
Der Moskauer Nahverkehr lässt Konstantin Konowalow auch im Ausland nicht los. Im Frühjahr emigrierte der Grafikdesigner mit Freundin und Hund nach Israel, doch nun hat er einen Metroplan für das Jahr 2030 vorgelegt. Was bis dahin unter- und oberirdisch erst noch entstehen soll, ist auf der Karte bereits berücksichtigt. Das gilt für die Linien 3, 4 und 5 der sogenannten Moskauer Zentralen Diameter (MZD) – eine Art S-Bahn quer durch Moskau – ebenso wie für zwei komplett neue Metrolinien im Untergrund und die Fertigstellung der Großen Ringlinie. Die Zahl der neuen Stadtionen soll sich auf mehr als 200 summieren. Konowalow ist trotzdem eine übersichtliche Darstellung gelungen. Optisch ähnelt sein Plan dem heutigen, nur ist das abgebildete Netz sowohl dichter als auch weiträumiger.
Mit dem Metroplan von Paris fing es an
Der 33-Jährige ist auf Verkehrsthemen spezialisiert und gilt als einer der Besten seines Faches in Russland. Spuren seines Wirkens sind in Moskau überall zu finden. So stammt beispielsweise das überarbeitete „M“ der Moskauer Metro von ihm, genauso wie das MZD-Logo und die Optik der Iwolga-Züge, die dort verkehren. Konowalow hat auch eine Karte des Bus- und des Nachtbusnetzes in Moskau entworfen.
Doch sein erster Übersichtsplan war der Metro von Paris gewidmet. Als er dort 2013 kurzzeitig lebte, lernte er die Metro lieben, nur die Karte gefiel ihm nicht. Deshalb kreierte er im Verlaufe von 2,5 Jahren seine eigene. Die erfreue sich bis heute großer Beliebtheit, sagt Konowalow. Viele kauften sie sich, um sie zu Hause an die Wand zu hängen. Die Internetseite würde tagtäglich von Tausenden Parisern genutzt.
„Als berühmter Mann aufgewacht“
Diesen Sommer erstellte er nun eine Karte des Eisenbahn- und Fernbusnetzes von Israel und postete sie am 8. Juli auf Twitter. Am nächsten Morgen sei er „als berühmter Mann aufgewacht“, schreibt das russischsprachige israelische Online-Portal „Westi“. Noch in der Nacht war die Karte tausendfach geteilt worden.
Einem breitem Publikum wurde Konowalow allerdings aus ganz anderem Grund bekannt: 2019 nahmen ihn Polizisten beim Joggen in Moskau so rabiat fest, dass sie ihm dabei ein Bein brachen.
Tino Künzel