
Manche Menschen nehmen visuelle Informationen am besten wahr, andere verlassen sich mehr auf ihr Gehör, wieder andere nehmen lieber ein Buch, eine Zeitschrift oder eine Zeitung zur Hand. Und wenn man eine Botschaft an jedermann vermitteln will, ist es logisch, alle möglichen Kommunikationskanäle zu nutzen. Anfang Mai, am Vorabend des Siegestages, kann sich jeder vergewissern, dass dieser Ansatz wirksam ist.
Es scheint jedoch, dass heute die visuellen Attribute des Feiertags und der Inhalt, und zwar die Geschichte jener Jahre, die von verschiedenen Spezialisten sorgfältig bewahrt wurde, ziemlich weit auseinander liegen.
Immer häufiger hört man, dass die Denkmäler und Plakate, die die Städte für den Feiertag schmücken, ungeheuerliche Fehler enthalten. Und die sind vorprogrammiert, wenn man das Zeichnen von Plakaten und die Erstellung von Collagen einer künstlichen Intelligenz anvertraut. Dann werden statt der sowjetischen Soldaten auf dem Bild einige andere zu sehen sein, und das sogar mit sechs Fingern.
Oder es gibt regelmäßig Aktionen wie die, welche die Aufmerksamkeit der Medien auf eine Entbindungsklinik in der Stadt Kemerowo lenkte. Dort wurden Neugeborene mit Feldmützen und Militär-Regenponchos aus der Klinik entlassen, was eine kontroverse Reaktion in der Öffentlichkeit hervorrief. Symbole sind wichtig, aber nur die richtigen, die der historischen Wahrheit nicht widersprechen. Wie zum Beispiel ein Stück Brot, das nach den Normen von 1943 an die Bewohner des belagerten Leningrads verteilt wurde. Die Aufnahmen von der Brotverteilung in Leningrader Lebensmittelläden sind häufig Bestandteil von Dokus über die Blokade.
Aber vielleicht noch notwendiger für die Bewahrung der Erinnerung sind die Projekte von Historikern, von Spezialisten, die noch immer damit beschäftigt sind, die sterblichen Überreste der Gefallenen dieses Krieges zu bestatten, Dokumente für Datenbanken von Kriegsveteranen zu digitalisieren und ihre Erinnerungen zu veröffentlichen. Die MDZ wird über solche Projekte berichten. Für unsere Zeitung steht das Thema der historischen Erinnerung immer im Vordergrund.
Igor Beresin