Die Rezension zu „Die Liebe der Sowjetunion“ erschien im Magazin „Moskvichmag“ wenige Tage nach dem Filmstart am 7. November. Sie trägt die Überschrift „Alte Propaganda als Inspiration für neue“. Kritiker Gennadi Ustijan kommt zu dem Schluss: „Alles in allem wirkt ,Die Liebe der Sowjetunion‘ ganz und gar nicht wie eine Warnung, dass die schrecklichen Zeiten nicht wiederkehren dürfen. Im Gegenteil, noch nie hat die Stalinsche Sowjetunion so schön ausgesehen. Moskau mit seinen soeben erbauten Stalinhäusern ist ganz wunderbar und die Schauspieler werden so vorteilhaft in Szene gesetzt, wie es selbst die Stars von Hollywood in dessen goldener Ära nicht wurden.
Es scheint so, dass die Macher des Films vor unseren Augen nicht nur eine idealisierte Vergangenheit erfinden, sondern uns auch zu verstehen geben, was wir heute davon zu halten haben. […] Das ist unsere Vergangenheit, sie ist sehr beängstigend, aber auch sehr schön, und wir sind stolz darauf. Manches von dort wollen wir sogar behalten, die Stalinhäuser zum Beispiel. Und wenn ihr nicht brav seid, dann wird Stalin noch zur rundum positiven Figur.“
„Nullkommanichts“ über die Epoche
Jaroslaw Sabalujew, Filmkritiker der Internetzeitung Lenta.ru, geht mit „Die Liebe der Sowjetunion“ sogar noch härter ins Gericht. Der Streifen, produziert von Konstantin Ernst, dem Direktor des „Ersten Kanals“, sei „pompös und hohl“. Er vermittle „nullkommanichts“ über die Epoche, in der er spielt, und über die Filmhelden. Dass schicksalhafte Fakten aus der Biografie der historischen Vorbilder ausgespart würden, sei noch nicht einmal das Problem und irgendwie von der künstlerischen Freiheit gedeckt. Doch man habe sich auch keine neuen ausgedacht.
Und so sei „Die Liebe der Sowjetunion“ eigentlich gar kein Film, sondern ähnele vielmehr einer „Ansammlung von mit künstlicher Intelligenz geschaffenen Bildern“. Sämtliche Energie sei scheinbar darauf verwendet worden, Ecken und Kanten zu glätten, mehrdeutige Themen zu umgehen und andere argwöhnische Manöver zu vollziehen.
Tino Künzel