Digital Natives: So tickt die neue Generation Z in Russland und Deutschland

Kaum meint man die Generation Y verstanden zu haben, folgt schon die nächste. Nämlich die Generation Z. Wie unterschiedlich Länderinterpretationen sein können, zeigen Arbeitsweltexperten aus Russland und Deutschland.

Generation Z: mit Smartphone und Tablet in der Hand aufgewachsen. / Foto: flickr/Allan Rostron.

Babyboomer, Generation X, Y und jetzt Z. Was nach Schubladendenken klingt, ist in der Wirtschaft eine gängige Methode, sich an zukünftige Arbeitnehmer einzustellen. Eine sogenannte „Prägung“ macht eine Generation aus. Das können historische Ereignisse wie 9/11 oder Innovationen wie Google sein. Der Buchstabe „Z“ ist lediglich die Fortführung der Generation Y und lädt ein, den Begriff mit Inhalten zu füllen. Generation Z wie Zombie, Smartphone oder YouTube, um ein paar Beispiele zu nennen.

Sparsam, aber nicht selbstständig

„Eine Generation sind nicht die Kinder ihrer Eltern, sondern viel mehr die Kinder ihrer Zeit“, betont Ewgenija Schamis, Begründerin des Projekts „RuGenerations – Die Theorie der Generationen in Russland“. Sie teilt die russische Generation Z in die Geburtsjahre von 2004 bis 2024 ein. Die Entwicklung der Generation hänge davon ab, wie die Eltern das Leben ihres Kindes organisieren, erklärt Schamis. Deshalb würden sie auf individuellen Unterricht zurückgreifen. Zumal Einzelbetreuung in Russland schon lange keinen Luxus mehr darstelle.

Auch werde die russische Jugend viel mehr Geld sparen, als die Generationen davor, lautet ihre Prognose. Diese seien rund um die Uhr von Kreditwerbung umgeben, so die Wirtschaftspsychologin. Was diese Menschen noch formt, sind Dinge, an denen es in ihrer Kindheit mangelte. Bei der Generation Z ist es die Selbstständigkeit. Sie schätzen Freizeit und die Freiheit, Entscheidungen selbst zu treffen, da dies gerne von den Eltern übernommen wird. Beruflich werde es die Jugend in die Wissenschaft ziehen. Aber auch kreative Berufe stehen hoch im Kurs. Generation Z, das seien „Digital Natives“, meint Schamis. Sie kennen keine Welt ohne Smartphone oder Tablet. Sie wurde in diese Technologien hineingeboren.

Work-Life-Blende statt Work-Life-Balance

Christian Scholz ist Ökonom und Arbeitsweltexperte. Anders als Schamis ist Scholz der Meinung, dass das Alter nichts mit der Generationszugehörigkeit zu tun hat, sondern mit Wertevorstellungen und Verhaltensmustern. Grob könne man aber die Generation Z in Deutschland den Geburtsjahren ab 1990 zuweisen. Die sogenannten „Z‘ler“ haben konkrete Vorstellungen vom Arbeitsmarkt. Sie sind strikt gegen eine Work-Life-Blende, die charakteristisch für die Generation Y ist. Arbeit und Freizeit müssen bei ihnen getrennt sein, weswegen sie nicht bereit sind, nach Feierabend noch geschäftliche E-Mails zu beantworten. Flexible Arbeitszeiten setzten sie der Ausbeutung gleich. „Diese Generation ist sehr flatterhaft und möchte sich emotional an kein Unternehmen binden“, sagt Scholz. Sie kündigen, wann es ihnen passt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Die momentane Arbeitswelt sei ziemlich auf die Generation Y ausgelegt und die deutschen Arbeitgeber sehr auf die Generation X eingestellt, betont Scholz. Man müsse Kompromisse finden, denn nur so sei eine angenehme Zusammenarbeit aller Generationen möglich.

„Wir können einiges von den harmoniebedürftigen Z’lern lernen“

Dass die Eltern der Z’ler eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Werte der jungen Menschen spielen, sind sich die beiden Experten einig. Die sogenannten „Helikoptereltern“, die permanent um ihre Schützlinge kreisen, kreieren Arbeitnehmer mit speziellen Forderungen an die Arbeitswelt. Sie seien zwar sehr multitaskingfähig, lassen sich aber umso schneller ablenken.

Auch dass der beinahe alltägliche Terrorismus den Wunsch nach Sicherheit auslöst, ist ein Punkt, der sowohl in Russland als auch in Deutschland bekannt ist. Dennoch blicke die neue Generation positiv in die Zukunft. „Wir können definitiv einiges von den harmoniebedürftigen Z’lern lernen“, meint Scholz. Denn im Gegensatz zu ihren Vorgängern haben sie gelernt, dass zu viel Stress und die fehlende Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ganz schnell im Burnout enden kann.

Von Julia Bordunov

Newsletter

    Wir bitten um Ihre E-Mail: