Simonjan in Richtung Westen: Gewöhnt euch dran!

Das US-Magazin „Newsweek“ hat sie kürzlich „Putins Medien­königin“ genannt: RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan (44) macht auch keinen Hehl daraus, dass sie und ihr staatlicher Auslandssender die „Position Russlands“ verbreiten. Wie klingt Simonjan, die mit westlichen Sanktionen belegt ist, im Fernsehen und ihrem Telegram-Kanal? Kostproben.

Prominente Stimme des Kremls in der Medienlandschaft: Margarita Simonjan. (Foto: Pressedienst des Föderationsrats/Wikimedia Commons)

BRICS, Georgien – für unsere ehemaligen Partner folgt daraus nur eins: Diese Welt gehorcht euch nicht mehr. Wie man in Amerika zu sagen pflegt: Get used to it! Die Lage wird sich nicht nur noch verschlechtern. Aber eine andere Welt hat der liebe Gott für euch nicht. Der Westen kann nun zwischen drei Optionen wählen. Entweder zerstört ihr diese Welt, die nicht mehr auf euch hört (nach meinem Eindruck fasst ihr diese Option ernsthaft ins Auge). Oder ihr zieht auf den Mars um, wenn ihr euch beeilt, Musk arbeitet daran. Wobei es gut sein kann, wie sich zuletzt herausgestellt hat, dass er auf unserer Seite ist. Also wird daraus wohl auch nichts. Die letzte Option: Gewöhnt euch dran!

Wir führen keinen Krieg mit der Ukraine. Die Ukraine haben wir in den ersten zwei, drei Tagen besiegt, als wir Gostomel eingenommen haben, als wir im Grunde die Ukraine entwaffnet und den Hauptteil ihrer Streitkräfte vernichtet haben. Dann hat der Krieg mit der NATO begonnen.

Uns trennt von diesem Imperium – dem westlichen Imperium – heute ein Graben. Dieser Graben wird immer breiter und füllt sich gefühlt mit kochendem Teer, den man auch als Höllenfeuer bezeichnen könnte. Die Existenz dieses Grabens und die Tatsache, dass wir uns auf der hellen Seite des Ufers befinden und überhaupt am Ufer, ist von kolossaler Bedeutung.

Den nicht sehr geehrten ausländischen Medien setze ich auseinander: Wollen die Russen Krieg? Nein, wollen sie nach wie vor nicht. Darum geht es nicht. Euch muss klar sein, dass es sich hier nicht um eine von euren Operationen irgendwo im Irak oder in Libyen handelt. Die gesamte sogenannte westliche Welt hat sich dazu verstiegen, gegen Russland Krieg zu führen, eine Atommacht. Was meint ihr, wie das enden wird, wenn uns keine andere Wahl bleibt? Unser Oberbefehlshaber Wladimir Wladimirowitsch Putin hat es euch doch klipp und klar erklärt. Es endet damit, dass sich der Wind in eure Richtung drehen kann. Was habt ihr daran nicht verstanden?

Ihr solltet Sowjetologen, Kremlogen, Russologen oder was weiß ich anstellen, damit sie euch erklären, wer wir sind. Denn ihr glaubt, dass wir so sind wie ihr. Aber das sind wir nicht. Wir sind anders.

Michael, du lebst doch schon lange in Russland? Binnen eines Vierteljahrhunderts hast du wahrscheinlich bemerkt, dass die Russen viel klüger sind, als man hier und da zu denken pflegt. Mehr noch, es wird dich kränken, was ich jetzt sage, aber im tiefsten Innern gibst du mir wahrscheinlich recht. Die Russen sind im Großen und Ganzen viel klüger und auf jeden Fall gebildeter als durchschnittliche Amerikaner.

Gestern habe ich mit meinem Freund Emir Kusturica, einem der größten Regisseure der Filmgeschichte, zu Abend gegessen. Dabei hat er diesen Satz gesagt: „Russland ist kein imperiales Land.“ Was hat er damit gemeint? Imperien im Sinne des Imperialismus, gegen den wir so lange gekämpft haben, haben aus denen, die von ihnen erobert wurden, herausgesaugt, was nur ging. Und was hat Russland gemacht? Russland hat Nationen, Ethnien, Länder, bestimmte Stammesgruppen ohne eigenen Staatlichkeit an sein Territorium angegliedert. Darunter war auch meine Ethnie, die armenische. Und dann haben diese Ethnien sich entwickeln können, im Einklang mit ihrer Kultur, ihren Werten und ihre Sprache. Das betraf alle angeschlossenen Ethnien über den gesamten Zeitraum des russischen Imperiums.

Wir denken mit Schaudern daran zurück, wie wir in den 1990er Jahren gelebt haben. Wenn heute gesagt wird, dass die Renten niedrig sind … Ja, sie sind niedrig. Aber kein Vergleich dazu, wie sie mal waren. Und sie werden weiter steigen, gebt unserem Land einfach Zeit, sich ohne Erschütterungen normal zu entwickeln. Außerdem hat man sie früher überhaupt nicht gezahlt, habt ihr das etwas vergessen?

Zu den Migranten. Europa weiß nicht, was man da machen kann. Europa ist nicht so zynisch wie Amerika. Und die Bevölkerung ist informierter. Die Bevölkerung Amerikas hat in der Regel von nichts eine Ahnung. 20 Jahre nach der Bombardierung Jugoslawiens haben die Leute in Amerika, darunter die Familie, in der ich gelebt habe, davon noch nicht einmal gehört. Die amerikanische Führung ist zynischer, was schon die schlimme Krise an den US-Grenzen demonstriert. Scheinheilig ist das auch deshalb, weil Amerika von Migranten gegründet wurde. […] Und was macht Amerika heute? Niemand geht so furchtbar mit Flüchtlingen um wie Amerika.

Wir sind es nicht gewöhnt, so zu kämpfen wie ihr. Auf fremdem Territorium, in komfortablen Unterkünften, mit warmen Mahlzeiten zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Und dann regt ihr euch noch auf, dass die Ohrstöpsel nicht passen oder es an Klopapier fehlt oder noch irgendetwas. Und dass die Rente für Veteranen nicht so ist, wie sie sein sollte. Und dann leidet das ganze Land unter einer posttraumatischen Störung. Kurz gesagt, wir sind ein wenig aus anderem Holz geschnitzt. Aus unsere Geschichte heraus, gelinde gesagt, wegen unserer Mentalität und unserem Charakter. Wir sind eine andere Nation, uns können solche Drohungen nicht schrecken. Wir denken uns etwas aus, damit ihr uns noch mehr fürchtet und uns zufrieden lasst.

Zusammengestellt von Tino Künzel

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