Als ich mich für einen Hund entschieden habe, war mir klar, dass er für mich mehr als ein Familienmitglied ist, eher ein Begleiter, der etwas ganz Besonderes für mich wird“, sagt Anna Klementjewa, Mediadirektorin in einer der großen russischen Werbeagenturen. Kokoss, Annas Zwergspitz, ist neun Monate alt. Sie nimmt ihn überall mit.
„Wir mögen das WDNCh, den Gorki-Park und den Neskutschnyj-Garten, die Patriarchenteiche. Vor kurzem haben wir für uns einen neuen Park, das Chodynkafeld, entdeckt, wo es eine unglaubliche Menge von Hunden und ein großes eingezäuntes Gelände gibt. Die Ausnahme ist der Sarjadje-Park. Hier müssen Frauchen und Herrchen ihre Hunde auf den Arm nehmen“, sagt Anna. Fast alle Restaurants in und um die Parks sind den Hunden freundlich gesinnt. Wenn sie nicht sicher ist, ruft sie im Voraus an und fragt, ob sie mit dem Hund kommen darf, um Überraschungen zu vermeiden.
Mehrmals aus dem Taxi geworfen
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Moskau sind durchaus hundefreundlich, es gibt keine Probleme mit den Vierbeinern. In der Metro, in Bussen und an Flughäfen kann man Hunde sicher an der Leine halten und muss sie nicht in einer Tasche tragen. Taxifahrer, auch wenn man beim Bestellen den Haken bei „Beförderung eines Tieres“ setzt, können dagegen für eher unangenehme Überraschungen sorgen.
Angelina Burtschuladse, Stylistin und Besitzerin eines fünf Monate alten Lagotto-Romagnolo-Welpen, sagt: „Ich wurde mehrmals aus dem Taxi geworfen, obwohl ich immer bei der Bestellung markiert habe, dass ich mit dem Hund fahre. Eines Tages hat der Taxifahrer mich und den Hund angesehen und gesagt, er hätte ihn sich kleiner vorgestellt und mich ziemlich unhöflich aus dem Auto gebeten. Draußen regnete es in Strömen.“
Kleine Bulldogge ins Kino geschmuggelt
Angelina nimmt ihren Hund überall mit. Ausnahme sind die Orte, wo der Eintritt für Vierbeiner streng verboten ist, wie Kliniken oder Verwaltungsgebäude.
Aber die Erfahrung zeigt, dass Verbote auch umgangen werden können, wenn man wirklich will. Hannes Farlock, Geschäftsführer beim Unternehmensdienstleister DEinternational, nimmt seine zweijährige französische Bulldogge Kiwi überallhin mit. „Ins Kino, ins Museum, in Bars, überall. Ins Kino selbstverständlich heimlich“, erzählt Hannes. „In der Winterzeit funktioniert das super. Ich stecke meinen Hund einfach unter die Jacke. Ich war schon dreimal mit Kiwi im Kino. Einmal habe ich mir einen fürchterlichen Film mit wilden lauten Sexszenen angeschaut. Da hat Kiwi Angst bekommen und angefangen zu bellen. Das ganze Kino hat gelacht“, schmunzelt Hannes.
Der Hund sorgt im Büro für gute Laune
Er nimmt seine Kiwi von Zeit zu Zeit auch mit ins Büro: „Warum? Weil ich gemerkt habe, dass die meisten Kollegen positiv reagieren und Freude haben. Ich fände es super, wenn alle Mitarbeiter an einem Tag in der Woche ihre Hunde mitbringen würden.“
„Wahrscheinlich ist es in Moskau doch eher nicht akzeptiert, mit Hunden zur Arbeit zu kommen, sagt dazu Anna Klementjewa. Wir haben kein strenges Verbot, und wenn ich mit Kokoss für ein paar Stunden ins Büro komme, sagt niemand was. Regelmäßig geht das aber nicht“, so Anna.
Doch während es mit kleinen und mittelgroßen Hunden in der Stadt relativ einfach ist, ist Moskau in Bezug auf große Tiere immer noch nicht gerade hundefreundlich.
Mit großen Hunden haben es viele schwer
„Als Besitzerin eines Samojedenhundes kann ich sagen, dass Cafés, Restaurants, Geschäfte und sogar viele öffentliche Parks für uns tabu sind“, sagt die Buchhalterin Tatjana Kutusowa. „Ich finde das ärgerlich, insbesondere wegen des Besuchsverbots für Parks. Das ist der einzige Ort in der Stadt, wo Hunde auf einer großen Fläche spielen können, und nicht auf einem kleinen eingezäunten Gelände.“ Der Einkauf mit den großen Hunderassen ist ebenfalls streng verboten. Einen Samojeden oder einen deutschen Schäferhund kann man kaum auf den Arm nehmen oder in der Jacke verstecken, so müssen sie draußen auf den Besitzer warten.
Eine angenehme Ausnahme sind jedoch Zoofachgeschäfte. Vom dortigen Besuch kann man mit seinen Vierbeinern sogar noch profitieren, weil einige in dem Fall Rabatte anbieten.
Anna Braschnikowa