Vorzeitige Bescherung in Deutscher Botschaft

Deutsche Botschaft rüstet sich für Ansturm auf den Weihnachtsbasar. Warum immer mehr Russen zu der Veranstaltung kommen und was das mit Schwippbögen und Räuchermännchen zu tun hat.

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So deckten sich die Besucher im letzten Jahr mit deutschen Weihnachtsleckereien ein / Foto: Deutsche Botschaft.

300 Liter Glühwein und rund 800 Kilogramm Lebkuchen, Stollen und Dominosteine hat Dietmar Tusk schon bestellt. Doch die Lieferung der beiden großen Weihnachtsbäume aus Dänemark bereitet dem 68-Jährigen noch Kopfzerbrechen. „Die meisten russischen Firmen  bringen die Bäume nämlich erst zum Ende des Jahres“, erklärt der Rentner, der seit dem Jahr 2004 zu den Organisatoren des Weihnachtsbasars in der Deutschen Botschaft in Moskau gehört. „Dann beginnen in Russland ja erst die Weihnachtsfeiern.“ Deshalb ist Tusk nun auf der Suche nach einer passenden Lieferfirma. „Der Basar findet ja schon am 19. November statt.“

Zu der mittlerweile traditionellen Weihnachtsfeier in der Mosfilmowskaja-Straße kommen nicht nur Deutsche und Angehörige der Botschaft: „Im vergangenen Jahr waren von den 2400 Besuchern etwa 80 Prozent Russen“, versichert Tusk, dessen Frau in der Botschaft arbeitet. „Die kommen zu uns, um Räuchermännchen, Schwippbögen und Nussknacker aus dem Erzgebirge zu kaufen“, erklärt er das große Interesse der Moskauer an den deutschen Weihnachts-Traditionen. „Wenn wir um zehn Uhr die Botschaft öffnen, stehen schon 200 Menschen in der Schlange.“ Vor allem Naschereien wie Dresdner Stollen und Marzipan fänden viele russische Käufer. „Manche wollen aber einfach nur  wissen, wie ein Adventskalender funktioniert und warum da ausgerechnet 24 Türchen geöffnet werden müssen.“

Bildschirmfoto 2016-11-16 um 13.03.00Ein Höhepunkt ist in jedem Jahr der Verkauf der über 40 Lebkuchenhäuser, die Tusk mit seinen Mitstreitern in mühevoller Heimarbeit herstellt und mit Zuckerguss beklebt. „Oft sind die innerhalb von zwei Stunden ausverkauft“, sagt er. Wegen des Ansturms der Moskauer verzichtet die Botschaft inzwischen sogar auf auffällige Werbung für den Basar. Der Grund: Nach einer Ankündigung auf Facebook meldeten sich vor ein paar Jahren innerhalb mehrerer Stunden 10 000 Menschen für den Basar an. 300 000 Russen klickten den Gefällt-mir-Knopf. „Da haben unsere Sicherheitsleute fast einen Herzinfarkt bekommen“, erinnert sich Tusk und muss lachen. „So viel Platz haben wir auf dem Gelände der Botschaft ja gar nicht.“ Die Anmeldungen mussten abgesagt werden. Inzwischen kommen durchschnittlich etwa 2500 Besucher zu dem Fest.

Doch mit dem Kauf von Glühwein, Spekulatius und Co. tun die Besucher auch Gutes: Die Erlöse fließen an soziale Projekte oder  Einrichtungen wie das Zentrum für Sonderpädagogik in Moskau. Im vergangenen Jahr wurden so für 40 behinderte Kinder des Zentrums Geschenke gekauft. Auch eine Weihnachtsfeier konnte für die jungen Patienten finanziert werden. Unterstützung für den Basar kommt zudem aus der Wirtschaft: 40 deutsche Firmen, die in Moskau ansässig sind, beteiligen sich mit Sach- oder Geldspenden. Im vergangenen Jahr kamen so 30 000 Euro zusammen.

Birger Schütz

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