Die Rückkehr als Kaviar-Macht

Einst gehörte Russland zu den größten Exporteuren von hochwertigem Störrogen, heute setzt chinesischer Billigkaviar die Produzenten unter Druck. Ein ehrgeiziges Vorhaben der staatlichen Fischereibehörde soll das nun ändern.

Für diesen Anblick lassen Kenner viel Geld springen: Kaviar zählt zu den teuersten Lebensmittel der Welt. /Foto: oorhdag.ru

Er ist tiefschwarz, hat einen leicht salzigen Geschmack und kann in Ausnahmefällen schon mal bis zu 40 000 Euro pro Kilo kosten: Kaviar aus Russland ist unter Feinschmeckern begehrt und wird weltweit nachgefragt. Vor allem der Rogen von Fischarten wie sibirischem Stör oder Sevruga-Stör gilt Kennern als Delikatesse. Lange zählte Russland zu einem der größten Exporteure der schwarzen Köstlichkeit.

Behörde plant Kaviar-Offensive

An diese Zeiten möchte das Land nun wieder anknüpfen – und plant eine Exportoffensive: Bis 2024 soll die Ausfuhrmenge von schwarzem Kaviar auf insgesamt 38 Tonnen pro Jahr steigen. Dies geht aus Unterlagen der russischen Fischereibehörde Rosrybolowstwo hervor, welche Anfang Mai der Duma zugingen. Das ehrgeizige Vorhaben entspreche einer Verfünffachung der gegenwärtigen Exportzahlen, berichtet die Tageszeitung Iswestija.

Um die ambitionierten Pläne umzusetzen, müsste sich Russland gegen eine ganze Reihe kraftvoller Wettbewerber behaupten. Staaten wie China, Iran, USA, Frankreich, Italien, Deutschland und Israel haben in den vergangenen Jahren stark aufgeholt und ihren Kaviarexport kräftig angekurbelt.

Konkurrent China setzt auf Masse statt Klasse

Der größte Konkurrent für Russland sei jedoch der Nachbar China, schreibt die Iswestija. Das Land überschwemme schon seit Langem die Weltmärkte mit billigem Kaviar. So sei der Anteil chinesischen Kaviars in der EU beispielsweise auf rund 70 Prozent angewachsen. Oft werden die minderwertigen Ersatzprodukte mittels gefälschter Etiketten sogar als russische Ware ausgegeben.

Auch im Landesinneren machen die Chinesen den russischen Produzenten schwer zu schaffen. Allein in der Zeitspanne zwischen 2015 und 2018 wuchs die Menge importierten chinesischen Kaviars von 3,5 Tonnen auf 17 Tonnen pro Jahr, berichtet die Iswestija. Um die russischen Händler unter Druck zu setzen, würden die Rivalen aus dem Reich der Mitte oft auf Dumpingpreise setzen. So müssen Käufer für ein Kilogramm chinesischen Billigkaviar rund 200 Euro hinblättern. Die gleiche Menge des russischen Äquivalents schlägt dagegen mit immerhin 486 Euro zu Buche.

Birger Schütz

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