Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner: Das Hochwasser und die Folgen

Seit dem Bruch eines Staudamms nahe der Großstadt Orsk Anfang April verfolgt ganz Russland die Überschwemmungen in den russischen Regionen und den Dialog zwischen deren Bewohnern und den lokalen Behörden. Dies ist eine Herausforderung für beide Seiten.

Von dieser Eigenheimsiedlung in Orenburg waren Mitte April nur noch die Dächer zu sehen, wie der Screenshot aus einem Video auf Telegram zeigt.

Der Kalender der Katastrophen ist im Allgemeinen im Voraus bekannt. Im Winter platzen die Leitungen der Versorgungsunternehmen durch Frost und Abnutzung. Im Sommer brennen Wälder. Die Überschwemmungssaison, die genau dazwischen fällt, bleibt oft unbemerkt. Die Frühjahrsüberschwemmungen erreichen in der Regel nicht das Ausmaß einer nationalen Katastrophe. Diesmal ist es jedoch anders.

Die Wut der Betroffenen

„Hast du ein gutes Gewissen? Du trägst ein weißes Hemd und wir sind zwei Wochen ohne Geld, ohne Wasser, ohne alles! Du sitzt in sauberen Hosen und dein Sohn ist in Dubai! Schämst du dich nicht?“ So sprechen die Einwohner des überfluteten Orsk mit ihrem Bürgermeister. Orsk ist eine Stadt mit etwa 190.000 Einwohnern in der Ural-Region Orenburg, nahe der Grenze zu Kasachstan.

Die Obrigkeit hat oft nichts, um auf solche Worte zu reagieren. Sie hat auch nichts, was sie den katastrophalen Ereignissen entgegensetzen könnte. Die Menschen sind sich dessen bewusst und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner! Dies gilt umso mehr für die aktuelle Situation in den Hochwassergebieten, denn nach russischer Tradition wird derselbe Gedanke wie folgt formuliert: Die Rettung Ertrinkender ist die Aufgabe der Ertrinkenden selbst.

Damm selbst gebaut und bezahlt

Nach diesem Motto handelten auch die Bewohner der Siedlung „Perowskij“ in einem Vorort von Orenburg. Auf eigene Faust wurden Erde und Lehm gekauft und selbst mit Lastwagen und Traktoren aufgeschüttet. Nach einem fünftägigen Kraftakt war ein anderthalb Kilometer langer Damm gebaut. Die Kosten von rund drei Millionen Rubel, umgerechnet 30.000 Euro, zahlten die Bürger aus eigener Tasche. Dafür blieb „Perowskij“ von den Wassermassen verschont.

Das Interessanteste ist, dass niemand überrascht war, als die Medien berichteten, dass die Dammbauer für ihre Initiative bestraft werden könnten. Die Errichtung von Wasserbauwerken fällt in die Zuständigkeit des Staates. Auf der einen Seite die totale Kontrolle, auf der anderen Seite die Skepsis in Bezug auf die Behörden. Das ist ein Problem.

Igor Beresin

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