Der russische Fußballklub ZSKA Moskau hat etwas gegen den allgemeinen Fachkräftemangel unternommen und Ende September Miralem Pjanic verpflichtet. Zwar ist es schon einige Jahre her, dass der 34-jährige Bosnier als einer der besten Mittelfeldspieler der Welt galt, dennoch handelt es sich um den mit Abstand prominentesten Transfer in die Russische Premier-Liga (RPL) seit langer Zeit.
Pjanic bestritt 115 Länderspiele für Bosnien-Herzegowina, spielte auf Klubebene unter anderem für die AS Rom, Juventus Turin und den FC Barcelona. Zuletzt kickte er in den Vereinigten Arabischen Emiraten, war seit dem Sommer vereinslos.
ZSKA ist aktuell Tabellenvierter. Wie bei Pjanic, liegen seine besseren Zeiten schon eine Weile zurück. 2005 gewann der Klub den UEFA-Cup, 2016 war er zuletzt russischer Meister.
Interesse stark rückläufig
Der russische Fußball hat derweil massiv an Stellenwert bei der eigenen Bevölkerung verloren. Das geht aus einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts WZIOM hervor. Dabei gaben 77 Prozent der Befragten an, der Fußball im Land sei ihnen egal. Noch vor 15 Jahren waren es nur 45 Prozent gewesen. Ein punktuelles Interesse bei bestimmten Anlässen äußerten 18 Prozent (2009: 34 %), während sich vier Prozent als Fußballfans bezeichneten (2009: 18 %).
Nur 17 Prozent der Befragten konnten zumindest einen aktiven russischen Fußballer nennen. Die weitaus meisten Erwähnungen (6 %) galten Ex-Nationalstürmer Artjom Dsjuba (36), der bei der Fußball-WM 2018 mit seinen Toren und Sprüchen zum Nationalhelden geworden war. Damals spielte er für Serienmeister Zenit St. Petersburg, ist inzwischen aber bei Aufsteiger Akron Togliatti gelandet.
TV-Sportkommentator Dmitri Gubernijew sagte im „Sport-Express“, die Umfrage beweise „ein weiteres Mal“, dass Russland „eben keine Sportnation“ sei.
Tino Künzel