Wie Netzwerke die Karriere fördern

Networking wird in der globalen Arbeitswelt immer wichtiger. Interessante Kontakte können nicht nur auf Messen, Konferenzen und Seminaren, sondern auch auf Xing und LinkedIn geknüpft werden. Aber wie macht man es richtig?

Teilnehmer des Young-Leaders-Seminar in Kursk beim Netzwerken / Foto: Wlad Malyschko.

Jede Kommunikation basiert auf gegenseitigem Interesse. Das kennt Nadeschda Sotnikowa in ihrer Arbeit als Vorsitzende des Vereins „Freundeskreis Kursk-Witten“ nur zu gut. „Ich muss oft die ersten Schritte machen, um die richtigen Kontakte für unseren Verein zu finden.“ Schüchtern dürfe man da nicht sein. Ein Rezept, wie man erfolgreich netzwerken kann, hat Sotnikowa nicht, aber „man sollte versuchen, interessant, modern und ergebnisorientiert zu sein. Der Gesprächspartner kann da nicht Nein sagen.“ Neue und interessante Kontakte konnte die junge Frau beim Young-Leaders-Seminar in Kursk und Schelesnogorsk, das den Komunalpartnerschaften gewidmet war, knüpfen.

Seit 1994 bietet das Deutsch-Russische Forum deutschen und russischen Nachwuchskräften eine Plattform, vier Tage lang, sich nicht nur über die deutsch-russischen Beziehungen auszutauschen, sondern auch zu vernetzen. Ob in der Kaffeepause zwischen den einzelnen Panels oder bei einem Bier, nach einem anstrengenden Besichtigungstag.

So etwas nennt man im Fachjargon egozentrisches Netzwerk, sagt Dieter Bensmann, Netzwerk-Experte und Karriere-Coach. „Das Ich steht dabei im Zentrum. Sei es beruflich, freundschaftlich oder familiär.“ Dem gegenüber stehen Netzwerke als Organisationsform, die zwischen Markt und Kooperation eingeordnet werden können. Das Besondere an Netzwerken sei es, dass sie im Vergleich zum Markt etwas verbindlicher sind, weil sie einen Rahmen hätten, aber etwas unverbindlicher als Kooperationen.

Geben und Nehmen

Am besten funktionieren Netzwerke, wenn sie Nutzen generieren, von dem die Mitglieder überzeugt sind, sagt Bensmann. Es gehe es schließlich um Geben und Nehmen. Häufig passiere es jedoch, dass viele geben wollen. „Weil alle denken, wenn sie sich als Geber großzügig zeigten, dann würden sie nicht nur eine schöne Charaktereigenschaft, sondern sich auch kompetent zeigen.“ Der Tausch soll jedoch lebendig bleiben. „Am Ende muss der Saldo Null ergeben“, sagt Bensmann. Und das funktioniere am besten, wenn das Netzwerk nicht aus homogenen, sondern unterschiedlichen Gruppen besteht. Entscheidend ist aber, dass aus Netzwerken Kooperationen entstehen. Und je mehr, desto wirksamer sind sie, resümiert der Experte.

Erfolgreich ist das Young-Leaders-Seminar auch für Steve Beyer angelaufen. Der Geschäftsführer der Mitteldeutschen Vermögensverwaltung Weigelt & Co. GmbH in Wien überlegt sich stets, welche Personen sich durch ihn kennenlernen sollten. Das sei seiner Meinung wichtig, denn „in ein Netzwerk sollte man zuallererst selbst investieren, sich einbringen und anbieten“, so Beyer. Beispielsweise lernte er beim Seminar in Kursk einen Vertreter für den Vertrieb von Landmaschinen kennen. Zwei Wochen später traf er in Wien beim Russlandtag der WKO (Die Wirtschaftskammer Österreich) den Direktor eines österreichischen Unternehmens, welches Landmaschinen nach Russland vertreiben will. Dort habe er einen Kontakt herstellen können.

Solche positiven Impulse möchte das Deutsch-Russische Forum auch nach dem Seminar initieren, indem Teilnehmer dem Alumni-Netzwerk beitreten können. Dieses Angebot plant Bayer auch in Zukunft zu nutzen. Denn so hofft der 39-Jährige, sein „Netzwerk erweitern zu können, und andere Städte in Russland bei diversen Veranstaltungen kennenzulernen.“

Qualität vor Quantität

Netzwerke werden in allen Ländern immer wichtiger, sagt Christiane Wolff, Chief Corporate Communications Officer bei Serviceplan. Das bestätigt auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). So werden bis zu zwei Drittel der zu besetzten Stellen überhaupt nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern über persöhnliche Kontakte und Empfehlungen.

„Tendenziell haben Männer mehr Strategie, wenn sie netzwerken.“ Davon können sich Frauen etwas abschneiden, meint Wolff, die vor 17 Jahren das Frauennetzwerk „Nettwerk“ gegründet hat. Was im persönlichen Kontakt einzelner Frauen begann, ist heute auf rund 800 Frauen in München gewachsen. „Die Idee war, sich geschäftlich auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und Jobs in die Runde zu geben“, erzählt Wolff. Doch reine Frauennetzwerke seien nicht mehr zeitgemäß. „Erst wenn wir in Netzwerken beide Geschlechter einbeziehen, wird es eine gerechtere Businesswelt geben“, so die Expertin.

Dass Frauen sich beim Netzwerken manachmal geschickter als Männer anstellen, davon ist Adrian Schairer überzeugt. „Männer sind da oft sehr direkt, fragen gleich nach der Visitenkarte und gehen zum nächsten potentiellen Kontakt weiter“, erklärt der Assistent der Geschäftsführung bei EkoNiwa-APK Holding in Woronesch. Auch beim Young-Leaders-Seminar in Kursk ging es ihm in erster Linie darum, dass Gegenüber kennenzulernen, und eventuell gemeinsame Interessen zu finden. „Denn ein Kontakt, der aus einem guten Gespräch entstanden ist, bringt mir viel mehr, als eine bloße Visitenkarte. Für mich steht beim Netzwerken die Qualität vor der Quantität.“

Katharina Lindt 

Netzwerk-Tipps

Christiane Wolff, Chief Corporate Communications Officer bei Servieplan

Kommunikations-Expertin Christiane Wolff / Foto: Privat.

1. Bereiten Sie sich vor, wenn Sie auf eine Messe oder Konferenz gehen. Schauen Sie sich die Teilnehmerliste an: Nutzen Sie soziale Netzwerke wie Xing oder Linkedin, um sich über die Teilnehmer zu informieren. So können Sie sich im Vorfeld Fragen überlegen, mit denen Sie auf die Personen zugehen können.

2. Informieren Sie sich, was es für Netzwerke gibt. Fragen Sie Menschen, die in den Branchen oder Netzwerken unterwegs sind, in die Sie auch möchten.

3. Schätzen Sie ihre Zeit und ihr Engagement richtig ein. Wie viel haben Sie davon und wie viel können Sie für das Netzwerk einbringen. Entscheiden Sie dann, in welche Netzwerke sie gehen wollen. Das wichtige beim Netzwerken: Was können Sie geben, bevor Sie ausgehen können, dass Sie etwas zurückerhalten.

4. Schätzen Sie ihre Kapazitäten ein: Welche Themen können Sie anbieten, welche Expertise haben sie, welche Vernetzungen können Sie weitergeben.

5. Am nächsten Tag sollte man sich überlegen, wie man nochmal Kontakt aufnehmen kann. Spielen Sie auf etwas an, was an dem Abend Thema war. Man sollte die Kontakte halten, um die Menschen wiederzusehen. Schließlich schmeichelt es der Person, wenn man an sie denkt.

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