Anna Kusnezowa weiß, wie guter Espresso geht: 20 bis 30 Milliliter Wasser werden bei 86 bis 90 Grad Celsius unter einem Druck von acht bis zehn Bar 20 bis 30 Sekunden lang durch 6,5 bis 7,5 Gramm feingemahlenes Espressopulver gedrückt. Welche Ausnahmen diese goldene Regel zulässt, lernte sie in der Barista-Akademie der Café-Kette Double B. Gegründet, um fachkundiges Personal heranzuziehen, sorgt das Konzept der Gründerinnen Anna Zfasman und Olga Melik-Karakosowa dafür, dass die Qualität in all ihren Cafés gewahrt wird.
Letztes Jahr gewann Double B beim „Russian Coffee Cup“ als Beste Baristas. Auch dieses Jahr ist das Team im Finale. Im Herbst müssen sie bei der „Moscow Coffee and Tea Expo“ ihr Können zeigen.
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Kusnezowa zufolge schmeckt Kaffee nie gleich. Wie vielfältig Kaffeegeschmäcker sind, kann man auch am Farbrad der Specialty Cof- fee Association of America (SCAA) ablesen. Solch ein Rad hängt in jedem Double B. Denn die Mission ist klar: Sie wollen das bessere Starbucks werden. Eine Filiale gibt es schon in Prag. Nun sollen Minsk, Tiflis, Barcelona und Riga folgen.
Vielleicht lernen die Europäer dann auch den Raf lieben. Das steht nicht für die linken Terroris- ten der „Roten Armee Fraktion“, die Westdeutschland in den 70er Jahren unsicher machten, sondern ist eine Moskauer Spezialität: süß wie Eiscreme, warm wie Kaffee.
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Erfunden wurde der Raf 1996 im Coffee Bean an der Metrostation Kusnezkij Most. Damals kannte Moskau nicht einmal Cappuccino. Dann aber bestellte ein italienischer Stammgast: Espresso, mit Vanille- Zucker und Sahne aufgeschäumt. Der Wunsch kam auch bei anderen Gästen gut an. Also trinkt man nun Kaffee wie Raffael – so hieß der Kaffee-Gourmand. Heute nur noch kurz: Raf, bitte!
Katharina Lindt