink in eines der zahllosen Terrassen-Cafés, die auf den jüngst immer breiter angelegten Bürgersteigen geradezu aus dem Boden geschossen sind.
Selbst am Abend kühlt es nicht ab. Da sind erhitzte Körper schon besser drinnen, in meist von Klimaanlagen wohltemperierter Luft, aufgehoben. Was beileibe nicht bedeuten muss, dass es dann nicht auch heiß hergehen kann – nur auf etwas andere Weise.

Konzerte rund ums Jahr

„Jazz lives here“ verspricht der vollmundige Werbespruch des „Esse“-Clubs, gleich um die Ecke der Metro-Station Nowokusnezkaja. Schnell an den paar kleinen Außentischen in dem winzigen Seitengässchen vorbei und die steile Treppe hoch in den zweiten Stock. Rechts und links tun sich einladende Gasträume auf: zur einen Seite eine wohlbestückte Bar für eine süffige Cocktail-Auswahl, deutsches Bier vom Fass oder ein Glas edlen Weines, zur anderen ein großzügig bemessener Saal mit der Showbühne am Kopfende. Auf der geben sich professionelle Musiker jedes Jazz-Genres buchstäblich die Mikrophone in die Hand – von Ragtime bis Swing, von Standards bis Free Jazz, das ganze Jahr über, so gut wie jeden Abend.

https://www.instagram.com/p/BimVKxkHgEe/?taken-by=jazzclubesse

Klassiker der Jazz-Welt schauen und hören sozusagen von großformatigen Schwarz-Weiß-Fotos an den rohbelassenen Ziegelsteinwänden zu: Duke Ellington, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Frank Sinatra. Voll ist es immer, die meisten der an die 100 hellbeigen Ledersesselchen um die Tische sind schon vorreserviert, Frauen wie Männer von jung bis alt, eben alle, denen eher nach lebendigen Musikauftritten statt Tönen aus der Konserve ist. Und im „Esse“ gehört zur genüsslichen Begleitung genauso Speis und Trank. Die Test-Auswahl von der „Seasonal Menu“-Karte konnte dem Hör- und Sehgenuss des russisch-sibirischen „Julia Asadullina Trio“ an diesem Abend jedenfalls getrost das Wasser reichen: nach einem kühlen Aperol-Spritz-Aperitif eine erfrischende Okroschka-Suppe, gefolgt von Barsch-Filet mit Champagner-Sauce, begleitet von geeister, hausgemachter Estragon-Limonade, abgerundet mit Kürbis-Biscuit und Physalis-Marmelade – macht rund 1800 Rubel. Angemessen für die paar schönen Stunden, die wirklich alle verfügbaren Sinne erholsam anklingen lassen.

Jazz Club Esse
Ul. Pjatnizkaja 27/3a
Metro Nowokusnezkaja
(495) 150 28 48
www.jazzesse.ru

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