So ist Nordkorea „wirklich“

Je schlechter Russlands Beziehungen zum Westen sind, desto enger werden sie mit Nordkorea. Jetzt reiste erstmals auch eine russische Jugendgruppe in das Land und verbrachte dort zehn Tage. Was die Teenager darüber in den sozialen Netzwerken zu erzählen wussten, war fast durchweg positiv.

Im internationalen Jugendcamp kamen sich russische und nordkoreanische Jugendliche näher. (Foto: VK/Anna Ossinzewa)

Wie lässt sich Nordkorea mit einem Satz beschreiben? Bei Wladislaw Kosyrew, einem Schüler aus dem südrussischen Stawropol, liest sich dieser Satz so: „Das ist ein Land, über das eine Menge Gerüchte im Umlauf sind, die sich als Lügen entpuppen.“ Auf diesen Nenner hat er im sozialen Netzwerk VK seine Eindrücke von diesem „wunderbaren Land“ gebracht, auch wenn es das „am stärksten abgeschottete Land auf der Welt“ ist.

Neue Jugendbewegung organisierte

Man muss Wladislaw zugutehalten, dass er zu den nicht unbedingt zahlreichen Ausländern gehört, die Nordkorea mit eigenen Augen gesehen haben. Ende Juli und Anfang August weilte er mit anderen russischen Jugendlichen für zehn Tage in dem asiatischen Land, das nahe der Hafenstadt Wladiwostok an Russland grenzt. Zusammengestellt worden war die 50-köpfige Gruppe von der Jugendorganisa­tion „Dwischenije Perwych“ (Bewegung der Ersten). Sie existiert seit gut zwei Jahren, ist eine Art moderne Reinkarnation von sowjetischen Vorläufern und soll bei ihren Mitgliedern „traditionelle russische geistige und moralische Werte“ fördern. Die Idee dazu wird Präsident Wladimir Putin zugeschrieben.

Die russische Jugendgruppe vor dem Eingang zu „Songdowon“ (Foto: VK/Jekaterina Maidanowa)

Für 2023 wurde die Mitgliederzahl der Organisation, gegen die unter anderem die EU bereits Sanktionen verhängt hat, mit 4,7 Millionen angegeben. Für die (kostenlose) Reise nach Nordkorea gingen 3500 Bewerbungen ein. Die 50 Auserwählten waren zwischen 14 und 17 Jahren alt.

Pjöngjang und Jugendcamp

Zum Beispiel Jekaterina Maidanowa aus der Region Kursk. Auch sie berichtet auf VK von ihrer „unvergesslichen Reise“, die sie zunächst in die Hauptstadt Pjöngjang und dann in das internationale Jugendcamp „Songdowon“ führte. Auch sie schreibt, Nordkorea sei ein „abgeschottetes Land“, viele hätten „Angst, es zu besuchen“. Aber sie wolle den Menschen zu Hause erzählen, „wie es wirklich ist“.

Im Hintergrund: das Wohngebäude auf dem Campgelände (Foto: Dwischenije Perwych)

Was sie und andere vor allem hervorhoben, war die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen, denen sie begegneten. Auch die Infrastruktur, der sie in Pjöngjang, aber auch in ihrem Camp gewärtig wurden, hatten sie Nordkorea offenbar nicht zugetraut, von der malerischen Natur ganz zu schweigen. In überschwänglichen Worten zeigen sie sich stolz und begeistert, an dieser Freundschaftsmission teilgenommen zu haben. Kristina Schalja aus der Region Woronesch sprach von einer „unglaublich großen und wertvollen Erfahrung, die die Mehrheit der Menschen auf der Erde niemals machen wird“.

Beobachtungen am Rande

An der Wand: der „ewige Führer“ und der „große Führer“ (Foto: VK/Kristina Schalja)

Warum das Land so abgeschottet ist, wird von den russischen Jugendlichen nicht weiter hinterfragt. Und auch Beobachtungen, die für sie etwas irritierend gewesen zu sein scheinen, bleiben Randnotizen. So waren die Straßen in Pjöngjang halbleer, weil Familien, wie eine Teilnehmerin erfuhr, über Generationen sparen müssten, um sich ein Auto leisten zu können. Für das Fotografieren galten diverse Verbote. Der Fernseher im Camp-Zimmer strahlte nur zwei Programme aus. Am Büffet fehlten Milch und Milchprodukte. Und es gab weder Telefon- noch Internetanschluss. Aber es ist eben alles eine Frage der Einstellung. Für Anna Ossinzewa aus Jekaterinburg war es „zweifellos ein Plus, zwei Wochen von der Außenwelt abgeschnitten gewesen zu sein“.

Tino Künzel

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