
Aeroflot gehört zu den angesehensten Unternehmen Russlands überhaupt. Die Flotte ist mit einem Durchschnittsalter von 5,3 Jahren eine der jüngsten der Welt, die Flieger sind pünktlich, die Bedienung ist freundlich – auch Ausländer sind in der Regel voll des Lobs.
Damit das so bleibt, will Aeroflot sich künftig voll auf die Langstrecke und das Premium-Segment konzentrieren und die „Brot- und Butterflüge“ seiner Tochter Pobeda überlassen. So steht es in einer auf die nächsten acht Jahre angelegten Strategie, die Aeroflot-Chef Vitalij Saweljew Mitte Juli Premier Michail Mischustin vorlegte.
Demzufolge wird der Billigflieger Pobeda künftig die bisherigen Kurz- und Mittelstrecken von Aeroflot bedienen. Die Pobeda-Flotte soll bis 2028 von heute 30 auf über 170 Flugzeuge ausgebaut werden, die Passagierzahl auf 55 bis 65 Millionen pro Jahr von den 10,3 Millionen, die 2019 befördert wurden. Davon würden auch die Fluggäste profitieren, so Aeroflot. Der höhere Anteil an Billigflügen soll die durchschnittlichen Ticketpreise um 30 Prozent sinken lassen.

Pobeda, Russlands einzige Billigfluggesellschaft, nahm erst 2014 den Betrieb auf, war zuletzt aber beim Passagieraufkommen bereits die Nummer vier in Russland. In acht Jahren soll sie die Nummer eins sein.
Ebenfalls große Pläne hat Aeroflot für seine Tochter Rossija. Deren Flotte soll sich von heute 62 auf 250 Flugzeuge vervierfachen. Sie übernimmt dabei sämtliche Maschinen aus einheimischer Produktion, die heute für Aeroflot im Einsatz oder bestellt sind. Aktuell betreibt Aeroflot 54 SSJ-100 (Suchoj Superjet), die knapp ein Fünftel seiner Flotte von derzeit 246 Flugzeugen ausmacht. Zum Vergleich: Lufthansa unterhält mit Stand von Ende Juli 280 Flugzeuge (109 im Einsatz, 171 geparkt).
Aeroflot war zu Sowjetzeiten die größte Fluggesellschaft der Welt. Das mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Unternehmen feiert 2023 sein 100-jähriges Bestehen. Die Aeroflot-Gruppe will ihre Passagierzahlen bis 2028 auf 130 Millionen im Jahr steigern. Das wären mehr als doppelt so viele wie 2019.
Tino Künzel