Kultur mit dem Deutschlandexpress

Noch bis 30. Juni können Besucher aus allen Ecken der Welt das Format „Deutschlandexpress“ entdecken. Im Rahmen des Deutschlandjahres finden bis dahin Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und mehr über klassische Online-Kanäle, aber auch über die Virtual Reality

Der Deutschlandexpress bahnt sich seinen Weg durch Russland. (Foto: Goethe-Institut)

Das Thema ist fast schon zu präsent, man möchte ihm vielleicht manchmal gerne entkommen, und doch drängt es sich immer wieder auf: Die Pandemie verändert unsere Lebenswelt drastisch, und ganz besonders gilt das für zwei Sektoren: die Kultur und den interkulturellen Austausch. Entsprechend ist es kaum verwunderlich, dass das 2021 in Russland stattfindende Deutschlandjahr immer wieder vor Herausforderungen steht, die unerwartete Lösungen erfordern.

So auch im Fall des vom Goethe-Institut Moskau organisierten Deutschlandexpress: geplant war, basierend auf einer Idee der Staatssekretärin des Auswärtigen Amtes Michelle Müntefering, eine groß angelegte Zugreise quer durch Russland. Fahrgäste aus Deutschland und Russland sollten sowohl im klassischen Setting des Platzkartenwagens als auch durch an Bord stattfindende Kulturveranstaltungen in Austausch treten. Die Pandemie machte diesen Plan freilich zunichte.

Ein ungewöhnliches Projekt

„Pandemiebedingte Absagen sind natürlich traurig, aber der Deutschlandexpress soll nicht als Ersatzprogramm stehen. Wir haben uns gefragt, wie wir die Idee in die digitale Welt übertragen können und uns für die Planung eines großen Digitalprojektes entschieden, das aus vielen kleinen Komponenten besteht“, erklärt Projektleiterin Tatjana Brode.

In der Folge entstand ein tatsächlich positiv ungewöhnliches Projekt: Über die Online-Plattform Mozilla Hubs betritt das Publikum eine Virtual-Reality-Umgebung in Form eines digitalen Zuges samt Speisewagen. Nach dem Login ist es möglich, sich durch einfaches Navigieren via Laptop-Tastatur oder Touchscreen, sofern verfügbar, aber auch über eine VR-Brille, frei im Zug zu bewegen, zu jeder erdenklichen Zeit geöffnete digitale Ausstellungen zu besuchen, oder an wechselnden Veranstaltungen teilzunehmen. Das Besondere dabei: Jeder Zuschauer ist mit einem eigenen Avatar für die Anderen sicht- und hörbar. So können Besucher und Künstler auch ohne physische Anwesenheit in Kontakt treten und Kultur tatsächlich gemeinsam, statt nur gleichzeitig erfahren.

Von Natur bis Kunst

Inhaltlich bilden die Veranstaltungen ein breites Spektrum ab. Autorengespräche gehören genauso zum Programm wie Diskussionsrunden mit deutschen und russischen Journalisten oder Formate, die Kunst und Wissenschaft verknüpfen. In Zusammenarbeit mit dem WWF etwa wurde eine Ausstellung konzipiert, die sich mittels Fotografie und begleitender Podiumsdiskussion über Mozilla Hubs den Auswirkungen des Klimawandels in der russischen Arktis annimmt. Die in der Virtual Reality stattfindenden Veranstaltungen werden dabei zum Teil über klassische Online Streams einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht.

In der Breite sei die Reichweite über gängige Social Media Kanäle natürlich deutlich höher, führt Brode aus. Doch auch auf Mozilla Hubs verzeichnet der Deutschlandexpress bereits etwa 4000 Besucher.

Das Format scheint also durchaus gut angenommen zu werden, auch die Diskussionsbereitschaft sei online vor allem beim russischen Publikum sehr hoch, wie Dr. Heike Uhlig, Leiterin des Goethe-Instituts Moskau betont: „Mit dem virtuellen Festival haben wir trotz der nicht einfachen Pandemie-Situation die Vernetzung von Menschen aus Russland und Deutschland intensivieren können. Wir freuen uns vor allem über das Interesse und die Lust am Austausch des russischen Publikums, das mit uns diese Reise in verschiedene digitale Formate unternommen hat.“

Noch bis 30. Juni kann jeder, der möchte, die permanenten Ausstellungen und Live-Events besuchen. Am 29. Juni etwa bespielt die Songwriterin Masha Qrella den Deutschlandexpress, bevor dann am Mittwoch die Abschlussparty mit den „6 Pianos“ ansteht: einer sechsköpfigen Klavier-Kombo, die komplett über Zoom miteinander interagiert. Ganz im Geiste eines digitalen Festivals also.

Thomas Fritz Maier

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