Die Schlacht um Berlin im Bild

Das Jüdische Museum und Toleranzzentrum in Moskau eröffnete eine Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg. Die Ereignisse der letzten Kriegstage und der Fall Berlins werden dem Publikum durch die emotionale Sichtweise herausragender sowjetischer Fotografen vor Augen geführt.

Fotos, Tagebücher, Video- und Tonaufnahmen helfen, sich in die letzten Kriegstage einzufühlen (Foto: Alexander Awilow/AGN Moskwa)

Die Ausstellung „Lasst die Lebenden sich erinnern und die Generationen wissen“ beginnt mit sowjetischem und deutschem Propagandamaterial aus den letzten Kriegsmonaten.

An der Wand hängen sowjetische Flugblätter, die die Soldaten zur Kapitulation und die Zivilbevölkerung dazu auffordern, keinen Widerstand zu leisten. Die Rote Armee bringe die Befreiung vom Nationalsozialismus. Der Publizist Ilja Ehrenburg erklärt knallhart in seinem Artikel „Nach Berlin!“, der im Januar 1945 in der Zeitung „Prawda“ erschien, warum die sowjetische Armee die deutsche Hauptstadt erreichen sollte: „Unser Gewissen verlangt es. Unsere Folterer werden von uns verurteilt werden, und wir werden dies niemandem sonst anvertrauen.“

Sowjetische Flugblätter für die Deutschen in der Ausstellung (Foto: Olga Silantjewa)

Die Nazi-Propaganda hielt in diesen Monaten die Illusion des Sieges aufrecht. Hitlers letzte Rundfunkansprache ist im Raum zu hören. Den Bürgers wurde eingeredet, dass die Rote Armee Repressionen und Deportationen bedeuten würde. In den letzten Apriltagen verstummten die Radiosendungen.

Die Schlacht um die Seelower Höhen

Der nächste Raum zeigt die Schlacht um die Seelower Höhen aus der Sicht des Fotografen Georgi Petrussow. Es liegt Schnee auf den Feldern (die Schlacht fand Mitte April statt). Alles ist im Nebel versunken. Und auf den Feind, der sich auf den Höhen befindet, sind Suchscheinwerfer gerichtet, deren Licht den Rauch kaum durchdringt. Neben den Fotos befindet sich ein Informationsstand, der von erheblichen Verlusten auf Seiten der Roten Armee berichtet. Die Überwindung dieser  Verteidigungslinie öffnete den Weg nach Berlin.

Das Foto von Georgi Petrussow in der Ausstellung (Foto: Alexander Awilow/AGN Moskwa)

In der Mitte der Ausstellung befindet sich der bewegendste Raum. Fast in völliger Dunkelheit erklingen Briefe der Teilnehmer jener Schlachten um Berlin. Sie sind voller Hoffnungen auf eine Rückkehr zum friedlichen Leben, voller Pläne und interessanter Details. Alle Verfasser der Briefe erlebten den 9. Mai 1945 nicht. Insgesamt starben während der Berliner Offensive in 23 Tagen 78.291 sowjetische Soldaten. Weitere 274.184 wurden verwundet.

Der Kampf in der Stadt, die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und die ersten friedlichen Tage in Berlin werden durch die Linse der Kameras von Georgi Petrussow, Iwan Schagin und Arkadi Schaiсhet gesehen. Sie zeigen Soldaten der Roten Armee, die die Mauern des Reichstages erreichen, Deutsche, die aus Berliner Kellern klettern. Sogar Tiere aus dem Zoo. Insgesamt zeigt die Ausstellung mehr als 100 alte Abzüge von Fotografien aus der Sammlung des russischen Galeristen und Sammlers Alex Lachmann. Er hatte viele Jahre lang seine eigene Galerie in Köln.

Ein Bekenntnis gegen Krieg und Leid

Dies ist das erste Mal, dass der Militärzyklus von Georgi Petrussow in Russland ausgestellt wird. Ein Teil der Fotografien dieses Zyklus wurde bereits Anfang der 1990er Jahre von der Berlinischen Galerie angekauft. Auf der Webseite der Galerie wird die Bedeutung dieser Bilder für die Deutschen hervorgehoben: „Petrussow wollte die historische Situation und die Not der Menschen dokumentieren, aber auch eine emotionale Botschaft vermitteln. Seine Fotografien sind ein klares Bekenntnis gegen den Krieg und das Leid, das er für alle Beteiligten mit sich bringt“.

Abgerundet wird die Ausstellung, die bis zum 27. September läuft, durch Fotos eines jubelnden Moskaus, das die Sieger am Belorussischen Bahnhof begrüßt.

Olga Silantjewa

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: