Mit Mode zur Milliarde

Von bescheidenen Anfängen zum Branchenriesen: Der Online­händler Wildberries gehört zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen des russischsprachigen Internets. Mitinhaberin Tatjana Bakaltschuk machte ihre Firma zu einer der reichsten Frauen Russlands.

Mit Onlinehandel zum Erfolg: Tatjana Bakaltschuk ist Mitgründerin der Plattform Wildberries. /Foto: osnmedia.ru

Vor 20 Jahren war Tatjana Bakaltschuk eine bescheidene Englisch-Lehrerin, die sich mit ein paar Stunden Privatunterricht ab und zu einige Rubel dazu­verdiente. An das große Business oder gar wirtschaftliche Superprojekte verschwendete die heute 43-Jährige lange Zeit keinen einzigen Gedanken.

Start mit Otto-Katalog

Doch Ende der 90er Jahre gründete die Moskauerin mit ihrem Mann eine kleine Firma, welche modische Kleidung, moderne Haushaltsprodukte und andere Waren aus den damals sehr beliebten Otto-Katalogen in Russland vertrieb. Als Lagerraum diente zu Beginn die eigene Wohnung. Das emsige Ehepaar lieferte die begehrten Produkte aus dem Westen persönlich bis zur Türschwelle der Kunden. Schnell stellten sich erste Erfolge ein, die Zahl der Bestellungen stieg stetig und erste Mitarbeiter mussten eingestellt werden. Wenig später stand der Umzug in ein richtiges Büro an, Investoren bekundeten ernsthaftes Interesse an einem Einstieg in das wachsende Geschäft.

Mittlerweile ist das überschaubare Familienbusiness zu dem Onlineriesen Wildberries herangewachsen. Und Tatjana Bakaltschuk zählt zu einer der wohlhabendsten Frauen Russlands. Ende Februar bezifferte die russische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ ihr Vermögen auf eine Summe von insgesamt 1,2 Milliarden Dollar. Bakaltschuk ist damit nach Jelena Baturina – der Ehefrau des ehemaligen Moskauer Bürgermeisters Jurij Luschkow – die zweitreichste Frau Russlands.

Einstieg in den Online-Handel

Den Erfolg des Unternehmens führen Experten auf den Einstieg in den Onlinehandel zurück. „Vor der Gründung von Wildberries wurde im Runet (Anm.d.Red.: der russischsprachige Teil des Internets) praktisch nichts verkauft“, erinnert die Wirtschaftszeitung „Kommersant“. „Die Epoche des Online-Shoppings begann gerade erst.“

Heute zählt Wildberries in der Branche zu den Spitzenreitern und bringt vom Kinderspielzeug bis zu glänzenden Juwelen praktisch jedes denkbare Produkt an den Mann. Der Internetauftritt des Unternehmens wird durchschnittlich von zwei Millionen Menschen am Tag besucht. Außerdem gehen täglich mehrere Tausend Bestellungen ein. „Das ist das am schnellsten wachsende Unternehmen im RuNet“, urteilt Michail Burmistrow vom Online-Analysten „Infoline“.

Birger Schütz

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