Lassen Sie uns mit dem Wort „russländisch“ beginnen. Warum mögen Sie es nicht?
Wenn wir über russische Menschen sprechen, dann sind wir russische Menschen. Bei „russländisch“ geht es um die Staatsbürgerschaft. Wir müssen diese beiden Begriffe voneinander trennen. Viele sagen, es gäbe keine Russen, wir seien nur russländisch. Wurden wir zur Zeit von Iwan dem Schrecklichen als russländisch bezeichnet? Nein. Kam das von Peter dem Großen? Wir wurden nie so genannt. Erst im modernen Russland hat man einen solchen Begriff erfunden. Seit den 1990er Jahren. Aus irgendeinem Grund haben sich alle geärgert, als die „Russische Gemeinschaft“ auftauchte. Und sie fingen an, Behauptungen aufzustellen: „Ihr betreibt Nationalismus!“ Wir bitten nur darum, die beiden Dinge nicht zu verwechseln, und aus irgendeinem Grund verbietet man uns diese russische Identität.
Aber wer verbietet sie? Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.
All diejenigen, die versuchen, die Situation so aussehen zu lassen, als gäbe es keine Russen, alle seien nur russländisch. Das passiert in Interviews: Jemand stellt eine Frage und macht keinen Unterschied zwischen diesen Begriffen. Aber es gibt Unterschiede. Es gibt Aspekte. Ich habe sie für Sie benannt.
Die „Russische Gemeinschaft“ nennt die „unkontrollierte Migration“ das Hauptproblem. Was wäre die Lösung?
Nun, diese Vorschläge wurden bereits viele Male von verschiedenen Seiten gemacht. Eine Visaregelung mit den Ländern. Mit allen Ländern. Und man sollte streng kontrollieren, warum ein Mensch kommt. Wenn er kommt, um zu arbeiten, bitteschön: ein Arbeitsvisum. Aber er bringt keine Familie mit, versucht nicht, hier zu bleiben. Das ist Arbeitsmigration. Alles andere sollte auch ganz klar und streng geregelt werden. Wenn eine Person die Staatsbürgerschaft unter Verstoß gegen die Verfahren illegal erworben hat, sollte ihr die Staatsbürgerschaft entzogen und sie zurückgeschickt werden.
Bei illegalen Handlungen ist alles klar. Aber wir haben, wie viele andere Länder auch, einen ernsthaften Mangel an Arbeitskräften …
Das ist ein Mythos. Der Mangel an Arbeitskräften ist ein Mythos.
Wie kommt das? Er wurde unter anderem von den zuständigen Ministerien gemeldet.
Die Ministerien beschäftigen sich mit der Mythologie. Ich nehme mal Belarus als Beispiel. Dort gibt es keine Migranten. Es gibt keinen Arbeitskräftemangel, die Wirtschaft kommt zurecht.
Werden Migranten nicht in großem Umfang in der Bauindustrie eingesetzt? Wer wird sie ersetzen?
Ich sage Ihnen, die Bauwirtschaft in ihrer jetzigen Form wird von keinem Russen gebraucht. Denn wir verlieren jedes Jahr eine Million Menschen. Und schauen Sie sich an, wie viele Millionen Quadratmeter an Wohnraum gebaut werden. Für wen? Die Migranten bauen diese Wohnungen jetzt praktisch für sich selbst. Sie kommen hierher, um uns zu ersetzen. Die einheimische Bevölkerung wird ersetzt.
Sie müssen dort gutes Geld verdienen. Ich würde mich als Mittelschicht bezeichnen, aber ich kann mir derzeit keine Immobilie kaufen.
Sie verdienen in letzter Zeit nicht nur recht gut, sondern nutzen auch sehr geschickt alle unsere Sozialleistungen, die sie aus irgendeinem Grund erhalten, obwohl sie keine Staatsbürgerschaft haben. Die Diaspora ist beteiligt, sie hilft. Was die Bauindustrie betrifft, so brauchen wir diese Tschelowejniki (wörtlich übersetzt: „Ameisenhaufen für Menschen“ – Anm. d. Red.), die jetzt gebaut werden, nicht. Wir brauchen ein Russland mit Flachgebäuden außerhalb der großen Städte.
Es gibt aber genügend russische Staatsbürger, die Vertreter anderer Kulturen sind. Einige von ihnen verstoßen gegen Regeln und Vorschriften. Was sollte Ihrer Auffassung nach dagegen unternommen werden?
Die größte Zahl der Migranten in unserem Land sind Tadschiken. An zweiter Stelle folgen die Usbeken und dann die Kirgisen. Insgesamt sind 14 Millionen Menschen nach Russland eingewandert. Diese drei Völker machen den Großteil der Probleme und das eigentliche Problem der unkontrollierten Migration aus. Und sie wollen sich nicht in unsere russischen Regeln der zwischenmenschlichen Kommunikation einfügen. Selbst in den Schulen versuchen ihre Kinder, sich so zu verhalten, wie man es sich kaum vorstellen kann.
Sehen Sie, es gibt immer mehr solcher Vorfälle, und sie werden in letzter Zeit immer massiver. Das kommt alles aus der Familie. Die Einstellung gegenüber dem russischen Volk und allgemein gegenüber den in Russland lebenden indigenen Völkern ist extrem negativ. Sie haben sogar eine negative Einstellung gegenüber ihren muslimischen Brüdern. Sie denken, dass der Islam, der auf dem Territorium Russlands existiert, nicht der wahre ist, sondern dass sie mit dem wahren Islam gekommen sind. Wir haben sogar einen Konflikt zwischen einheimischen Muslimen und denen, die gekommen sind. Tataren, Baschkiren, Dagestaner kommen sogar zu uns und sagen, dass sie das alles satt haben, lasst uns zusammenhalten.
Der Standpunkt ist klar. Aber die Frage bezog sich auf die Vertreter der Kaukasus-Republiken.
Wenn es um die Binnenmigration geht, gibt es Rechtsvorschriften, die alles schnell regeln. Wir hatten viele Fälle zu verzeichnen, wenn Menschen auf Hochzeiten in die Luft geschossen haben, und wir haben den Strafverfolgungsbehörden geholfen, diese Personen zu identifizieren und sie nach dem Gesetz zu bestrafen. Ihnen wird der Waffenschein entzogen und es werden Bußgelder verhängt. Danach hören sie auf zu schießen.
Ihr Zitat: „Das Problem sind nicht die Migranten, das Problem ist die Unfähigkeit unseres Justizsystems, für Recht und Ordnung zu sorgen“. Wie kann dies grundsätzlich korrigiert werden?
Solche Aufgaben stellen wir uns nicht. Die „Russische Gemeinschaft“ bemüht sich um gegenseitige Unterstützung. Wir gehen nicht auf die staatliche Ebene. Es gibt kluge Köpfe in der Regierung und in der Staatsduma. Sie sollen sich darüber Gedanken machen. Wir identifizieren nur das Problem und geben nicht vor, Staatsmänner zu sein.
Sie sagen, sie unterstützen die Strafverfolgungsbehörden. Es gibt ein Video, in dem sich am Ende ein Mann vor der Kamera entschuldigt, aber er hat ein blaues Auge …
Das ist eine Lüge. Sie lügen gerade. Zeigen Sie mir das Video.
Ich werde es finden, aber sagen Sie mir: Setzen Sie auch körperliche Gewalt gegen diejenigen ein, mit denen Sie zu tun haben?
Alle Videoaufzeichnungen laufen über mich. Es gab einen einzigen Fall, in dem eine Person ein blaues Auge hatte. Dieses Video wurde uns von den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung gestellt. Die „Russische Gemeinschaft“ hatte nichts damit zu tun. Das war der einzige Vorfall in über zwei Jahren. Wir dulden keine körperliche Gewalt. Wir wenden niemals Gewalt an. Dafür haben wir ein Verbot. Wir handeln im Rahmen des Gesetzes über freiwillige Bürgergruppen, das es den Bürgern erlaubt, die Strafverfolgungsbehörden beim Schutz von Recht und Ordnung und bei der Unterdrückung von Straftaten zu unterstützen.
Europa erlebt die Migrationsgeschichte auch schmerzlich …
Europa liegt im Sterben. Es stirbt vor unseren Augen. Die europäische Zivilisation verschwindet buchstäblich jeden Monat. Wir sind direkte Zeugen davon.
Aber Sie betrachten die Europäer nicht als Verbündete oder als diejenigen, die sich in der gleichen Situation befinden.
Ich schaue mir gerade an, was derzeit in Großbritannien passiert. Wie Islamisten unter dem Ruf „Das sind unsere Straßen“ die einheimische Bevölkerung Großbritanniens verprügeln und abschlachten. Ich denke, etwas Ähnliches passiert zum Teil auch in Deutschland. Ich glaube, dass wir eine offene Tür für europäische Christen haben sollten. Wir müssen sie aufnehmen und ihnen helfen, sich anzupassen und hier zu leben. Russland könnte für sie die Arche Noah sein. Ich glaube, wir sollten Deutsche, deutsche Bürger, einladen. Wir mögen eine solche Einwanderung, weil sie zivilisiert und kulturell ist. Es sind Menschen, die uns geistig so nahe wie möglich sind. Ich selbst stamme aus Omsk, wo früher viele Deutsche lebten.
Dort leben auch heute noch viele Deutsche.
Ja, ganze deutsche Dörfer. In den 1990er Jahren sind viele Deutsche nach Deutschland gegangen. Auch meine Mathelehrerin, meine Klassenlehrerin. Und ein paar andere, meine Mitschülerin. Jetzt kehren ganze Familien von Deutschen aus Deutschland nach Russland zurück und kaufen aktiv Eigenheime in der Region Omsk.
Die jüngsten Terroranschläge in Russland haben eine ausgeprägte islamistische Handschrift. Bringen Sie das mit den Europäern in Verbindung? In einem Interview sagen Sie, dass der Westen einen Plan hat, Russland in Teile zu spalten.
Wenn ich das Wort „Westen“ verwende, dann meine ich die führenden Wirtschaftshäuser, denen praktisch die gesamte Wirtschaft der Welt gehört. Hinter den wichtigsten Regierungen des Westens stehen diese Leute mit großem Kapital. Eigentlich sind die derzeitigen Politiker in Ländern wie Deutschland nur Marionetten. Und niemand wird jemals den deutschen Bundeskanzler wählen, solange sich bestimmte Kräfte in Washington nicht darauf einigen.
Ehrlich gesagt, tut mir Deutschland im Allgemeinen leid. Es steht seit 1945 unter Besatzung und hat immer noch keine eigene nationale Regierung. Die Kräfte, die Deutschland in diesem Zustand halten, haben einen Plan, die Europäer durch farbige Völker aus Afrika und arabischen Ländern zu ersetzen. Russland ist für das gleiche Schicksal bestimmt. Man bringt Scharen von Migranten ins Land, um die indigene Bevölkerung auszulöschen.
Es gibt in Deutschland Menschen, die von der Gesellschaft als ausgegrenzt betrachtet werden, die ihre Regierung als nicht autark bezeichnen. Sagen Sie mir, unterhalten Sie irgendwelche Verbindungen zu irgendjemandem aus Deutschland? Zu Parteien, Verbänden?
Nein. Wir möchten uns mit unseren eigenen Problemen befassen. Es gibt keine Kontakte nach Deutschland.
Die Deutschen sagen mir oft, dass die Russen unpersönliche Konstruktionen mögen. Sie sagen: „Man bringt Scharen von Migranten ins Land.“ Wer macht das?
Es gibt mehrere Interessen. Es gibt Agenten mit westlichem Einfluss in der russischen Regierung und große Unternehmen. Viele Leute aus unseren Eliten haben im Westen studiert, sind durch britische oder amerikanische Schulen gegangen. Und heute setzen sie all diese Pläne um, die eigentlich gegen die Interessen der einheimischen Bevölkerung gerichtet sind.
Ich erwarte, dass Sie jemanden nennen.
Wenn wir von großen Unternehmen sprechen, dann sind das die Onlinehandel-Riesen Wildberries oder Ozon. Das ist eine Brutstätte der illegalen Migration. Wenn Sie bei Ozon 170 Personen kontrollieren, werden sich 150–160 von ihnen als illegale Einwanderer herausstellen. Bei Wildberries ist es dasselbe. Wenn irgendwo ein Ozon-Lagerhaus auftaucht, wird das Leben in den nächstgelegenen Dörfern für die Menschen zur Hölle.
In letzter Zeit wird von offizieller Seite darüber diskutiert, muslimischen Frauen das Tragen von Niqab und Hidschab an öffentlichen Orten zu verbieten. Was halten Sie davon?
Ich glaube, sie haben sie bereits verboten, oder? Das sind keine traditionellen Werte. Das ist eine Lüge. Tatsächlich ist diese Kleidung älter als der Islam. Sie wurde auf der arabischen Halbinsel erfunden, um das Gesicht vor dem Sand und der Sonne zu schützen. Es war weder für den Islam noch für die einheimischen Völker Russlands traditionell. Nein, es ist eine neumodische Idee radikaler Islamisten.
Sie meinen also, es sollte verboten werden?
Ja, natürlich.
Sollte sie im ganzen Russland oder nur dort, wo die slawische Bevölkerung überwiegt, verboten werden? Immerhin gibt es solche Regionen wie Tschetschenien, Dagestan, Inguschetien …
Ich sage Ihnen noch einmal, dass dies nichts mit dem Islam und der traditionellen Kultur der in Russland lebenden Völker zu tun hat. Weder Tschetschenen, noch Dagestaner, noch Tataren, noch Baschkiren, noch andere Völker, die sich zum Islam bekennen, haben jemals den Hidschab oder Niqab getragen. Es gibt keine Bilder, keine Beschreibungen in der Literatur und keine archäologischen Funde, die das Gegenteil beweisen.
Ich verstehe Ihren Standpunkt. Aber das Oberhaupt von Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, ist strikt gegen das Hidschab-Verbot, zumindest in seiner Republik.
Was kümmert es mich, wer dagegen ist? Wenn es ein föderales Gesetz gibt, muss sich jeder daran halten. Es spielt keine Rolle, ob das das Oberhaupt der Region ist oder nicht. Das nennt man einen Rechtsstaat. Sonst wäre es ein Wildnis-Staat.
Führen Sie einen Dialog mit Vertretern von ethnischen Gruppen, um präventiv verschiedene Probleme zu lösen?
Sie haben in Ihrer Frage einen entscheidenden Fehler gemacht. Sie haben den Begriff des Rechtsstaates mit dem eines Staates, der nach Begriffen oder Vereinbarungen funktioniert, verwechselt. Das Recht muss unerbittlich wirken. Und das wird nicht durch Verhandlungen mit einigen Diasporas oder Gemeinschaften erreicht, sondern durch seine strikte Durchsetzung. Einige verhaften schnell, andere verurteilen schnell, wieder andere inhaftieren schnell.
Ein Mann geht auf die Straße, beginnt auf einer Matte zu beten und führt diese Provokation aus. Der Islam schreibt dies nicht vor. Aber es gibt ein Verwaltungsgesetz, das das Gebet auf öffentlichen Plätzen verbietet, die nicht für Gebete vorgesehen sind. Man sollte das alles einfach stoppen und nicht hingehen und dort mit jemandem reden.
Der Hausherr hat seine eigenen Regeln, seine eigenen Gesetze. Die Gäste müssen sie befolgen. Und wenn sie das nicht tun, hat der Gastgeber das Recht, sie aus seinem Haus zu verweisen. Warum jemanden von etwas überzeugen? Unsere Vorfahren haben schon alle überzeugt, einen wunderbaren Staat aufgebaut, wunderbare Gesetze erlassen.
Sagen Sie mir, haben Sie irgendwelche Verbindungen zu Menschen aus anderen Kulturen? Haben Sie irgendwelche nicht-russischen Freunde?
Ich habe zum Beispiel einen Jugendfreund, der Kasache ist. Ich kenne die kasachische Kultur ziemlich gut. Und das ist großartig. Mein Vater kommt aus der Westukraine. Ich kenne auch die sogenannte ukrainische Kultur, obwohl ich sie als Teil der russischen Kultur und die Ukrainer selbst als Kleinrussen betrachte. Die Tataren haben immer in der Nähe gelebt. Ich kenne viele tatarische Traditionen. In meinem Bekanntenkreis gibt es auch Baschkiren.
Wo wird das alles hinführen? Wie wird es enden?
Nun, das weiß nur Gott. Aber der Staat muss alle seine Aufgaben erfüllen.
Das Gespräch führte Igor Beresin.