Er kam aus Russland: Kwarazchelia begeistert Neapel und Europa

Diese Entwicklung hätte er sich vermutlich nicht einmal selbst träumen lassen: Der Georgier Chwitscha Kwarazchelia (22) schoss sich in weniger als einem Jahr von Russland in den siebenten Fußballhimmel.

Vom Talent bei Rubin Kasan zum Leistungsträger bei der SSC Neapel: Chwitscha Kwarazchelia (Screenshot/Youtube)

Eine ganz normale Woche sieht für Chwitscha Kwarazchelia ungefähr so aus wie die zwischen dem dritten und vierten Februar-Wochenende. Ein 2:0 der SSC Neapel in Sassuolo, wobei der Flügelstürmer nach unwiderstehlichem Solo das erste Tor erzielt. Ein 2:0-Sieg im Champions-League-Achtelfinale bei Eintracht Frankfurt, bei dem der 22-jährige Georgier zwar einen Elfmeter verschießt, aber dann die Hackenvorlage zum Führungstor beisteuert. Ein 2:0 in Empoli bringt Neapel dem ersten Meistertitel seit 1990 wieder ein Stück näher.

Momentan führen die Süditaliener die Tabelle in der italienischen Serie A mit sagenhaften 18 Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Inter Mailand an. Von bislang 24 Saisonspielen ging nur ein einziges verloren. Die Società Sportiva Calcio Napoli, kurz SSC, ist unter Trainer Luciano Spalletti, der 2010 und 2012 schon mit Zenit St. Petersburg zweimal Meister war, europaweit die Mannschaft der Stunde.

Sie nennen ihn „Kwaradona“

Das hat viel mit „Kwaradona“ zu tun, wie Kwarazchelia in Anspielung auf Fußballgenie Maradona genannt wird. Zum einen, weil Neapel in den 1980er Jahren mit Maradona seine bisher erfolgreichste Zeit erlebte. Zum anderen, weil auch der Jungstar aus dem Kaukasus ein begnadeter Dribbler ist, der Tempo und Ballbeherrschung verbindet. Seine Gegner stellt er vor noch größere Probleme als Menschen, die seinen Namen im ersten Versuch aussprechen wollen.

Erst vor dieser Saison nach Neapel geholt, wurde er bereits im August zum Spieler des Monats in der Serie A gekürt. Gerade haben ihn ausgewählte europäische Sportzeitungen, die Mitglieder des Zusammenschlusses European Sports Media (ESM) sind, in die Elf des Monats Februar gewählt. In der Serie A hat Napolis Nummer 77 inzwischen zehn Tore erzielt und elf Assists geliefert. Angeblich will die Klubführung sein Gehalt verdoppeln. Konkurrenz aus ganz Europa soll Schlange stehen, um den Angreifer schon im Sommer zu verpflichten.

Verhundertfachung des Marktwerts

Dabei kickte Kwarazchelia noch vor einem Jahr bei Rubin Kasan in Russland. Dort galt er als hochveranlagt, ohne aber so richtig den Durchbruch zu schaffen. In Folge der Turbulenzen, die der russische Militäreinsatz in der Ukraine auch im Sport auslöste, kehrte er Ende März 2022 nach Georgien zurück. Und während Kasan nach einem kräftigen Aderlass (fast alle Ausländer verließen im vergangenen Frühjahr den Verein) am Saisonende überraschend abstieg, kickte der georgische Nationalspieler bis zum Sommer in der Heimat bei Dynamo Batumi. Dann schnappte sich Neapel für kolportierte zehn Millionen Euro Ablöse das Megatalent und stattete es mit einem Fünf-Jahres-Vertrag aus. Auf Transfermarkt.de wird der Marktwert des Spielers heute bereits mit 60 Millionen Euro angegeben – dem 100-Fachen dessen, was Kasan 2019 für ihn an den georgischen FC Rustawi bezahlte.

Heute bildet der Senkrechtstarter der SSC Neapel zusammen mit dem Ex-Wolfsburger Victor Osimhen das vielleicht furioseste Sturmduo in Europa. Die Ergebnisse dieser Saison, darunter ein 5:1 gegen Juventus, ein 4:1 gegen Liverpool und ein 6:1 bei Ajax Amsterdam, sprechen für sich. Und die heiße Phase in Meisterschaft und Champions League geht ja gerade erst los.

Tino Künzel

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