Zentrum für die Deutschen in der „deutschesten“ Region

Ende November wurde in Barnaul, der Hauptstadt der Altai-Region in Sibirien, ein Zentrum für kulturelle und geschäftliche Zusammenarbeit unter dem Namen „Deutsche des Altai“ eingeweiht. Es hat seinen Sitz im regionalen Deutsch-Russischen Haus und ist bereits die dritte derartige Einrichtung in Russland.

Mit Brot und Salz wurden die Gäste zur Eröffnung erwartet. (Foto: IVDK)

In keiner anderen russischen Re­­gion leben so viele ethnische Deutsche wie in der Altai-Region. Nach der letzten Volkszählung von 2010 sind es 50.701. Zahlreicher sind in der Region, die ungefähr doppelt so groß wie Österreich ist und 2,3 Millionen Einwohner hat, nur die Russen.

In den 1990er Jahren wurden die hiesigen Deutschen von der deutsch-russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen mit viel Aufmerksamkeit bedacht. Erhebliche Gelder flossen in die Entwicklung des Deutschen National­rajons, der im Altai 1991 wiederhergestellt wurde, und ab 1998 auch in die Restaurierung eines alten Kaufmannshauses, das fortan als Deutsch-Russisches Haus firmierte, sowie in die ethnokulturelle Arbeit, die dort geleistet wurde.

Omsk und Kaliningrad als erfolgreiche Beispiele

In den letzten Jahren hat sich die Funktion des Hauses in gewissem Maße gewandelt, weshalb die regionalen und überregionalen Organisationen der Russlanddeutschen sich dafür einsetzten, dass dort ein deutsches Kultur- und Geschäftszentrum einziehen kann. Die erfolgreichen Beispiele derartiger Zentren in Omsk und Kaliningrad überzeugten die regionalen Behörden. Am 25. November wurde in den Mauern des Deutsch-Russischen Hauses in der Gogol-Straße  44 von Barnaul feierlich das rote Band durchschnitten: Hier ist nun das Zentrum „Deutsche des Altai“ für kulturelle und geschäftliche Zusammenarbeit zu Hause.

Der Festakt fand in Anwesenheit von Bernd Fabritius statt, dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Barnaul war die letzte Station auf seiner ausgedehnten Dienstreise durch Russland, die den Bundesbeauftragten davor nach Moskau, Nowosibirsk und Tomsk geführt hatte, wobei er mit seinem russischen Amtskollegen Igor Barinow, dem Leiter der Föderalen Agentur für Nationalitätenfragen, unter anderem die 25.  Sitzung der Regierungskommission im Mai 2020 in Nowosibirsk erörterte.

Plattform für Unternehmenskooperationen

„Die Eröffnung des Kultur- und Geschäftszentrums der Russlanddeutschen in Barnaul ist ein Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland bei der Unterstützung der deutschen Minderheit“, sagte Bernd Fabritius bei der Zeremonie. Das neue Zentrum müsse eine Plattform für die Kooperation von kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Deutschland und der Altai-Region sowie von Vertretern aus Kultur, Bildung und Wissenschaft werden. „Die Form der Kultur- und Geschäftszentren, 2016 zunächst in Omsk und 2017 in Kaliningrad erfolgreich eingeführt, demonstriert das Innovationspotenzial der Russlanddeutschen und ihre Fähigkeit, auf die Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren“, so Fabritius.

Heinrich Martens als Präsident der Föderalen national-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen unterstrich die Aktualität des Ereignisses. „Jeder Zeit bringt neue Ideen hervor. Für uns muss es immer darum gehen, was im konkreten Moment wichtig ist für die Russlanddeutschen, die Re­­gion, in der sie leben, und die russisch-deutsche Zusammenarbeit insgesamt. Heute vollziehen wir einen Schritt, der im Interesse der Deutschen in der Altai-Re­gion, im Interesse der Region und im Interesse der russisch-deutschen Zusammenarbeit ist“, sagte Martens.

Swetlana Djomkina

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