Eine Reise nach Moskau und St. Petersburg – das ist der Preis der glücklichen Gewinner Viktoria Hartmann und Julian Jung beim Wettbewerb „Spielend Russisch lernen“. Dessen Finalrunde fand Anfang November im Europa-Park in Rust bei Freiburg statt. Das Duo vom Städtischen Gymnasium Marienschule im nordrhein-westfälischen Euskirchen konnte sich gegen 17 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchsetzen.
Der Wettbewerb wird bereits seit 2008 vom Deutsch-Russischen Forum e. V. durchgeführt. Die Veranstalter haben sich zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler für das Erlernen der russischen Sprache zu begeistern. Das Besondere an dem Wettbewerb: Es treten immer Zweierteams verschiedener Schulen an, von denen einer Russisch spricht und einer nicht.
Unter den Teilnehmern sind natürlich oft Schüler mit einem russlanddeutschen Hintergrund. „Wir möchten dabei auch einen integrativen Ansatz verfolgen“, sagt Projektleiterin Maria Galland. „Schüler, die Russisch als Muttersprache sprechen und solche, die noch ganz am Anfang stehen, können gemeinsam etwas erreichen.“
Vokabeln und landeskundliches Wissen sind gefragt
Für die Russischsprecher in den Teams gibt es daher drei Niveaustufen, deren höchste dem Niveau von Muttersprachlern entspricht. Grundlage des Turniers ist die deutsch-russische Ausgabe des Sprachlernspiels „New Amici“, das auch ohne Russischkenntnisse spielbar ist. Das Würfelspiel beinhaltet sowohl Fragen zu Vokabeln als auch landeskundliche Fragen. In der ersten Spielphase müssen russische Wörter ins Deutsche übersetzt werden, in der zweiten deutsche ins Russische. In der dritten Phase werden dann die Ergebnisse aus den ersten beiden Phasen noch einmal abgefragt – die Teilnehmer müssen sich also das Gelernte merken. Und es geht auf Zeit.
Im Finale haben sich die beiden Euskirchener gegen das Team von Fiona Heeb und Vanja Kerekovski von der Kantonschule Rychenberg im schweizerischen Winterthur durchgesetzt. Auch diese und die drittplatzierten Maximilian Wagner und Kristin Rudolph vom Roland-Gymnasium in Burg in Sachsen-Anhalt dürfen sich auf eine Reise nach Russland freuen.
Für Gewinnerin Viktoria wird es eine Reise in ihr Geburtsland sein. Sie stammt aus dem deutschen Nationalkreis Altai in Sibirien und lebt seit vier Jahren in Deutschland. „Für mich war das Deutsche beim Wettbewerb die größere Herausforderung, aber die Vorbereitung war auch eine tolle Gelegenheit, mein Russisch zu verbessern“, sagt die Schülerin der MDZ. Sie denkt darüber nach, in Russland zu studieren.
Russisch wird in Deutschland eher selten gelernt
Doch die Gedanken sind jetzt erst einmal bei der gewonnenen Reise: „Ich freue mich wahnsinnig, ich war selbst noch nie in Moskau und auch in St. Petersburg nur einmal auf der Durchreise.“ Julian hat der Wettbewerb motiviert, sich mehr mit der russischen Sprache zu beschäftigen. „Ich habe einige Freunde mit einem russischen Hintergrund, da bietet es sich an, etwas Russisch zu lernen“, so der Schüler. Er selbst war noch nie in Russland und freut sich natürlich ganz besonders auf die Reise.
Am Wettbewerb hat ihm vor allem gefallen, dass man interessante Leute kennenlernen konnte. „Es war eine sehr gute Atmosphäre und gab kaum Konkurrenzgedanken, die Teilnehmer sind sehr fair und offen miteinander umgegangen.“ Als Team haben die beiden super harmoniert. „Wir gehen in die gleiche Stufe und kennen und schon lange, das war perfekt“, so Julian.
Für die Veranstalter ist es immer wieder schön zu sehen, wie sie junge Menschen für die russische Sprache begeistern können. Über 4200 Schüler von 202 Schulen waren in diesem Jahr am Wettbewerb beteiligt. Dabei gehört Russisch nicht unbedingt zu den meistgelernten Sprachen an deutschen Schulen. Laut Statistischem Bundesamt haben im Schuljahr 2018/19 etwas über 100.000 Schüler an allgemeinbildenden Schulen Russisch gelernt. Zum Vergleich: Spanisch lernten über 460.000, Latein knapp 600.000 und Französisch über 1,4 Millionen.
Jiří Hönes