Draußen Winter, drinnen Schulaufgaben

So kalt und so weiß wie diesmal ist beileibe nicht jeder Dezember in Moskau. Alle möglichen Eislaufbahnen, Skipisten und Langlaufloipen sind damit schon einige Wochen in Betrieb. Es gibt nur ein großes Aber, über das der Moskauer Elftklässler Sergey Gurnyanskiy an dieser Stelle für die MDZ sinniert.

Im Winter geht halb Moskau „am Stock“. (Foto: Tino Künzel)

Der Winter ist meine persönliche Lieblingsjahreszeit. Ich freue mich über Schnee und Kälte – und im Dezember auch noch darüber, dass Weihnachten und Neujahr vor der Tür stehen. Die MDZ hätte von mir wahrscheinlich gern gehört, wie ich mich bei solchen äußeren Bedingungen auf dem Snowboard die Moskauer Hügel hinunterstürze oder auf dem Eis meine Runden drehe. Aber mit solchen Geschichten kann ich nicht dienen.

Abgesehen davon, dass ich kein großer Sportler bin, müsste ich dafür nämlich erst einmal genügend Freizeit haben. Habe ich aber nicht. Und meinen Mitschülern und Mitschülerinnen geht es genauso, wie eine spontane Umfrage in meiner Klasse ergab. Viele nehmen neben dem Unterricht an Olympiaden in unterschiedlichen Fächern teil, wo sie sich mit Gleichaltrigen aus anderen Schulen messen. Das verlangt ein gewisses Maß an Vorbereitung, was zu Lasten der freien Zeit am Wochenende geht.

Auch die vielen Hausaufgaben machen Jugendlichen wie uns zu schaffen. Der Leistungsdruck im russischen Bildungssystem ist enorm hoch. An Muße, den Winter zu genießen, mangelt es deshalb stark. Manche von uns verbringen die Wochenenden und besonders die Ferien häufig auch auf der Datscha außerhalb der Stadt. Das gilt für den Winter genauso wie für alle anderen Jahreszeiten. Denn Datscha heißt ja nicht automatisch Gartenlaube. Das können auch richtige Landhäuser mit Heizung und allem Drum und Dran sein. Wer in diesen Gegenden Wintersport betreiben will, findet kaum Infrastruktur vor wie in Moskau. Eis- und Rutschbahnen werden meist selbst errichtet und auch die natürlichen Gegebenheiten mit einbezogen.

Das soll nun aber nicht heißen, dass aus meiner Klasse überhaupt niemand die winterlichen Freizeitmöglichkeiten von Moskau nutzt. Einige haben mir versichert, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Am populärsten ist Skilanglauf – in Russland ein wahrer Volkssport. Aber auch Eishockey und Rodeln kommen nicht zu kurz.

Mir scheint, dass die Leute außerhalb meiner Klasse sogar noch viel aktiver sind. Um das festzustellen, reicht ein Blick nach draußen. Wie in zahlreichen anderen Parks gibt es im Nowoslobodski-Park, wo ich regelmäßig mit meinem Hund spazieren gehe, eine Eisbahn. Oft kann ich dabei beobachten, wie sich Parkbesucher zu Teams zusammenschließen, um Eishockey zu spielen. Vielleicht würde ich mich ihnen ja anschließen, wenn ich nur auf dem Eis stehen könnte.

Sergey Gurnyanskiy

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