Parteiische Unparteiische

Dass der Schiedsrichter ein „Schieber“ ist und die eigene Mannschaft gezielt benachteiligt, glaubt der gemeine Fußballfan nur zu gern, zumindest aus der Emotion eines Spiels heraus. Russland ist da keine Ausnahme. Doch dort hat der Gouverneur der Region Samara, Wjatscheslaw Fedorischtschew, nun den bösen Verdacht erhärtet, dass es auf dem Rasen nicht mit rechten Dingen zugeht.

Die Solidarnost Arena in Samara, wo Krylja Sowjetow seine Heimspiele austrägt (Foto: Satory2001/Wikimedia Commons)

Ende November berichtete Gouverneur Wjatscheslaw Fedorischtschew bei einer Sitzung von einem Treffen mit einem Funktio­när des örtlichen Fußballklubs Krylja Sowjetow Samara. Der spielt in der höchsten russischen Liga, der Premier-Liga (RPL). Nach der Herbstserie der Saison belegt er den zehnten Platz. Wie bei den meisten Provinzklubs, läuft auch in Samara nichts ohne Haushaltsgelder.

Angeblich Schiedsrichter geschmiert

Besagter Funktionär, so der Gouverneur, habe ihn über einen weiteren Schuldenberg in Höhe von 36 Millionen Rubel (330.000 Euro) informiert. Für wen diese Summe bestimmt sei, habe er sich erst auf mehrfache Nachfrage entlocken lassen.

Namentlich nicht genannte „offensichtliche Verbrecher“, sagte Fedorischtschew, beeinflussten durch Bestechung von Schiedsrichtern Spiele. Auf 500 Millionen Rubel (4,6 Millionen Euro) hätten Experten den Umfang dieser „systematischen“ Korruption geschätzt. Zehn Klubs seien darin verwickelt.

Keine Beweise

Ist da nun eine Bombe geplatzt oder ist das alles heiße Luft? Der frühere Präsident von Lok Moskau Ilja Gerkus will nichts von systematischem Betrug wissen. Auch andere Insider zweifelten die Aussagen an. 15 der 16 RPL-Klubs wandten sich in einem Brief an Fedorisch­tschew und ersuchten ihn, die Vorwürfe zu konkretisieren. Doch der Gouverneur stellte klar, keine strafrechtlich relevanten Beweise zu haben. Er rief stattdessen dazu auf, sich einer Bewegung namens „Sauberer Sport“ anzuschließen.    

Tino Künzel

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