Eine Frage der Ähre

Die russische Landwirtschaft boomt, die Getreideernte war 2017 so gut wie noch nie. Und die Branche soll noch weiter wachsen.

Landwirtschaft

Goldene Ähre: Die russische Landwirtschaft boomt. /Foto: pixabay

So viel Getreide haben Russlands Mähdrescher noch nie gedroschen. Mehr als 138 Millionen Tonnen waren es Ende November laut dem Ministerium für Landwirtschaft.

Damit wurde nicht nur der Rekord vom vergangenen Jahr gebrochen, sondern auch mehr geerntet als zu Hochzeiten der sowjetischen Agrarwirtschaft Ende der Siebziger. Die beiden Spitzenergebnisse in Folge sind kein Zufall, sondern ein Puzzleteil im Konzept der Regierung. Denn aus den riesigen Flächen des Landes soll künftig mehr Profit geschlagen werden.

Förderung für Agrarkonzerne

Deshalb wurde in die Landwirtschaft zuletzt kräftig investiert. Erst kürzlich stockte der Staat ein Förderprogramm auf. Für 2013 bis 2020 standen ursprünglich knapp 200 Milliarden Rubel (fast drei Milliarden Euro) bereit.

Nun sind es insgesamt mehr als 240 Milliarden. Profitieren sollen landwirtschaftliche Betriebe, wobei das meist große Agrarkonzerne sind und sehr selten kleine Bauernhöfe. Staatliche Zuschüsse bekommen sie zum Beispiel, wenn sie Erntemaschinen anschaffen.

Erntemaschinen fehlen

Die sind offenbar auch nötig. Denn das Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass etwa zehn Prozent der Ernte wegen fehlender Ausstattung nicht eingebracht werden konnten.

Die Regierung möchte am liebsten nicht nur die eigene Bevölkerung aus heimischem Anbau ernähren, sondern auch die Lebensmittelexporte deutlich steigern. Ein Teil-erfolg ist bereits gelungen. Russland exportiert mittlerweile mehr Weizen als die USA. Allerdings sank durch die gute Ernte zuletzt auch der Weizenpreis, sodass fraglich ist, wie sehr die Bauern unterm Strich gewonnen haben.

Exporte können auf 25 Milliarden wachsen

Insgesamt lieferte Russland im vergangenen Jahr landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von gut 17 illiarden US-Dollar ins Ausland. Die Waffenexporte beliefen sich im selben Zeitraum auf gut 15 Milliarden US-Dollar.

Die russische Denkfabrik „Zentrum für strategische Projekte“ rechnet damit, dass die Exporte aus der Landwirtschaft bis zum Jahr 2024 auf etwa 25 Milliarden US-Dollar wachsen können. Einen Beitrag könnte bis dahin auch die Bio-Landwirtschaft leisten, die allerdings im Moment noch in den Kinderschuhen steckt.

Corinna Anton

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