Das Märchenland an der Seidenstraße

Seit dem Tod von Langzeitherrscher Islom Karimow 2016 verändert sich Usbekistan schrittweise. Ab Februar fällt nun die Visapflicht für Besucher aus 45 Staaten weg. Touristen können sich fortan bis zu 30 Tage im Land aufhalten und reisen. Drei Gründe für einen Besuch.

Sagenumwoben: Der Registan-Platz in der usbekischen Oasenstadt Samarkand. /Foto: avatars.mds.yandex.net

Antike Oasenstädte

Usbekistan liegt an der sagenumwobenen Seidenstraße, auf der schon in der Antike Gewürze und Stoffe zwischen dem Mittelmeer, China und der arabischen Halbinsel transportiert wurden. Die Einflüsse dieser unterschiedlichen Welten sind noch heute in den Städten zu spüren, die im Lauf der Jahrtausende entlang der Route entstanden. Vor allem drei Orte, die zum ­UNESCO-Weltkulturerbe zählen, lohnen einen Besuch. So können Touristen in der Oasenstadt Samarkand den legendären Registan-Platz bestaunen, der von drei mächtigen Islamschulen mit türkisblauen Kuppeln gesäumt wird. Kenner zählen die Bauten zu den eindrucksvollsten Bauensembles Zentralasiens. In den verwinkelten Gassen des alten Zentrums von Buchara lässt sich dagegen trefflich der Zeit nachspüren, als die Oasenstadt mit über 350 Moscheen und 100 Religionsschulen zu einem der wichtigsten Zentren des Islam gehörte. In Chiwa beeindruckt eher der dominierende ockergelbe Farbton. Die Wohnhäuser der Karawanserei und die mächtige Stadtmauer wurden einst aus Lehm geformt.

Atemberaubende Natur

Von der endlos anmutenden Sandwüste bis zum zerklüfteten Hochgebirge: Usbekistan verfügt über äußerst abwechslungsreiche Landschaften und bietet Outdoorfans viele Ziele für schweißtreibende Aktivitäten. Auf Bergsteiger warten im Tienschan-Gebirge Mehrtagestouren mit mehreren 3000er Gipfeln wie dem populären Großen Chimgan (3309 Meter). Mit etwas Glück lassen sich dabei Schneeleoparden, Bären oder Adler beobachten, die im Landschaftsschutzgebiet Tschatkalskij leben. Wer nicht ganz so hoch hinaus will, unternimmt eine Trekkingtour durch die Nurata-Berg­kette, etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt Taschkent entfernt. In der einsamen und kargen Landschaft trifft man oft tagelang keine Menschen und hat die Natur ganz für sich allein. Auch bei einer Übernachtung in einer Jurte in der Kysylkum-Sandwüste kommt eher selten ungebetener Besuch vorbei. Spezialisierte Reiseanbieter haben die Nacht unter dem Sternenhimmel im Angebot. Aber auch eine der größten menschengemachten Katastrophen, der fast gänzlich ausgetrocknete Aralsee, zieht immer mehr Touristen an.

Traditionelles Handwerk

Die Herstellung von Seide gehört zu einer der ältesten Traditionen in Usbekistan. Schon vor 4000 Jahren sollen in Margilan im Fergana-Tal erste Meister die kostbaren Fäden aus den Kokons der Seidenraupe gezogen und gefärbt haben. Auch zu Sowjetzeiten geriet die Kultur nicht in Vergessenheit. Der begehrte Stoff wurde in großen Mengen in Fabriken und Kombinaten hergestellt. Bis heute sind Margilaner Seidenstoffe stark nachgefragt und für ihre Qualität bekannt. Bei Ausflügen in die Stadt kann man Weberinnen bei der Arbeit zusehen, Proben der glänzenden und bunten Stoffe kaufen und so einen Eindruck von dem alten Handwerk bekommen. Doch Usbekistans Handwerker beeindrucken auch anderweitig mit ihrem Können. Ob Teppichknüpferei, Seidenpapierschöpfen oder usbekische Töpferei: Bei organisierten Touren kann man sich ein Bild von der enormen Vielfalt der jahrtausendealten Traditionen machen.

Birger Schütz

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