
März, 1943, Los Angeles
Die 15. Oscar-Preisverleihung am 4. März 1943 in Los Angeles. Kriegsbedingt sind die Statuen erstmals aus Gips gefertigt. Der beste Film geht an „Mrs. Miniver“. Fünf weitere Preise ebenfalls. Zum ersten Mal in der Oscar-Geschichte werden Dokus nominiert. 25 Filme zugleich, so viel wie niemals in den folgenden Jahren. Die meisten handeln vom Krieg. Vier Filme werden in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet. Der dritte auf der Liste ist „Moscow Strikes Back“. Die sowjetischen Regisseure Ilja Kopalin und Leonid Warlamow sind nicht bei der Oscar-Verleihung dabei. Die Statue wird später an den Vertreter der sowjetischen Botschaft übergeben.
August, 1942, New York
Den sowjetischen Film kennen in den USA zu diesem Zeitpunkt bereits viele. Die Originalversion, übersetzt ins Englische, wurde zum ersten Mal am 15. August 1942 in New York gezeigt. Im Oktober kam der Film unter dem Titel „Moscow Strikes Back“ ins Kino. Die Version ist speziell für den amerikanischen Markt überarbeitet. Gedacht war, dass der Film die Amerikaner mit dem neuen Kriegsverbündeten bekannt macht, aber auch für die amerikanischen Steuerzahler die Notwendigkeit des Leih- und Pachtgesetzes begründet. Bereits 1942 erhielt der Film den New York Film Critics Circle Award für den besten Dokumentarfilm.
April, 1942, Moskau
Auch in der Sowjetunion wird der Film 1942 ausgezeichnet. Beide Regisseure sowie sieben Kameramänner bekamen den Stalin-Staatspreis, dotiert mit 100 000 Rubel. Der gleiche Preis ging damals auch an Dmitri Schosktakowitsch für seine „Siebte Symphonie“.
Februar, 1942, die UdSSR
Kurz davor, am 18. Februar 1942, kam der Film auf die Leinwand. In der Sowjetunion hieß er „Die vernichtende Niederlage der deutschen Truppen vor Moskau“.
Die Zuschauer sahen Moskau im Oktober 1941. Die Einwohner errichten Barrikaden und Verteidigungsanlagen im Zentrum und in den Vororten. Die Frauen arbeiten im Rüstungswerk. Die Männer gehen an die Front. „Alle Völker Europas schauen auf Sie wie auf Ihre Befreier“, ermuntert Stalin sie. Viele Generäle sind im Bild, auch Georgij Shukow. Es laufen die Kämpfe um Istra, Tula, Moshajsk und andere Städte bei Moskau. Hier sind auch die ersten deutschen Kriegsgefangenen zu sehen. Am 6. Dezember beginnt die großangelegte Gegenoffensive der Roten Armee. Sie führte zu dem Rückzugsbefehl Hitlers am 15. Januar 1942.
November, 1941, Moskau
Die Idee, einen Film über die Schlacht um Moskau zu drehen, kam Joseph Stalin Ende November. „Wir bereiten die Gegenoffensive vor. Ich denke, die Deutschen stehen sie nicht durch und werden zurückweichen“, so Stalin an den Vorsitzenden des sowjetischen Filmkomitees Iwan Bolschakow. „Man muss das alles verfilmen und einen guten Film daraus machen.“ Zwei Regisseure wurden beauftragt – Ilja Kopalin und Leonid Warlamow. 18 Kameramänner arbeiteten im Drehstab. Etwa einen Monat haben sie gedreht. Mitten im Kampfgetümmel, Seite an Seite mit den Moskauer Verteidigern. Täglich wurde das Filmmaterial nach Moskau gebracht – für den Filmschnitt.
April, 2022, russlandweit
Der Spielfilm „Der erste Oscar“, der im April russlandweit in die Kinos kam, erzählt die Geschichte zweier junger Kameramänner, die im Dezember 1941 am Film „Die vernichtende Niederlage der deutschen Truppen vor Moskau“ arbeiten.

Ausserdem berichtet der Film über die Tätigkeit des amerikanischen Produzenten David O. Selznick. Denn er hatte angeregt, eine neue Kategorie der Academy Awards einzuführen und den sowjetischen Film dafür zu nominieren.
Olga Silantjewa