Moskauer Leuchtturm für Ukrainer

Die Stiftung für Flüchtlingshilfe „Haus mit dem Leuchtturm“ arbeitet mit den ukrainischen Flüchtlingen in Moskau. Die MDZ sprach mit drei Betreuerinnen von Flüchtlingsfamilien darüber, wie die Hilfe konkret aussieht und mit welchen Problemen sie konfrontiert werden.

Im Lager finden Flüchtlinge aus der Ukraine Kleidung und Bedarfsgüter
Im Lager der Hilfsorganisation (Foto: Tatjana Schutschkowa)

Die Frage, warum sich die Betreuerinnen in die Flüchtlingshilfe eingeschaltet haben, klingt etwas dumm. Es ist auch so alles klar. Aber sie nicht zu stellen, geht auch nicht, hier ist die persönliche Geschichte wichtig. Jeder hat seinen eigenen Hintergrund.

Drei Betreuerinnen

Jelena (65) zum Beispiel, Mutter von fünf Kindern, ist Rentnerin. Sie war sehr besorgt um ihre Freundin in Mariupol (mit ihr ging alles gut aus) und konnte einfach nicht zu Hause sitzen. „Man muss etwas tun.“ Und Jelena wurde Betreuerin.

Im Unterschied zu ihr ist Anastasija (31) kein Neuling bei den Volontären. Sie hat sich bereits 2007 in den USA den Volontären angeschlossen. Warum wurde sie Betreuerin? „Ich hatte es satt, immer nur zuzuschauen. Schrecken und Unwägbarkeiten ringsum.“

Jekaterina (28) arbeitet im Bereich Internationale finanzielle Berichterstattung. Sie ging ihren eigenen Weg zur Betreuerin und wie es scheint, ist er nicht selten. Sie begann mit Spenden, aber als die Gründerin der Stiftung „Leuchtturm“ auf Telegram einen Aufruf veröffentlichte, wurde sie Betreuerin. Das war Ende Juli. Damals war das Problem der ukrainischen Flüchtlinge in Russland und auch in Moskau sehr groß geworden.

Teuere Qudratmeter

Nach Moskau, wie Jelena sagt, kommen gewöhnlich nur die, die in der Hauptstadt oder im Umland jemanden haben. Jelena arbeitete mit einer Familie, die von Verwandten aufgenommen wurde: eine kleine Datscha am Rande des Moskauer Gebietes, 45 Quadratmeter, im Dachgeschoss kamen Mutter, Vater und fünf Töchter unter. „Ich ging dorthin. Es war schmerzhaft, das alles zu sehen“. Aber diejenigen, die in Moskau bleiben wollen, weil es größere Chancen für Arbeit gibt, müssen oft Wohnraum mieten. Und das ist den Worten der Betreuer zufolge eines der größten Probleme der Flüchtlinge, die buchstäblich nichts mitnehmen konnten, um sich an einem neuen Ort niederzulassen. Anastasija: „Die Höhe der Einnahmen in der Ukraine und der Ausgaben in Moskau sind nicht vergleichbar.“ Anastasija fährt fort, dass die Betreuer den Vermietern oft erläutern müssen, dass die polizeiliche Anmeldung eines ausländischen Staatsbürgers keinerlei Gefahr für ihr Eigentum darstellt. „Das wird in der Erhöhung der Nebenkosten keinen Niederschlag finden.“

Haus mit dem Leuchtturm unterstützt Flüchtlinge aus der Ukraine
An diese Tür können Flüchtlinge aus dem Kampfgebiet klopfen (Foto: Tatjana Schutschkowa)

Mit und ohne Diplom

Ein zweites offensichtliches Problem ist die Arbeit. In der Stiftung gibt es einen HR-Fachmann, der in Fragen der Arbeitssuche und der Anstellung hilft. „Die Mehrheit der Arbeitgeber möchte keine Flüchtlinge einstellen, wenn sie keine Steuerresidenten sind. In solchen Fällen müssen Arbeitgeber mehr Steuern bezahlen und zusätzliche Berichte erstellen“, äußert sich Anastasija.

Aber auch für diejenigen, die schon die russische Staatsbürgerschaft angenommen haben, ist es nicht leicht. Jekaterina berichtet von Ablehnungen von Bewohnern aus dem Donezker und Lugansker Gebiet: „Die Sicherheitsabteilung der Arbeitgeber weist sie ab.“ Ohne Angabe von Gründen. Medizinisches Personal ist ein besonderes Thema. „Bei meiner Tochter auf Arbeit gibt es zwei Tierärzte aus Mariupol“, erzählt Jelena. Aber Allgemeinmediziner können schwerer eine Anstellung finden, meint Anastasija. Sie müssen ihre Diplome erstmal anerkennen lassen und eine Prüfung bestehen. „Das kann besonders für die ältere Generation ein Problem sein.“

Ewige Suche

Die Flüchtlinge mit Wohnraum, lebensnotwendigen Dingen und Arbeit zu versorgen, sind Routineaufgaben, die die Betreuerinnen ständig lösen müssen. Aber es gibt auch saisonbedingte Aufgaben. Jelena: „Zum 1. September müssen Kinder für die Schule ausgestattet werden, aber die Eltern haben nichts.“ Dazu kommt nach den Worten Jekaterinas noch das Problem der Anpassung. Nicht überall werden die Kinder aus der Ukraine freundlich aufgenommen. Das geht bis hin zu Schikane. Hier kann entweder ein Gespräch des Betreuers mit dem Direktor helfen oder es wird bei der Suche nach einer toleranteren Schule geholfen.

Im Großen und Ganzen besteht die Arbeit des Betreuers aus ewiger Suche. Die erste Familie, die Jekaterina betreut hat, war sehr schwierig. Das Mädchen hatte Splitterverletzungen und Hautverbrennungen. Das Kind benötigte nicht nur Medikamente, sondern auch spezielle Cremes, Öle und Kleidung, die es vollständig vor Sonnenstrahlung schützten.

Evakuierung? Eher Flucht

Jeder Betreuer hat seine eigenen Geschichten und Begebenheiten. Nicht alle sind so schrecklich wie bei Jekaterinas ersten Schützlingen. So erzählte Anastasija die Geschichte von der geglückten Suche nach einer Geige für ein Kind. Auch ein Geigenlehrer fand sich, der Online-Unterricht gab. Aber bei jedem einzelnen Fall gibt es tiefe traumatische Wunden, die Menschen kamen aus Kriegsgebieten. Das ist keine Reise in die blühende russische Metropole. Diese Menschen sind Flüchtlinge. Man kann und muss ihnen helfen.

Website des Projektes: www.mayak.fund

Igor Beresin

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