Kriegsheld und Filmstar: Experten über den Sowjetpanzer T-34

Über den Großen Vaterländischen Krieg von 1941 bis 1945 werden in Russland nach wie vor jedes Jahr Filme gedreht. Zuletzt kamen innerhalb kurzer Zeit gleich drei mit Panzern als Thema in den Verleih. Erfolg bei den Zuschauern war nur einem beschieden, dafür aber so richtig. „T-34“ ist am 1. Januar angelaufen und hat die Kinos im Sturm erobert wie die Rote Armee einst Berlin. Schon nach wenigen Wochen stand das zweitbeste Einspielergebnis in der Geschichte des russischen Films zu Buche. Was sollte man zum Filmvorbild, dem Panzer T-34, wissen? Dazu hat die MDZ einen russischen und einen deutschen Experten befragt.

Der T-34 auf dem Plakat zum gleichnamigen Film, in dem er und seine Besatzung voll auf der Höhe sind.

Wladimir Gorbunow, Mitarbeiter des T-34-Museums in Scholochowo bei Moskau

Zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion war dies der beste unter den mittelschweren Panzern in der Welt. Der deutsche Nachrichtendienst hatte ihn verschlafen. Die Bekanntschaft unmittelbar auf dem Schlachtfeld fiel für die Wehrmacht niederschmetternd aus.

Der größte T-34-Experte in Deutschland war Adolf Hitler selbst. Während Stalins Haupt­augenmerk den Fliegern galt, hatte Hitler ein Faible für die Panzerstreitkräfte und dachte dabei aus heutiger Sicht durchaus strategisch. Er befahl umgehend, etwas Vergleichbares zu entwickeln. Die Panzer Panther, Königstiger, Maus und  – in der ersten Nachkriegsversion – Leopard entstanden unter dem Eindruck des T-34. Im Spätsommer 1941, als die Deutschen auf Moskau vorrückten, erging der Befehl, vorrangig im Süden das Industriegebiet von Charkow einzunehmen, wo sich Fabriken befanden, in denen der T-34 und Zubehör hergestellt wurden. Die Aufgabe bestand darin, dass der Panzer das Waffenarsenal der Wehrmacht verstärkt.

Doch der T-34 wurde an den verschiedensten Orten gebaut, in Fabriken, die vorher ganz anderen Zwecken gedient hatten. Seine Konstruktion machte das möglich. Sie wurde 1941/42 weiter vereinfacht, um möglichst viele Panzer in kurzer Zeit herzustellen. Das konnten sogar Alte, Frauen und Jugendliche ohne besondere Qualifika­tion. Auch das war ein Verdienst der Entwickler des T-34.

Zu den Stärken des Panzers gehörte unter anderem seine Geschwindigkeit: Bis zu 50 Kilometer pro Stunde für ein Fahrzeug mit Kettenantrieb – das machte Eindruck. Die breiten Ketten erlaubten es, im Sommer Sümpfe zu überqueren und im Winter im Schnee zu operieren. Auch die 76-Millimeter-Kanone war für ihre Zeit ein großes Plus. Der Panzer war in der Lage, seine Stellung schnell zu ändern. Insgesamt wies er eine einzigartige Kombination von Feuerkraft, Mobilität und Sicherheit auf.

Szene aus dem Film „T-34“: Der Sowjetpanzer rattert durch eine laut Drehbuch deutsche Stadt. Gedreht wurden diese und andere Außenaufnahmen, die in Deutschland spielen, in Tschechien. © Central Partnership

Die Deutschen antworteten mit schweren Panzern. Warum mit schweren? Es gab Probleme mit dem Material. Um dieselbe Widerstandskraft der Panzerung wie beim T-34 zu erreichen, geriet sie viel dicker, was sich natürlich auf das Gewicht und die Manövrierfähigkeit auswirkte. Auf diese neue Generation deutscher Panzer reagierte die Sowjetunion mit dem T-34-85, der ein ganz anderes Fahrzeug war, aber historisch unter demselben Namen lief. Insgesamt wurden in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges ungefähr 50.000 Stück des T-34 hergestellt.

Es gab kein Bio-WC und keine Kaffeemaschine in diesem Panzer, aber wenn man Sie in so eine Konservenbüchse steckt, dann wollen Sie vor allem am Leben bleiben. Und darin war der T-34 gut.

Jens Wehner, Historiker am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden

Der T-34 war der wichtigste alliierte Panzer des Zweiten Weltkrieges. Von 1941 bis zum Kriegsende 1945 kam er in den entscheidenden Schlachten – wie bei Moskau, Stalingrad und Kursk – zum Einsatz. In diesem Panzertyp vereinten sich viele technische Vorteile. Er war stark motorisiert, ausreichend bewaffnet und mit einer damals modernen Schrägpanzerung versehen. Der sowjetischen Industrie gelang es, diesen kampfkräftigen Panzer in enormen Stückzahlen zu fertigen.

Allerdings wies er auch Defizite auf, von denen nur einige im Verlauf des Krieges abgestellt werden konnten. Am gravierendsten war die mangelnde Bedienbarkeit des Panzers. Am bekanntesten ist sicher das Beispiel vom Kommandanten, der zugleich Richtschütze sein musste. Das trug zu einer Überforderung des Kommandanten im Gefecht bei.

Viele T-34-Einheiten wurden außerdem mit unzureichendem Training ins Gefecht geschickt. Die Folge waren sehr hohe Verluste, wie sie kaum ein zweiter Panzertyp im Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen hatte.

Nach dem Krieg wurde der T-34 auch außerhalb der Sowjetunion von der Sowjetarmee und den mit ihr verbündeten Streitkräften weiterverwendet. Auch die ostdeutsche Armee nutzte ihn in ihren Anfangsjahren. In Osteuropa wurden viele T-34 auf Sockel gestellt, um so den Sieg und die Stärke der Roten Armee zu demonstrieren. Für viele Menschen in diesen Ländern wurde er jedoch bald ein Symbol der Fremdherrschaft. In Ostdeutschland 1953 und in Ungarn 1956 wurden T-34 als Waffe der Unterdrückung bei Volksaufständen eingesetzt.

Trotz seiner mittlerweile eingetretenen Veralterung verwendete man den T-34 im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer wieder in Kriegen und Konflikten. Er kam gegen Israel genauso zum Einsatz wie in Vietnam, in afrikanischen Ländern oder im jugoslawischen Bürgerkrieg.

So bleibt die Bewertung des T-34 in technischer Hinsicht wie als politisches Symbol zwiespältig. Er war bei seiner Einführung sehr modern und hatte dennoch erhebliche Mängel. Mit ihm befreite die Rote Armee große Teile Europas vom Nationalsozialismus, um sie später mit seiner Hilfe zu unterdrücken. Unzweifelhaft ist, der T-34 war eines der bedeutendsten Waffensysteme des 20. Jahrhunderts.


Ein einziger Panzer sei doch auch etwas, redet Unterleutnant Nikolaj Iwuschkin seine zweifelnden Soldaten stark, als er im Herbst 1941 frisch von der Ausbildung zum Kommandeur einer T-34-Besatzung ernannt wird, obwohl er keinerlei Fronterfahrung besitzt. Gemeinsam sollen sie eine ganze Panzerkompanie der auf Moskau vorrückenden Deutschen stoppen. So beginnt der Kinokassenschlager „T-34“, ein Film ohne Misstöne und bohrende Fragen, dafür mit einer effektvoll neu erzählten alten Geschichte und mit Alexander Petrow, dem Jungstar des russischen Kinos, in der Hauptrolle. Ein Film, der trotz aller von den Machern betonten technischen Detailtreue darauf hinausläuft, dass den Unterschied am Ende nicht die Panzer, sondern die Menschen ausgemacht haben. Die Deutschen scheitern ein ums andere Mal an einem Gegner, der sich in allen Lebenslagen zu helfen weiß und so noch der größten Übermacht trotzt. Der deutsche Hauptmann Klaus Jäger, später zum SS-Standartenführer befördert, nimmt das Duell mit Iwuschkin sportlich und scheint sich fast zu freuen, auf einen ebenbürtigen Herausforderer zu treffen. Doch auch er kann letztlich nichts ausrichten gegen seine Gegenüber, einfache Jungs aus dem gesamten Sowjetland mit der richtigen Einstellung und immer einem flotten Spruch auf den Lippen. Wenn man es sich aussuchen könnte, wäre man nach 139 Minuten „T-34“ gern Russe.

Den Film haben im ersten Monat fast neun Millionen Menschen gesehen, so dass er annähernd das Vierfache seines Budgets von 600 Millionen Rubel (8 Millionen Euro) eingespielt hat: http://ekinobilet.fond-kino.ru/films/detail/111024918/#
Mit Einnahmen von bisher 2,2 Milliarden Rubel belegt er Platz zwei unter den kassenträchtigsten russischen Filmen aller Zeiten hinter dem Basketball-Drama  „Sprung an die Spitze“ (Dwischenije Wwerch) von 2017: https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%B8%D0%BD%D0%B5%D0%BC%D0%B0%D1%82%D0%BE%D0%B3%D1%80%D0%B0%D1%84_%D0%A0%D0%BE%D1%81%D1%81%D0%B8%D0%B8#%D0%A1%D0%B0%D0%BC%D1%8B%D0%B5_%D0%BA%D0%B0%D1%81%D1%81%D0%BE%D0%B2%D1%8B%D0%B5_%D1%80%D0%BE%D1%81%D1%81%D0%B8%D0%B9%D1%81%D0%BA%D0%B8%D0%B5_%D1%84%D0%B8%D0%BB%D1%8C%D0%BC%D1%8B

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