Russischer Schulanfang: Mit Blumen, ohne Zuckertüte

Weil der 1. September auf einen Sonntag fiel, ist ausnahmsweise heute russischer Schulanfang. Wie liest er sich in Zahlen?

Auch ein festliches Äußeres gehört zum Schulanfang, hier an einer Schule in Moskau (Foto: Sofja Sandurskaja/AGN Moskwa)

100 Tage

Sommerferien liegen hinter den russischen Kindern und Jugendlichen, wenn für sie das neue Schuljahr beginnt. Das ist ein Europarekord. Die nächsten Plätze belegen Italien (95 Tage) und Lettland (92). Mit über 14 Wochen sind die großen Ferien in Russland mehr als doppelt so lang wie in Deutschland.

1935

wurde in der Sowjetunion der 1. September als einheitlicher erster Schultag eingeführt. Seit 1984 steht er als „Tag des Wissens“ im Festkalender. Zentrales Ritual: Beim Appell trägt ein Elftklässler eine Erstklässlerin auf der Schulter im Kreis herum. Sie läutet mit einem Glöckchen quasi das Schuljahr ein.

2.000.000

Kinder wurden nach offiziellen Angaben im Vorjahr russlandweit eingeschult, ein Zuwachs von 8,7 Prozent gegenüber 2022. Die Zahl für dieses Jahr ist noch nicht bekannt. Wegen der seit Mitte der 2010er Jahre sinkenden Geburtenzahlen wird aber tendenziell mit einem spürbaren Rückgang gerechnet.

26

erste Klassen werden in der Schule Nr. 75 im südrussischen Rostow am Don eingerichtet, um 850 Schulanfänger aufnehmen zu können. Die Schule mit ihren 1340 Plätzen wurde 2019 eröffnet und ist die einzige in einem neuen Stadtteil mit 70.000 Einwohnern. Gelernt wird daher im Drei-Schicht-Modus.

15%

der Schüler an staatlichen Schulen in Russland können nur nachmittags lernen. Weil die Plätze längst nicht reichen, um alle gleichzeitig zu unterrichten, ist es an vielen Schulen gängige Praxis, dass der Schulbetrieb in zwei Schichten erfolgt. Die mittlere Schülerzahl in den ersten Klassen lag 2022 bei 22 – in Dorfschulen bei 13, in Städten bei 28.

7300

Schulen in Russland sollen bis 2026 renoviert werden. Das Programm läuft seit 2022, laut Bildungsministerium ist es bereits zu über der Hälfte erfüllt. Mancherorts fehlt es am Allernötigsten. So haben in der Re­gion Tuwa die meisten Schulen kein fließend Wasser, keine Kanalisation und keine Fernheizung.

55.634 Rubel

betrug laut staatlichem Statistikdienst Rosstat das durchschnittliche Lehrergehalt im Jahr 2023, was etwa 550 Euro entspricht. Die Abweichungen nach oben wie auch nach unten sind dabei je nach Region beträchtlich. In Moskau verdienten Lehrkräfte im Schnitt 111.744 Rubel, in der nahegelegenen Region Iwanowo mit 33.980 Rubel weniger als ein Drittel dieser Summe.

3000 Rubel

sind die Obergrenze für kleine Aufmerksamkeiten, die Eltern dem Lehrpersonal legal erweisen dürfen, also umgerechnet rund 30 Euro. Alles, was darüber hinausgeht, werten die russischen Gesetze als Bestechung. Am ersten Schultag werden die Klassenlehrer von ihren Schülern meist mit Blumensträußen, Süßigkeiten und dergleichen mehr beschenkt.

Zusammengestellt von Tino Künzel

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