Umverteilung auf dem Automarkt: Fünf chinesische Bestseller in Russland

Chinas Autobauer sind in Russland weiter auf der Überholspur. Im Juli haben sie erstmals die Konkurrenz aus Südkorea hinter sich gelassen und sind nun die Nummer zwei. Auf welche chinesischen Autos fahren die Russen besonders ab? Wir stellen die fünf meistverkauften Modelle vor.

Haval ist der einzige ausländische Autohersteller, der noch in Russland produziert, nämlich in Tula. (Foto: Haval)

Die Kollegen vom deutschen Nachrichtenportal n-tv.de haben kürzlich durchs Mikroskop geschaut und eine interessante Entdeckung gemacht: „Chinesische Autos – nun sind sie da.“ So war ein Artikel überschrieben, in dem es hieß, die Pkw aus Fernost rollten „erstmals in relevanter Zahl“ auf die Straßen Deutschlands. Ihr Anteil an einem schwachen Gesamtmarkt betrage laut Kraftfahrt-Bundesamt bereits fast ein halbes Prozent.

Jeder vierte Neuwagen ist ein Chinese

In Russland sind die Chinesen schon etwas länger da. Dass sie einen weitaus größeren Marktanteil als in Deutschland haben, ist im Zweifelsfall sogar mit bloßem Auge zu erkennen, aber auch statistisch belegbar. Bei 24,3 Prozent hat er im Juli nach Angaben der Agentur Awtostat gelegen. 8642 verkaufte Pkw chinesischer Marken allein in diesem Monat waren mehr als die knapp 7000, die in Deutschland in den ersten sieben Monaten zugelassen wurden.

Bemerkenswert war das allerdings vor allem deshalb, weil chinesische Hersteller damit erstmals einen höheren Absatz in Russland verzeichnen konnten als südkoreanische. Die kommen mit 21,2 Prozent Marktanteil nur noch auf Platz drei. Spitzenreiter bleiben die russischen Fabrikate mit 30,9 Prozent Anteil.

Viel Auto fürs Geld

Für den Kauf eines chinesischen Pkw in Russland sprechen vor allem die mehr als großzügige Grundausstattung, ein attraktives Design und eine passable Verarbeitung. Experten warnen hingegen vor erhöhter Rostanfälligkeit, möglichen Abstrichen bei der Sicherheit und vor vergleichsweise teuren Ersatzteilen bei eventuell langwieriger Anlieferung aus China. Während das meistverkaufte Auto in Russland mit dem Lada Granta eine Billiglimousine ist, sind die Chinesen auf dem russischen Markt nahezu ausschließlich mit SUV vertreten, die vergleichsweise viel Auto fürs Geld bieten.

Letztlich ist die stark gestiegene Präferenz für chinesische Marken, deren Marktanteil noch Anfang des Jahres nur 9,5 Prozent betrug, auch auf die Schwierigkeiten der Mitbewerber zurückzuführen. Nahezu alle ausländischen Hersteller haben ihre Produktion in Russland zumindest ausgesetzt, wenn nicht aufgegeben (Renault, General Motors). Die Sanktionen haben auch den Import westlicher Marken praktisch zum Erliegen gebracht. Immerhin ging es mit den Verkäufen im Juli (32.412) weiter leicht aufwärts. Die Talsohle war im Mai (24.268) erreicht worden.

Aber kommen wir zu den fünf meistverkauften chinesischen Modellen in Russland.

1. Geely Coolray

Geely Coolray (Foto: Stringfixer.com)

Der Coolray ist aktuell die Nummer eins unter den chinesischen Autos in Russland (laut Awtostat 1219 Stück im Juli). Der SUV ist mit einem 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo ausgestattet, der wahlweise 150 oder 177 PS leistet. Der Durchschnittspreis beim Händler in Russland liegt bei ca. 1,5 Millionen Rubel, das sind etwa 24.000 Euro. Geliefert wird aus Belarus, wo Geely seit 2017 ein Werk betreibt.

2. Haval Jolion

Haval Jolion (Foto: Haval-clubs.ru)

Haval ist der einzige chinesische Autobauer mit eigener Produktion in Russland. 2019 wurde das Werk in Tula eröffnet und war damit der erste ausländische Standort der Tochter des Herstellers Great Wall Motor. Jolion ist Havals Bestseller in Russland und verkaufte sich in den ersten sieben Monaten des Jahres sogar besser als im Vorjahreszeitraum. Das gelang aus den Top 25 der meistverkauften Autos auf dem Markt keinem anderen, fast alle verloren massiv.

3. Chery Tiggo 7 Pro

Chery Tiggo 7 Pro (Foto: Chery)

Chery ist ein 1997 gegründeter staatlicher Autoproduzent, der als erster den Export ins Ausland aufnahm. Von 2006 bis 2008 liefen Autos der Marke bei Awtotor in Kaliningrad vom Band, heute werden sie vollständig aus China importiert. Der Tiggo 7 Pro ist das mittlere von drei in Russland erhältlichen Modellen. Das maximal 186 Kilometer pro Stunde schnelle Fahrzeug ist auf der offiziellen Webseite mit Preisen ab 2,3 Millionen Rubel (37.000 Euro) ausgewiesen.

4. Chery Tiggo 4

Chery Tiggo 4 (Foto: Chery)

Noch ein Volumenmodell von Chery ist der kleinere Tiggo 4, der als Stadtauto für eine jüngere Kundschaft beworben wird. Der 1,5-Liter-Turbomotor mit 147 PS beschleunigt den 2018 eingeführten SUV in weniger als zehn Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. Laut Webseite beginnen die Preise bei 1,7 Millionen Rubel. In der Fachpresse werden als mittlerer Händlerpreis jedoch nur etwas über 1,3 Millionen Rubel genannt, also ca. 21.000 Euro.

5. Geely Atlas Pro

Geely Atlas Pro (Foto: Geely)

Geely ist ein Automobilriese, der 2010 etwa die Traditionsmarke Volvo gekauft hat. Und so kommt es, dass unter der Haube des Atlas Pro derselbe von den Schweden hergestellte Motor werkelt wie im Volvo XC40. Seine 174 PS können mit einem Sieben-Gang-Getriebe sehr präzise auf die Straße gebracht werden. Das Äußere ist betont an europäische Geschmäcker angelehnt, innen bietet das 4,54 Meter lange Auto viel Platz.

Tino Künzel

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